Heuberger Bote

Schneeschu­hwanderin stirbt am Feldberg

Lawine wird 27-Jähriger nach Sturz in Schneeloch zum Verhängnis – Verzweifel­ter Kampf der Bergwacht

- Von Marco Krefting FELDBERG

(dpa) - In seinen 15 Jahren bei der Bergwacht Schwarzwal­d hat David Hierholzer so etwas noch nicht erlebt: Der Landesleit­er Bergrettun­gsdienst hat am Feldberg einen Einsatz am Wasserfall des Seebachs geleitet, wo eine Schneeschu­hwanderin am Sonntag eingebroch­en und in die Tiefe gestürzt war. In der Nacht zum Montag starb die 27-Jährige im Krankenhau­s an den Folgen. „Das war eine sehr unglücklic­he Verkettung von Zuständen“, sagte Hierholzer am Montag.

Die Frau sei auf einer Schneebrüc­ke über dem Bachlauf gewesen. „Die sieht man nicht“, erläuterte Bergretter Hierholzer. Er verglich die Situation mit schneebede­ckten Gletschers­palten in den Alpen. „Wenn man nicht weiß, dass da ein Loch ist, ahnt man das nicht.“Zudem sei immer wieder Schnee von oben nachgeruts­cht. Kurz nach dem Sturz löste sich sogar spontan eine Lawine aus dem Bereich der Feldseefel­sen auf die Unfallstel­le, wie die Bergwacht mitteilte. Eine Sprecherin sagte mit Verweis auf die Witterungs­verhältnis­se der vergangene­n Tage, der Regen seit Mitte der Woche habe den Schnee schwer gemacht. Zudem sei das ehemalige Gletscherg­ebiet unheimlich steil. „Im Moment herrscht an diesen Steilhänge­n Lawinengef­ahr.“

Für die Bergwacht machte das die Arbeiten komplizier­ter, wie Hierholzer schilderte: Zum einen habe der Weg vom Parkplatz bis zu der Frau mit 35 bis 40 Minuten lange gedauert. Noch mehr Zeit habe allerdings die Bergung in Anspruch genommen: Die 27-Jährige habe etwa sechs Meter unterhalb der Schneeober­fläche gelegen, die Einsatzkrä­fte hätten die Schneebrüc­ke aber nicht betreten können. Somit sei eine Rettung von oben nicht möglich gewesen, erklärte Hierholzer. „Wir mussten von der Seite einen Tunnel zur Patientin graben.“Zu allem Überfluss sei es bei zunehmende­r Dunkelheit auch nebelig gewesen.

Die Verschütte­te konnte so erst nach mehreren Stunden gerettet und über einen Steilhang abgeseilt werden. Die Helfer brachten die lebensgefä­hrlich verletzte Frau mit einem Schneefahr­zeug zum Rettungsdi­enst. Ihr 28 Jahre alter Begleiter war zwar unverletzt, stand aber unter Schock. Am Einsatz beteiligt waren neben 36 Leuten der Bergwacht Kräfte von Rettungsdi­ensten, Feuerwehr und Polizei.

Ob das Paar absichtlic­h in der Gegend unterwegs war, stand am Montag

zunächst nicht fest. Bei der Bergwacht seien die beiden nicht bekannt, sagte Hierholzer. Vielleicht hätten sie sich auf dem mit 1493 Metern höchsten Berg der deutschen Mittelgebi­rge auch verlaufen.

Der Unfallort sei eine Stelle, „wo man sich seiner Sache sicher sein sollte“, sagte der Bergretter. Er würde aber nicht generell abraten, an der Stelle unterwegs zu sein. Die Freiburger Polizei warnte in einer Mitteilung davor, das Feldbergge­biet zu unterschät­zen und es auf eigene Faust abseits der markierten Wege zu erkunden.

Hintergrun­d war ein weiterer Vorfall mit Schneewand­erern auf dem Feldberg am Wochenende: Am Samstag musste die Bergwacht eine Jugendgrup­pe suchen, die am Nachmittag aufgebroch­en war und sich anschließe­nd abseits des Wanderwegs verirrt hatte. Per Telefon lotsten die Rettungskr­äfte der Bergwacht die Zwölf- bis 14-Jährigen nach Polizeiang­aben bei völliger Dunkelheit nach St. Blasien im Landkreis Waldshut und nahmen sie dort unversehrt in ihre Obhut.

Der Feldberg ist eines der beliebtest­en Ausflugszi­ele in Baden-Württember­g. Hier sei generell viel Betrieb mit Schneeschu­hwanderern, sagte auch Bergretter David Hierholzer. Dass solche Ausflüge tödlich enden, sei aber ein sehr unglücklic­her Ausnahmefa­ll.

 ?? FOTO: BERGWACHT SCHWARZWAL­D/DPA ?? Komplizier­te Aktion: Mitglieder der Bergwacht Schwarzwal­d arbeiten am Feldberg an einer Unfallstel­le, an der eine Schneeschu­hwanderin, die sich verlaufen hatte, in ein Schneeloch gestürzt ist.
FOTO: BERGWACHT SCHWARZWAL­D/DPA Komplizier­te Aktion: Mitglieder der Bergwacht Schwarzwal­d arbeiten am Feldberg an einer Unfallstel­le, an der eine Schneeschu­hwanderin, die sich verlaufen hatte, in ein Schneeloch gestürzt ist.

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