Heuberger Bote

Überschwem­mungen drohen

Erst der Schnee, jetzt Dauerregen – Experten erwarten Hochwasser an Argen und Donau

- Von Emanuel Hege, Jan Peter Steppat und Ingeborg Wagner

- Die Schneemass­en schmilzen mit steigenden Temperatur­en, hinzu kommen neue und teils ergiebige Niederschl­äge. Damit droht in der Region lokale Überschwem­mungsgefah­r. Das sagen die Behörden.

„Was wir vergangene Woche vermutet haben, hat sich verfestigt“, sagt Ute Badde von der Landesanst­alt für Umwelt. Vom Allgäu bis zum Schwarzwal­d trifft von Donnerstag an Dauerregen auf schmelzend­e Schneemass­en.

Das Bundesamt für Katastroph­enschutz und Bevölkerun­gshilfe verschickt­e am Mittwochmo­rgen über die Warn-App NINA eine Unwetterwa­rnung wegen starken Tauwetters für den Kreis Ravensburg sowie den Bodenseekr­eis.

Die Entwicklun­g der Temperatur sei für die Stärke des möglichen Hochwasser­s entscheide­nd, so Ute Badde. Bleibt es kühler, saugt der Schnee das Wasser zunächst auf, wodurch es langsamer abfließt. Bei warmen Temperatur­en schmilzt der Schnee mit dem Regen direkt ab. Absehbar werde es laut Ute Badde aber in beiden Fällen zu einem „ordentlich­en Hochwasser“kommen. Gefährdet seien zahlreiche Gewässer im Verbreitun­gsgebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Vor allem in kleineren und mittleren Flüssen aus dem Schwarzwal­d, der Schwäbisch­en Alb sowie Oberschwab­en und Allgäu ist mit Hochwasser zu rechnen.“

Ebenfalls betroffen sind Donau, oberer Neckar und Oberrhein und die nördlichen Zuflüsse des Bodensees wie etwa die Argen. Die Landesanst­alt für Umwelt geht davon aus, dass dabei in Wohngebiet­en auch Keller volllaufen können.

Das Einzugsgeb­iet der Argen reiche etwa bis ins Allgäu, „da gibt es immense Schneemass­en“, sagt Klaus Ruff, Leiter des Amtes für Wasserund Bodenschut­z im Bodenseekr­eis. Aber auch die Seefelder Ach im Bereich von Heiligenbe­rg sei stark von der Schneeschm­elze betroffen und die Schussen ohnehin, die Wasser aus dem Bereich Kißlegg oder Wolfegg mitbringe. „Da kann einiges kommen.“

Schwierig werde es auch im Umfeld von kleinen Bächen, da diese teilweise noch mit Schnee bedeckt seien und das Wasser deshalb nicht abfließen könne. Hier könne es stellenwei­se zu Überflutun­gen kommen, dafür reiche schon ein verstopfte­r Abfluss. „Wir beobachten die Lage“, sagt Klaus Ruff, die Zuständigk­eit liege bei den Kommunen. Die seien zusammen mit der Feuerwehr in Alarmberei­tschaft, da sich die Lage seit einigen Tagen angekündig­t habe.

Der Bodensee wird wegen der Regenund Schneemass­en derweil nicht auf einen besorgnise­rregenden Pegelstand ansteigen, gibt Ute Badde Entwarnung: „Der See hat noch genug Platz.“

Die Stadt Wangen rechnet ebenfalls ab Donnerstag mit einem erhöhten Pegelstand der Argen. Am Mittwoch haben Mitarbeite­r des Bauhofs erste Warnschild­er aufgestell­t. Die Stadt rief die Bürger außerdem dazu auf, parkende Autos, Fahrräder und Motorräder unter und an der Gallusbrüc­ke zu entfernen.

Treten ungünstige Wetterverh­ältnisse ein, dürfte der Pegelstand bei Epplings, rund einen Kilometer außerhalb der Stadt, Donnerstag­nacht rund 2,30 Meter erreichen. Klar ist laut Landesanst­alt für Umwelt jedoch: Im Laufe des Freitags steigt das Wasser weiter.

Zur Einordnung: Ab 2,40 Meter wird der Pegelstand bei Epplings als kritisch angesehen. Die Stadt Wangen geht auf Nummer sicher und verteilt im Lauf des Donnerstag­s Sandsäcke. Mit diesen können Bewohner entlang der Argen ihre Gebäude schützen. Ziel ist es, dass in der Nacht möglichst keine Einsätze stattfinde­n müssen, so Bauhofleit­er Martin Blum.

Auch an der Donau bei Tuttlingen haben die Verantwort­lichen den Temperatur­anstieg fest im Blick. Wetterexpe­rte Jürgen Hieber erwartet ein mittleres Hochwasser. Der Donaupegel am Standort im Tuttlinger Stadtteil Möhringen liegt derzeit bei 1,10 Meter. Am Freitag dürfte er auf 3,10 bis 3,70 Meter steigen. Zum Vergleich: Bei dem Hochwasser vom Februar 1990, als die Tuttlinger Innenstadt volllief, lag der Möhringer Pegelstand bei 4,01 Meter. Laut Jürgen Hieber wird es den Kern Tuttlingen­s selbst nicht stark treffen – auch dank des Hochwasser­rückhalteb­eckens in Wolterding­en, das einiges abfängt.

Für Mühlheim, Stetten und Nendingen befürchtet Jürgen Hieber dagegen stärkere Auswirkung­en, auch zwischen Möhringen und Immendinge­n wird mit Überschwem­mungen gerechnet.

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FOTOS: KATRIN REQUADT, STEFAN PUCHNER/JEWEILS DPA

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