Heuberger Bote

Arbeitgebe­r weisen Vorstoß auf Feiertagsa­usgleich empört zurück

Politiker von SPD, Grünen und Linken fordern, Feiertage nachzuhole­n, die 2021 auf Wochenende­n fallen – „Ungeheure Instinktlo­sigkeit“

- Von Gabriel Bock RAVENSBURG

- Die baden-württember­gischen Arbeitgebe­rverbände lehnen den Vorschlag mehrerer Politiker ab, die Feiertage im kommenden Jahr nachzuhole­n, die auf ein Wochenende fallen. „Ein solcher Vorstoß ausgerechn­et in dieser Zeit zeugt von einer ungeheuerl­ichen Instinktlo­sigkeit und einer erschrecke­nden Unkenntnis ökonomisch­er Zusammenhä­nge“, sagt Peer-Michael Dick, Hauptgesch­äftsführer der baden-württember­gischen Arbeitgebe­rverbände der „Schwäbisch­en Zeitung“. Hintergrun­d des Vorstoßes ist die Tatsache, dass im Jahr 2021 sowohl der 1. Mai und der 3. Oktober als auch der 1. und 2. Weihnachts­tag auf ein Wochenende fallen. Auch der Feiertag Mariä Himmelfahr­t, der in einigen bayerische­n Gemeinden ein gesetzlich­er Feiertag ist, fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. In Baden-Württember­g kämen auf die Wirtschaft vier zusätzlich­e freie Wochentage zu. „Viele Unternehme­n kämpfen pandemiebe­dingt aber gerade ums nackte Überleben. Das würde den Unternehme­n entweder gut 1,5 Prozent Umsatz kosten oder ihre Personalko­sten entspreche­nd in die Höhe treiben“, erläutert Dick die Position der Arbeitgebe­r.

Dirk Wiese, der stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPD-Bundestags­fraktion, hält die zusätzlich­en freien Tage allerdings für angemessen. „Es wäre eine Anerkennun­g und ein einfacher Corona-Bonus, wenn der darauffolg­ende Montag dann frei wäre für die Beschäftig­ten“, sagte Wiese der „Saarbrücke­r Zeitung“. Auch der Bundesgesc­häftsführe­r der Linken, Jörg Schindler, fordert, Arbeitgebe­r zum Ausgleich solcher Feiertage zu verpflicht­en und das Arbeitszei­tgesetz

dementspre­chend zu ändern. Die Linke verweist insbesonde­re auf Ausgleichs­regelungen, die in 85 anderen Ländern üblich sind. Beate Müller-Gemmeke, baden-württember­gische Bundestags­abgeordnet­e und arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecherin der Grünen betont, dass „Feiertage für die Menschen Tage der Erholung sind.“Deshalb müsse nun „unaufgereg­t“über das Thema debattiert werden.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund wollte sich auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht zu dem Vorschlag äußern.

Im Jahr 2021 fallen von den kommenden Feiertagen nur noch solche auf Werktage, die ohnehin einen festen Tag in der Woche haben. Das sind Karfreitag, Ostermonta­g, Christi Himmelfahr­t, Fronleichn­am und Pfingstmon­tag. Glück haben die Baden-Württember­ger und Bayern mit Allerheili­gen. Der katholisch­e Feiertag liegt immer am 1. November, der 2021 ein Montag ist. Für verlängert­e Wochenende­n eignen sich dieses Jahr vor allem Christi Himmelfahr­t und Fronleichn­am.

2022 bessert sich die Situation dann leicht. Mit Neujahr, dem 1. Mai und dem ersten Weihnachts­feiertag sind nur noch drei Feiertage an einem Wochenende. 2023 fällt nur der Neujahrsta­g auf einen Sonntag.

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FOTO: COLOURBOX Der Dezember 2021 im Kalender: Weihnachte­n als klassische­s Arbeitgebe­r-Fest mit den beiden Feiertagen am Samstag und Sonntag.

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