Großer Bahnhof – große Fußballmarke?
Fenerbahce Istanbul hofft auf Mesut Özil, doch der spielte sein letztes Punktspiel für den FC Arsenal im März 2020
Definitiv kein WM-Eishockey in Minsk
Der wirtschaftliche Druck war am Ende zu viel: Nach monatelangen Protesten hat sich der Eishockey-Weltverband IIHF nun doch dazu durchgerungen, CoGastgeber Belarus die Weltmeisterschaft in diesem Jahr zu entziehen. „Aus Sicherheitsgründen, die außerhalb der IIHF-Kontrolle liegen“, sei diese Entscheidung „unvermeidlich“gewesen, teilte der Weltverband nach einer Videokonferenz des Exekutivkomitees mit. Die Kritik an einer WM in Minsk war angesichts der Machenschaften von Machthaber Alexander Lukaschenko zuletzt immer größer geworden. Neben dem internationalen politischen Druck drohten am Wochenende gleich mehrere langjährige WM-Sponsoren mit ihrem Rückzug, sollte Belarus als Co-Gastgeber bestätigt werden. „Die heute getroffene Entscheidung ist wohlüberlegt, konsequent und logisch. Ausrichter Belarus kann die Voraussetzungen nicht garantieren, die notwendig sind, um in diesem Jahr ein würdiger Gastgeber einer Eishockey-WM zu sein“, sagte Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes und Mitglied des Exekutivkomitees. „Letztlich ist dieser Schritt in einer sehr sensiblen Lage ohne Alternative gewesen.“Eigentlich sollte die WM vom 21. Mai bis 6. Juni im lettischen Riga und in Minsk stattfinden. Als Alternativen im Gespräch waren zuletzt nur Riga als Spielort oder die Ausweichnationen Dänemark oder die Slowakei. Spätestens in einer Woche soll es nun Klarheit darüber geben, wo gespielt wird. (dpa)
Tour mit Titelverteidiger
Vorjahressieger Tadej Pogacar (Foto: dpa) tritt zur Verteidigung des Gelben Trikots bei der Tour de France (26. Juni bis 18. Juli) an. Das teilte sein Rennstall UAE-Team Emirates am Montag mit. Pogacar hatte sich im vergangenen Jahr zum jüngsten Tour-Sieger seit 116 Jahren gekrönt. Ergänzt wird das Aufgebot von UAE-Team Emirates unter anderem von Senkrechtstarter Marc Hirschi (Schweiz), der Anfang Januar vom Sunweb-Team verpflichtet wurde, und dem norwegischen Routinier Alexander Kristoff. Zudem plant Pogacar die Teilnahme an der Vuelta (14. August bis 5. September). Pogacar hatte bei der vergangenen TourAusgabe erst auf der vorletzten Etappe in einem denkwürdigen Zeitfahren seinem slowenischen Landsmann Primoz Roglic (Jumbo-Visma) das Gelbe Trikot entrissen. Jünger als Pogacar war im Jahr 1904 lediglich der damals 19-jährige Henri Cornet aus Frankreich. (SID)
Blutdoping-Urteil: Arzt legt Revision ein
Der Erfurter Doping-Arzt Mark S. geht gegen das Urteil des Landgerichts München vor und wird Revision vor dem Bundesgerichtshof (BGH) einlegen. Das teilte sein Anwalt Juri Goldstein mit. Der Mediziner argumentiert demnach, dass es einen „erheblichen Verstoß“gegen den Grundsatz eines fairen Verfahrens gegeben habe. Mark S. war am vergangenen Freitag wegen jahrelangen Blutdopings an Sportlern und gefährlicher Körperverletzung zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Zudem bekam er ein Berufsverbot von drei Jahren. Der BGH in Karlsruhe muss entscheiden, ob vor dem Landgericht München II Verfahrensfehler gemacht wurden. Die Staatsanwaltschaft teilte auf Anfrage mit, noch nicht entschieden zu haben, ebenfalls Revision einzulegen. Goldstein schrieb als Begründung für den Schritt in einer E-Mail, dass das Landgericht die Chance vertan habe, „einen wertvollen Einblick in die ,verborgene‘ Welt des Sports zu erhalten“, indem es „dem Bestrafungsbedürfnis der Öffentlichkeit und Staatsanwaltschaft nachgegangen ist“und den Blick auf Wesentliches verloren habe, nämlich das „Insiderwissen“des Angeklagten. (dpa)
PS-Zirkus wird wohl in Monte Carlo fahren
Der Formel-1-Klassiker von Monaco in diesem Jahr soll nach dem Willen der Veranstalter wie geplant stattfinden. Der Automobilclub des Fürstentums bekräftigte am Montag, dass der Grand Prix Spekulationen zum Trotz vom 20. bis zum 23. Mai ausgetragen werden soll. Zuletzt hat es Gerüchte gegeben, wonach vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Austragung der Großen Preise von Aserbaidschan, Monaco und Kanada fraglich seien. Auch die Formel E gastiert in den Straßenschluchten von Monte Carlo – am 8. Mai. (dpa)
(SID/dpa) Als Mesut Özil lange genug den Fanschal von Fenerbahce Istanbul vor die Linsen der Pressefotografen gehalten hatte, begab sich der Fußball-Weltmeister von 2014 erst einmal pandemiegerecht in Quarantäne. Zurück blieb die spannende Frage, ob der 32-Jährige nach seiner langen Spielpause beim FC Arsenal überhaupt eine Verstärkung für den Traditionsclub vom Bosporus sein kann.
