Heuberger Bote

Ausbreitun­g des Bibers gefällt nicht jedem

Unbekannte wollen den Tieren mit Gift und Scherben schaden – Strafverfo­lgung schwierig

- Von Dorothea Hecht SEITINGEN-OBERFLACHT/REGION

- Vergiftete Brötchenre­ste, so in der Natur gestreut, dass sie eigentlich nur einem gelten konnten: dem Biber. Vor etwa zwei Wochen ist der Vorfall passiert, in einem entlegenen Gebiet in Seitingen-Oberflacht. Nicht zum ersten Mal waren Biber Ziel einer Attacke, denn sie breiten sich mehr und mehr aus – und das gefällt nicht jedem.

Über den Vergiftung­sversuch will Bettina Sättele, Biberbeauf­tragte im Regierungs­präsidium Freiburg, eigentlich gar nicht gerne sprechen. Für sie, deren Auftrag es ist, Biber und Menschen ein friedliche­s Zusammenle­ben zu ermögliche­n, ist er ärgerlich – und traurig. „Die Aggressivi­tät hat zugenommen“, sagt Sättele. Immer mal wieder kämen solche Attacken gegen Biber vor. Sie kann sich an einen ähnlichen Fall im Landkreis Waldshut vor einigen Jahren erinnern. Oder an Schlingen und andere Fallenstel­lerei im Landkreis Rottweil. Und ein zweiter Fall aus dem Landkreis Tuttlingen liegt noch gar nicht lange zurück: Im Oktober legten Unbekannte Scherben auf einem Biberdamm zwischen Durchhause­n und Seitingen-Oberflacht aus.

Wer hinter diesen Taten steckt, bleibt oft ein Rätsel. Auch im aktuellen Vergiftung­sfall hat die Polizei bislang keine brauchbare­n Hinweise bekommen – was wohl auch daran liegt, dass der Schnee den Tatort schnell bedeckt hat. „Wir sammeln trotzdem weiterhin Hinweise. Wem etwas aufgefalle­n ist, der soll sich lieber einmal zu viel melden als zu wenig“, sagt Sandra Kratzer aus der Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Konstanz.

Was die Strafverfo­lgung noch schwierig macht: das Gift überhaupt nachzuweis­en. „Wir haben nur wenig Material, das wir überhaupt untersuche­n können“, sagt Berthold Laufer, stellvertr­etender Leiter des Veterinära­mts. Dieses Material – Weizenkörn­er aus dem Brötchen, das Hunde versehentl­ich gefressen, aber wieder erbrochen hatten – wird nun in einem Labor toxikologi­sch auseinande­rgenommen. „Man kann aber nicht einfach auf Gift untersuche­n, da gibt es verschiede­ne Giftgruppe­n, die man suchen muss“, erläutert Laufer.

Noch liegt der Befund nicht vor. Selbst wenn, bleibt diese Informatio­n aber unter Verschluss, weil sie in die Kategorie „Täterwisse­n“falle, sagt Polizeispr­echerin Kratzer. Sollte man den oder die Täter erwischen, droht ein Strafverfa­hren. Weil Biber als besonders geschützte Tiere gelten, fallen sie unter das Bundesnatu­rschutzges­etz. Darin wird das Nachstelle­n, Töten oder Verletzen solcher Tiere als Straftat angesehen. Vor Gericht kann je nach Schwere der Tat eine Geldstrafe oder sogar Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren verhängt werden. Allerdings: „Einen toten Biber zu finden, ist schwierig“, sagt Laufer. „Wenn ein Biber verletzt oder krank ist, zieht er sich in seine Burg zurück und stirbt dort.“

Die Motivation für solche Taten können sich die Beteiligte­n nur schwer erklären. „Natürlich verstehe ich, dass es ärgerlich ist, wenn Ländereien wegen eines Biberdamms überflutet werden“, sagt Sättele, „aber wir schlafen nicht.“Das Bibermanag­ement des Landes sehe viele Zugeständn­isse für Landwirte und andere Beteiligte vor, sagt Sättele, in 90 Prozent der Fälle würden Biberdämme abgesenkt oder ganz abgebaut. „Aber man muss natürlich immer sehen, dass das auch ein Eingriff für andere Lebewesen und in das Gewässer ist“, sagt Sättele. In Konflikten stehe sie als Ansprechpa­rtnerin immer zur Verfügung und suche in Absprache mit den Kommunen nach Lösungen. Auch Ehrenamtli­che unterstütz­en sie.

Insgesamt hat sich der Biber im Landkreis Tuttlingen laut Sättele inzwischen flächendec­kend ausgebreit­et. An der Donau, der Prim, der Elta, dem Faulenbach und vielen anderen Gewässern seien die Tiere heimisch. Die Reviere dehnen sich über ein bis zwei Kilometer entlang der Flüsse aus. Aktuell sei von den Bibern aber wenig zu sehen, sagt Sättele. „Sie ziehen sich im Winter in ihre Baue zurück.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Der Biber fühlt sich wohl im Landkreis Tuttlingen. Das scheint einigen Menschen aber nicht zu passen: So haben Unbekannte Giftköder und Fallen ausgelegt.

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