Stein für Stein zum neuen Sportheim
SV Wurmlingen startet kreative Spendenaktion, um Kosten für das Großprojekt zu decken
- Auf dem Fußballplatz ist es corona-bedingt erst einmal ruhig. Hinter den Kulissen bewegt sich beim Sportverein Wurmlingen allerdings so einiges. Denn noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten für das neue Sportheim beginnen. Das Großprojekt ist lang ersehnt, verlangt dem Verein aber finanziell viel ab. Also sind Spender und Sponsoren gesucht – keine leichte Aufgabe in Zeiten einer Pandemie. Doch der SV Wurmlingen ist zuversichtlich.
Auf einer Nutzfläche von 400 Quadratmetern soll das neue Sportheim neben einer Küche und verschiedenen Lagerräumen vier Umkleidekabinen, zwei Schiedsrichterbereiche für Herren und Damen, moderne Sanitäranlagen, einen Gastund Mannschaftsraum und ein separates Geschäftszimmer beherbergen, wie Oliver Schöpf, der Vorsitzende des Vereins, erklärt. Durch die Trennung von Geschäftszimmer und Mannschaftsraum sei es möglich, das künftige Sportheim für Veranstaltungen zu vermieten. Auch eine überdachte Terrasse wird es geben.
Notwendig ist das neue Gebäude gleich aus mehreren Gründen. Zum einen sei das bisherige Sportheim mächtig in die Jahre gekommen. „In die Duschen traut man sich nur noch mit Badelatschen rein“, beschreibt Sebastian Zepf den Zustand der Sanitäranlagen und lacht. Er leitet beim SV Wurmlingen das Neubau-Projekt. Außerdem fehlt es an Platz: So sei beispielsweise der Geschäfts-PC in der eigentlichen SchiedsrichterUmkleide untergebracht. „Wir wollen als Verein attraktiv bleiben. Da ist es wichtig, dass wir in unsere Infrastruktur investieren“, sagt Schöpf.
Unumgänglich ist der Umzug des Vereinsheims aber auch, weil die Gemeinde auf dem bisherigen Hauptsportplatz ein neues Wohngebiet plant. Die Erschließungsarbeiten sollen Mitte dieses Jahres beginnen. Bis der Neubau steht, darf der SV Wurmlingen sein bisheriges Vereinsheim aber weiter nutzen. „Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde funktioniert sehr gut“, so Schöpf.
An dem neuen Standort, direkt zwischen Kunstrasenplatz und Rasenplatz im Sportgelände Frauenwiese, ist dann auch endlich die benötigte Infrastruktur vorhanden. Dort sind die Umkleidekabinen bislang provisorisch in Containern untergebracht, sanitäre Anlagen gibt es direkt an den Plätzen nicht. „Mit dem Neubau sind wir dann nicht mehr so entzerrt, sondern haben alles kompakt zusammen an einem Platz“, stellt Schöpf in Aussicht.
Die Kosten für den geplanten Neubau sind für den Wurmlinger Verein allerdings nicht ganz leicht zu stemmen. „Das ist das größte Projekt in der 70-jährigen Geschichte des Vereins“, sagt Schöpf. Er rechnet mit einer Bruttobausumme von rund 900 000 Euro. Zwar gibt es sowohl von Seiten der Gemeinde als auch von Seiten des Württembergischen Landessportbunds finanzielle Unterstützung. „Es bleibt aber immer noch eine Finanzierungslücke“, betont Schöpf. Diese sei nicht zu unterschätzen und alleine durch die Rücklagen des Vereins nicht zu decken. Der Vorsitzende setzt deshalb zum einen auf die Eigenleistungen der Vereinsmitglieder. Zum anderen sollen Spenden und Sponsoring dabei helfen, das neue Sportheim zu finanzieren.
Sebastian Zepf will das Neubauprojekt deshalb auf digitalem Weg so bekannt wie möglich machen. Schließlich sei es derzeit nicht möglich, Firmen oder Privatpersonen zu besuchen, um das Bauvorhaben persönlich vorzustellen. „Es war dann schnell klar, dass wir unkonventionelle Wege gehen wollen“, sagt er. Also habe er sich mit seinem Vereins-Kollegen Michael Großmann zusammengesetzt und Ideen gesammelt. Herausgekommen ist unter anderem die Aktion „Kauf dein Stein“.
„Wir dachten uns, es ist schwer, ohne Gegenleistung Spenden zu bekommen“, erklärt Zepf. „Und eine Einfahrt oder eine Terrasse, die genug Fläche bietet, gibt es immer.“Also verkauft der Verein personalisierte Pflastersteine, die zum Beispiel mit dem Namen des Spenders versehen werden können. Die großen Steine mit 40 auf 40 Zentimetern gibt es für 500 Euro, die kleineren Steine in der Größe 20 auf 20 Zentimeter für 150 Euro.
„Die Resonanz ist super“, zeigt sich Zepf zufrieden. Etwa die Hälfte der geplanten Stein-Kapazität sei bereits verkauft und noch immer reiße das Interesse an der Aktion nicht ab. Unter den bisherigen Unterstützern seien Sponsoren des Vereins, Unternehmen aus dem Ort aber auch Privatpersonen und sogar ein befreundeter Fußballverein. „Das hat uns riesig gefreut, das ist wirklich gelebte sportliche Kameradschaft“, sagt Schöpf.
Bekannt machen will Zepf das Neubauprojekt zudem mit Hilfe eines Videos. Darin kommen neben den verantwortlichen Vereinsmitgliedern auch Bürgermeister Klaus Schellenberg und verschiedene Sponsoren des Vereins zu Wort. „Viele Leute wissen ja nicht, dass das Projekt schon seit geraumer Zeit läuft“, sagt er. Auch ein Spendenkonto sei eingerichtet.
Dennoch ist Zepf und Schöpf bewusst, dass es bis zur Kostendeckung noch einen langen Atem braucht. „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen“, sagt Sebasatian Zepf. Schließlich bleibe bis zur Fertigstellung des Neubaus auch noch etwas Zeit. „Das wird sicherlich nicht die letzte Aktion sein, die der SV Wurmlingen im Zusammenhang mit dem Projekt Neubau veranstaltet“, sagt er.
Die nächsten Schritte bis zur Umsetzung des Bauvorhabens hat der SV Wurmlingen bereits im Visier. „Die nächste Phase ist die Statikplanung“, so Schöpf. Anschließend stehe auch schon der Bauantrag und die Ausschreibung an. Mit den Bauarbeiten will der SV Wurmlingen im dritten Quartal dieses Jahres beginnen, sodass das neue Vereinsheim im Herbst 2022 fertig werden kann.
Und die Vorfreude auf das neue Gebäude ist groß – auch mit Blick auf die Gemeinschaft, die bis zur Fertigstellung des Baus hoffentlich wieder uneingeschränkt möglich ist. „Wenn diese Zeit vorbei ist und man wieder zusammensitzen kann, dann ist die Lust auf ein gemeinsames Bier nach dem Training bestimmt umso größer“, sagt Zepf.
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es Online unter www.sportverein-wurmlingen.de/ neubau