Bestens aufgelegt
Leon Draisaitl gelingen bei Edmontons 8:5 über Ottawa sechs Vorlagen in einem NHL-Spiel
(SID/dpa) - Nach seiner abermaligen Gala präsentierte sich Leon Draisaitl auch neben dem Eis als Teamplayer. „Sechs Scorerpunkte sind schön, super, freut mich – keine Frage. Aber im Endeffekt sind die zwei Punkte viel wichtiger“, sagte der Eishockey-Superstar ohne den kleinsten Anflug persönlicher Eitelkeit. Dabei wandelte Deutschlands „Sportler des Jahres“mit sechs Assists beim 8:5 (5:3, 3:0, 0:2)-Sieg der Edmonton Oilers gegen die Ottawa Senators mal wieder auf den Spuren von NHL-Legende Wayne Gretzky.
Lediglich „The Great One“und Billy Taylor Sr. (Detroit Red Wings; im Jahr 1947) waren in der langen Geschichte der National Hockey League mit sieben Vorlagen in einem Spiel noch erfolgreicher als Draisaitl. Gretzky gelangen „Sieben auf einen Streich“gleich dreimal, zuletzt 1986 – ebenfalls für die Oilers.
Der Rekord sei ihm „nicht bewusst“gewesen, sagte Leon Draisaitl nach der Schlusssirene achselzuckend. „Das ist nichts, für das ich viel Aufmerksamkeit verschwende.“Nach all den Ehrungen der Vorsaison unter anderem zum Topscorer und „MVP“(dem wertvollsten Spieler der Liga) ist Leon Draisaitls Bedarf an persönlichen Auszeichnungen gedeckt. Der 25-Jährige will nur noch eines gewinnen: den Stanley Cup.
Doch für den großen Coup müssen sich die Oilers strecken, nach einem Saisonstart „mit Höhen und Tiefen“(Draisaitl) ist in der sehr schweren Kanada-Division selbst die Play-off-Qualifikation eine enorme
Hürde. Daher sei der zweite Sieg in Folge von „riesiger“Bedeutung: Der berühmte „Ketchupflaschen“-Effekt könne nun eintreten, hofft Leon Draisaitl.
Auf der NHL-Internetseite wurde der gebürtige Kölner als „menschlicher Apfelbaum“bezeichnet. An Draisaitls „Früchten“bediente sich auch Dominik Kahun, der nach einem Bullygewinn seines Teamkollegen bereits nach acht Sekunden das 1:0 für Edmonton erzielte. Auf der Gegenseite erzielte der erst 19-jährige Tim Stützle sein zweites Saisontor für Ottawa zum zwischenzeitlichen 4:8. Drei deutsche NHLProfis in einem Spiel (und alle drei punkteten) – „das ist super“, befand Leon Draisaitl, „es hat Spaß gemacht“. Überhaupt: Er freue sich, „wenn mehr und mehr Deutsche in die NHL kommen“.
Von Ausnahmetalent Stützle wird allgemein erwartet, dass er irgendwann in Draisaitls Fußstapfen tritt. Zum ersten direkten Duell sagte Stützle: „Man kann nicht wirklich sagen, dass es Spaß gemacht hat – man hat ja gesehen, zu was er alles in der Lage ist. Leon hatte sechs Punkte heute. Da macht es nicht viel Spaß gegen ihn.“Und, in eigener Sache: „Je mehr ich spiele und je öfter ich den Puck bekomme, desto mehr Selbstbewusstsein habe ich. Aber acht Gegentore sind nicht akzeptabel.“
Beide – Draisaitl und Stützle – waren in ihren NHL-Drafts jeweils an Nummer 3 gezogen worden. „Man sieht, dass er sehr talentiert ist“, sagte Leon Draisaitl über seinen Landsmann, „aber es ist schwierig, mit 18, 19 Jahren in die Liga reinzukommen und sofort produktiv zu spielen. Das ist die beste Liga der Welt.“
In der musste sich auch Draisaitl erst zurechtfinden, ihm half damals ein Rückschritt in die Juniorenliga. Und auch heute noch will er sich verbessern, in diesem Jahr legt Draisaitl auf sein Defensivverhalten viel mehr Wert. „Es geht darum, dort die kleinen Dinge richtig zu machen“, sagte er. „Und ich denke, ich werde besser darin.“Auf seinen Instinkt, die Scheibe zur richtigen Zeit im richtigen Tempo dem Mitspieler aufzulegen, kann sich der Topvorbereiter der Liga immer verlassen – auch wenn sechs Assists selbst für ihn etwas Neues sind. „In manchen Nächten läuft es für dich, in manchen nicht“, sagte Draisaitl lapidar. Wichtiger ist der Sieg, sind die zwei Zähler fürs Team – in der Tabelle.