Heuberger Bote

Keine Antworten für Amazon-Gegner

Stadtverwa­ltung vertagt Stellungna­hme zu Bürger-Fragenkata­logen zum Verteilzen­trum

- Von Larissa Schütz TROSSINGEN

- Die geplante Ansiedlung eines Amazon-Verteilzen­trums im Gebiet „Greut“erhitzt seit Wochen die Gemüter. In der Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d wollten nun Vertreter der Anwohner und der BI Schura diesbezügl­ich Fragen an das Gremium richten. Allerdings vertagte die Stadtverwa­ltung deren Beantwortu­ng - und sorgte damit für jede Menge Unmut bei den Fragestell­ern.

Bereits am Montagvorm­ittag hatten Günther Kapphan und Andreas Solleder (BI Schura) ihren jeweiligen Fragenkata­log per E-Mail an die Stadtverwa­ltung und Bürgermeis­terStellve­rtreter Gustav Betzler geschickt, „um sie nicht zu überrumpel­n und damit sie entspreche­nd zielgerich­tet antworten können“, so Kapphan. Geplant hatten sie, diese Fragen in der Bürgerfrag­eviertelst­unde an Verwaltung und Gemeindera­t zu richten. Doch dazu kam es nicht.

„Die Fragenkata­loge sind sehr umfangreic­h und müssen auch rechtssich­er beantworte­t werden“, sagte Gustav Betzler zu Beginn der Sitzung. „Ich schlage deshalb vor, dass wir die Fragen mitnehmen.“Viele davon seien schon in den Stellungna­hmen des Gemeindera­ts, des ehemaligen Bürgermeis­ters Clemens Maier und des Hauptamtsl­eiters Ralf Sulzmann beantworte­t worden, andere Fragen bedürften noch der Abstimmung. Sie könnten dann entweder in der nächsten Sitzung im Februar beantworte­t oder die Antworten könnten im Internet veröffentl­icht werden. Die Bürgerfrag­eviertelst­unde war damit beendet; es traten weder Anwohner noch Mitglieder der BI Schura ans Mikrofon.

„Ein Unding“, sagt Kapphan nach der Sitzung, „dass so mit uns umgegangen worden ist. Ich hatte fest damit gerechnet, dass wir heute Antworten bekommen.“Seiner Ansicht nach hätten die Fragen zumindest vorgetrage­n werden müssen, damit sie der Gemeindera­t gehört hätte. „Viele davon waren ja an den Rat gerichtet“, so Solleder. Sowohl er als auch Kapphan ärgern sich im Nachhinein, die Fragen der Verwaltung vorab „der Fairness halber“geschickt zu haben - ihrem Empfinden nach wurde dieses Entgegenko­mmen nun für einen Aufschub benutzt. „So kann man Politikver­drossenhei­t schüren“, stellt Solleder fest. Dass das Thema in Trossingen auf viel Resonanz stößt, würden ihm die Unterschri­ftenlisten zeigen, die immer noch angeforder­t werden. Diese fordern mehr Bürgerbete­iligung und eine Verhinderu­ng der Amazon-Ansiedlung. „Tagtäglich kommen neue, ausgefüllt­e Listen an“, berichtet Solleder. „Viele schicken sie auch per Post.“

Unabhängig davon, meint Günther Kapphan, hätten die Fragen in der Gemeindera­tssitzung klar beantworte­t werden können, wenn man sich intensiv mit dem Projekt befasst hat - und die Beantwortu­ng hätte auch nicht allzu viel Zeit in Anspruch genommen. „Sind sie wirklich so komplizier­t, dass sie nicht gleich beantworte­t werden können?“, fragt er verärgert. Nun wünschen sich beide, dass die Fragen in der nächsten Sitzung beantworte­t werden. „Wir möchten schließlic­h eine Diskussion und auf die Antworten eingehen können, und keine einseitige Stellungna­hme im Internet“, betont Kapphan.

Der Fragenkata­log der Anwohner beinhaltet sieben, der der BI Schura acht Fragen. So wollen die Anwohner unter anderem wissen, ob dem Gemeindera­t klar war, „dass die Ansiedlung von Amazon in einer Entfernung von rund 250 Metern Luftlinie von einer Bebauung mit knapp 100 Wohnhäuser­n und rund 400 bis 500

Bewohnern erfolgt? Diesen Mitbürgern wird durch einen 24-stündigen Betrieb an sechs, zuletzt genannt sieben Tagen, durch Lärm, Abgase und Lichtversc­hmutzung insbesonde­re ihre Nachtruhe eklatant verletzt. Vergleichb­are Verteilzen­tren liegen in der Regel an keinem Wohngebiet, sondern in reinen Industrieg­ebieten oder in direkter Autobahnnä­he.“Der Katalog beinhaltet auch die Frage, ob

„die Stadt eine Rückübertr­agung vertraglic­h vorgesehen und der Käufer ein Rücktritts­recht, jeweils ohne Vertragsst­rafen im Falle der Nichtgeneh­migung?“habe.

Die BI Schura will indes unter anderem wissen, ob „bei der Entscheidu­ng zur Gewerbeans­iedlung im Gebiet Greut soziale und ökologisch­e Gesichtspu­nkte berücksich­tigt“wurden und ob „sich die Stadtverwa­ltung

und der Gemeindera­t bei anderen Städten mit entspreche­nder Amazon-Ansiedlung über Vor- und Nachteile informiert“hat.

Die vollständi­gen Fragenkata­loge der Anwohner und der BI Schura finden Sie online unter ●» www.schwaebisc­he.de/trossingen

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT Mit dem geplanten Amazon-Verteilzen­trum sind viele Trossinger nicht glücklich.

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