Wer fliegen will, muss zahlen
Dass der Flughafen Friedrichshafen mit dem Rücken zur Wand steht, liegt nicht an Managementfehlern. Es liegt auch nicht an der Corona-Krise und dem so ausgelösten Einbruch der Luftverkehrswirtschaft. Die Pandemie hat die seit Langem schwelenden Probleme von Regionalflughäfen nur dramatisch verschärft. Im Kern krankt das Geschäftsmodell von Airports wie dem am Bodensee daran, dass es nicht genügend Reisende, nicht genügend Starts, nicht genügend Landungen gibt, um die Flughäfen kostendeckend zu betreiben.
Vor dem Hintergrund ist die Frage legitim, ob die hinter dem Flughafen stehenden Gesellschafter – vor allem die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis – den Airport weiter stützen und die aller Voraussicht nach noch viele Jahre anfallenden Verluste weiter ausgleichen oder ob sie den Flughafen schließen sollten, um der öffentlichen Hand keine weiteren Belastungen aufzuladen.
Genauso legitim ist allerdings die Frage, ob der Erfolg und Misserfolg des Flughafens nur nach rein betriebswirtschaftlichen Kennzahlen beurteilt werden darf – schließlich übernimmt der Airport in einer Region, deren Verkehrsanbindung sowieso mäßig bis schlecht ist, wichtige Funktionen. Für global agierende Unternehmen, die zwischen Tuttlingen und Leutkirch, zwischen Biberach und Lindau ihren Stammsitz haben, war der Flughafen lange das Tor zur Welt.
Die Gesellschafter des Flughafens müssen überlegen, was ihnen dieser Standortvorteil für die wirtschaftliche Entwicklung wert ist. Vor allem aber müssen die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis die Frage weiterreichen an die Städte, Kommunen und Kreise der Umgebung. Denn die Nutznießer des Flughafens kommen aus der ganzen Region Bodensee-Oberschwaben.
Wenn der Flughafen am Bodensee eine Zukunft haben soll, dann müssen alle, die die Dienstleistung Airport in Friedrichshafen in Anspruch nehmen wollen, gemeinsam einen Plan erarbeiten, wie die Dienstleistung auf Dauer finanziert wird. Denn eines ist klar: Profitabel wird der Betrieb des Flughafens wohl in absehbarer Zukunft nicht werden.