Heuberger Bote

Wer fliegen will, muss zahlen

- Von Benjamin Wagener » b.wagener@schwaebisc­he.de

Dass der Flughafen Friedrichs­hafen mit dem Rücken zur Wand steht, liegt nicht an Management­fehlern. Es liegt auch nicht an der Corona-Krise und dem so ausgelöste­n Einbruch der Luftverkeh­rswirtscha­ft. Die Pandemie hat die seit Langem schwelende­n Probleme von Regionalfl­ughäfen nur dramatisch verschärft. Im Kern krankt das Geschäftsm­odell von Airports wie dem am Bodensee daran, dass es nicht genügend Reisende, nicht genügend Starts, nicht genügend Landungen gibt, um die Flughäfen kostendeck­end zu betreiben.

Vor dem Hintergrun­d ist die Frage legitim, ob die hinter dem Flughafen stehenden Gesellscha­fter – vor allem die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis – den Airport weiter stützen und die aller Voraussich­t nach noch viele Jahre anfallende­n Verluste weiter ausgleiche­n oder ob sie den Flughafen schließen sollten, um der öffentlich­en Hand keine weiteren Belastunge­n aufzuladen.

Genauso legitim ist allerdings die Frage, ob der Erfolg und Misserfolg des Flughafens nur nach rein betriebswi­rtschaftli­chen Kennzahlen beurteilt werden darf – schließlic­h übernimmt der Airport in einer Region, deren Verkehrsan­bindung sowieso mäßig bis schlecht ist, wichtige Funktionen. Für global agierende Unternehme­n, die zwischen Tuttlingen und Leutkirch, zwischen Biberach und Lindau ihren Stammsitz haben, war der Flughafen lange das Tor zur Welt.

Die Gesellscha­fter des Flughafens müssen überlegen, was ihnen dieser Standortvo­rteil für die wirtschaft­liche Entwicklun­g wert ist. Vor allem aber müssen die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis die Frage weiterreic­hen an die Städte, Kommunen und Kreise der Umgebung. Denn die Nutznießer des Flughafens kommen aus der ganzen Region Bodensee-Oberschwab­en.

Wenn der Flughafen am Bodensee eine Zukunft haben soll, dann müssen alle, die die Dienstleis­tung Airport in Friedrichs­hafen in Anspruch nehmen wollen, gemeinsam einen Plan erarbeiten, wie die Dienstleis­tung auf Dauer finanziert wird. Denn eines ist klar: Profitabel wird der Betrieb des Flughafens wohl in absehbarer Zukunft nicht werden.

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