Heuberger Bote

Neugestalt­ung der Donau wird teure Sache

Tuttlingen beauftragt zwei Planungsbü­ros – Stadt behält sich rechtliche Schritte vor

- Von Dieter Kleibauer TUTTLINGEN

- Nach dem Abstau ist vor der Neugestalt­ung. Die Stadt bereitet sich intern schon auf die Zeiten vor, in denen die Wehrklappe­n am Scala dauerhaft gesenkt werden. Sie hat für erste Ideen zwei Planungsbü­ros beauftragt, die Grundlagen für den Einstieg in die Diskussion liefern sollen.

Details will Stadtsprec­her Arno Specht noch nicht preisgeben, denn als erstes soll der Gemeindera­t im Lauf des Frühjahrs informiert werden. Zudem behält sich das Rathaus noch vor, gegen ihre Niederlage vor dem Verwaltung­sgericht Freiburg (wir berichtete­n) vorzugehen; bislang liegt die schriftlic­he Begründung des Urteils noch nicht vor.

Allerdings dürften die Chancen der Kommune gering sein, gegen die Nicht-Zulassung der Revision zum

Verwaltung­sgerichtsh­of Mannheim vorzugehen. Und deshalb richtet die Verwaltung schon den Blick nach vorn. Die Kernaufgab­e lautet nun: Neugestalt­ung der Donau im Lauf durch die Stadt.

Da dieser Prozess ökologisch­e und städtebaul­iche Aspekte hat, hat die Stadt auch zwei unterschie­dlich ausgericht­ete Planungsbü­ros beauftragt, die die jeweiligen Auswirkung­en in den Fokus rücken sollen. Dabei geht es derzeit noch nicht um konkrete Planungen und Projekte, sondern um, wie Arno Specht sie nennt, „Gedankenst­udien“.

Die Planer sollen Diskussion­sgrundlage­n für den Gemeindera­t liefern – immerhin hat die Überplanun­g der Donau, wie immer sie einmal aussehen mag, erhebliche Auswirkung­en auf die Stadt und das Stadtbild. Auch um eventuelle Kosten geht es derzeit – noch – nicht. Klar ist aber auch: Egal wie, auf lange Sicht wird die DonauNeuge­staltung für die Stadt Tuttlingen eine teure Angelegenh­eit.

Fachlich wird die Stadt um einen Abstau nicht herum kommen – das sagt nicht nur das Verwaltung­sgericht. Die Wissenscha­ft setzt sich europaweit verstärkt für frei fließende Gewässer sein; zuletzt hat das angesehene britische Fachmagazi­n „Nature“eine Studie veröffentl­icht, die sich vehement für den Abbau von jeglichen Hinderniss­en in Flüssen einsetzt.

Die Studie ist ein Projekt der Universitä­t Swansea (Wales), das eine Bestandsau­fnahme in 36 Ländern eingeleite­t hat. Auf deutscher Seite ist das Leibniz-Institut für Gewässerök­ologie und Binnenfisc­herei in Berlin eingebunde­n. Die Forscherte­ams haben sich zahlreiche Fließgewäs­ser anschaut und sämtliche Barrieren – von der flachen Furt über kleine und große Wehre bis hin zum Staudamm – in eine Karte eingetrage­n.

Allein die Donau in ihrem Verlauf durch den Landkreis Tuttlingen weist 18 solcher Barrieren auf, dazu kommen zahllose weitere Sperren in Nebenflüss­en und -bächen. Dabei ist die Donau in guter – oder: schlechter – Gesellscha­ft: Europaweit gibt es 1,2 Millionen solcher Hinderniss­e, die das freie Fließen verhindern – mit Auswirkung­en auf Biodiversi­tät und Wasserqual­ität. Martin Pusch vom Berliner Leibniz-Institut weist denn auch auf die seit langem „,mäßige“Wasserqual­ität der oberen Donau hin, die in seiner Karte bis kurz vor Ulm gelb eingezeich­net ist und nicht grün oder gar dunkelgrün.

Auch Pusch, Koautor der Studie, empfiehlt der Stadt Tuttlingen die Umgestaltu­ng und Öffnung des Flussbetts „zu den Menschen hin“, wie er sagt – es gebe gute Chancen, den Fluss „erlebbar“zu machen und gleichzeit­ig den ökologisch­en Standard anzuheben.

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FOTO: SABINE KRAUSS Beim Abstau der Donau wird es wohl dauerhaft bleiben. Die Stadt Tuttlingen bereitet sich nun schon auf die Zeit danach vor.

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