Logistisch jedenfalls ist bereits alles für einen erfolgreichen Restart vorbereitet. Nach der sechstägigen Quarantäne wird Özil bei den „Kanarienvögeln“ein gelbes Trikot mit der Rückennummer 67 tragen. Diese Zahl steht für die Provinz Zonguldak am Schwarzen Meer, aus der einst Özils Eltern nach Deutschland ausgewandert sind.
Nicht nur dort ist der Wechsel des Weltmeisters von 2014 eine große Sache, selbst auf die politische Bühne schaffte es Özil. Bundesaußenminister Heiko Maas sagte am Montag scherzhaft in Ankara, das Thema sei „sensibler als die Impfung“gegen Covid-19. Zuvor hatte sich Maas’ türkischer Amtskollegen Mevlut Cavusoglu eine Spitze in Anspielung auf das „Erdogate“2018 erlaubt, das letztlich zu Özils Rücktritt aus der Nationalmannschaft geführt hatte.
Özil machte den Fenerbahce-Anhängern unterdessen Hoffnung, dass er schnell helfen kann. „Ich habe in London immer mit der ersten Mannschaft trainiert. Ja, ich habe lange nicht gespielt, aber körperlich bin ich fit, es gibt kein Problem“, sagte Özil auf dem Flughafen Atatürk im Scheinwerferlicht der TV-Kameras. Zuvor hatte er live im türkischen Fernsehen seinen Wechsel offiziell bestätigt. „Gott gab mir die Chance, das Fenerbahce-Trikot zu tragen“, sagte der einstige Real-Madrid-Star in einer TV-Schalte. „Ich bin sehr glücklich, sehr aufgeregt“, betonte Özil, der zwei Herzen in den Vereinsfarben Gelb und Blau getwittert hatte. Er werde das Jersey des Clubs „mit Stolz tragen und alles für das Team geben“. Die Fener-Fans hoffen, dass Özil seinen Beitrag leistet dazu, dass die Meisterschaft nach sieben Jahren Pause wieder zum Istanbuler Renommierclub wandert.
Die türkischen Medien überschlugen sich am Montag vor Begeisterung über den spektakulären Transfer. „Die Fußballmarke Özil ist für Fenerbahce die Erfüllung eines Traums“, titelte „Milliyet“. Und auch beim neuen Arbeitgeber des offensiven Mittelfeldspielers scheint man von einer längerfristigen Zusammenarbeit auszugehen. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll der Vertrag mit dem neuen Hoffnungsträger bis 2024 gültig und mit 14 Millionen Euro dotiert sein. Ein immenser Vertrauensvorschuss für Özil, der für den FC Arsenal zuletzt im März 2020 Jahres in der Premier League aufgelaufen war.
Die Trennung von den Gunners nach siebeneinhalb Jahren in der britischen Hauptstadt ist für Özil aber auch ein privater Neubeginn. Ehefrau Amine Gülse und Töchterchen Eda begleiteten ihn im Privatjet von Fenerbahce-Präsident Ali Koc in die Bosporus-Metropole.
Immerhin: Seine zukünftigen Teamkollegen haben auch für ihren neuen prominenten Mitspieler eine gute sportliche Basis gelegt. In der Süper Lig befindet sich der 19-malige türkische Meister als Tabellenzweiter hinter Besiktas auf ChampionsLeague-Kurs.
Was man von Arsenal nicht behaupten kann. Für den Tabellenelften der Premier League wackelt sogar die Qualifikation für die Europa League erheblich. Aber trotz dieser Misere spielte Özil auch beim aktuellen Teammanager Mikel Arteta keine Rolle. Der Verein war eher froh, seinen Großverdiener endlich von seiner Gehaltsliste streichen zu können.
Einen umstrittenen Großverdiener überdies: „Özils kreativer Geist stand nie in Frage, aber seit Jahren steht er wegen seiner (mangelnden) Bereitschaft, auch ohne den Ball seinen Job zu machen, in der Kritik“, urteilte der „Daily Mirror“. Özil hinterlasse in London ein „widersprüchliches und komplexes Erbe“, schrieb Sky Sports. Für mehr Eindeutigkeit kann er nun in Istanbul sorgen.