Eine Kapelle liegt im Dornröschenschlaf
Mit dem Bau einer Privatkapelle hatte Manfred Ulmer vor 40 Jahren ein Gelübde eingelöst
- Wem eine schwere Krankheit mit dem Tode droht, ist mitunter geneigt, Gott beziehungsweise dem Schicksal eine Gegenleistung zu versprechen für den Fall, dass doch noch alles gut ausgeht. Im religiösen Zusammenhang spricht man in solchen Fällen von einem Gelübde. Der Spaichinger Unternehmer Manfred Ulmer hat anfangs der 1980erJahre den Bau einer Privatkapelle gelobt, als er vor einer schweren HerzOperation in den USA stand, die – Gott sei Dank – geglückt ist.
Diese kleine Kapelle mit einer Grundfläche von rund 20 Quadratmetern nimmt sich in dem 1,2 Hektar großen Areal des „Margarethenhofs“aus wie vom Himmel gefallen. Die Grundmauern bestehen aus edlem römischen Travertin, im Innern sorgen zwei kunstvolle Betonglasfenster für ein warmes Licht und im Dachreiter befindet sich ein verwaister Glockenstuhl. Die einstige Hauskapelle, 1980 erbaut und vom seinerzeitigen Bischof Georg Moser höchstpersönlich eingeweiht, mutet an wie im Dornröschenschlaf. Denn sie ist im Rahmen des SORA-Versteigerungsverfahrens Ende der 80er-Jahre ausgeweidet worden, ebenso wie die anfangs der 50er-Jahre erbaute und anfangs der 60er-Jahre erweiterte Ulmer-Villa nebenan.
„Unter der Regie eines absolut grenzwertigen Insolvenzverwalters“, wie Hans Weiss noch heute hadert, der aus Gosheim stammende Inhaber, der das Anwesen 1988 gekauft hat und seither dort wohnt. „Gaffer und Schnäppchenjäger wurden an mehreren Terminen durch die Räumlichkeiten geschleust und haben bei allem zugeschlagen, was nicht niet- und nagelfest war.“Selbst das fest an der Rückwand montierte wertvolle Kreuz in der Kapelle und die mit dem Holzboden fest verankerten beiden Kirchenbänke seien nicht heilig gewesen und verscherbelt worden. Womit das Innere der Kapelle wie leergefegt wirkt, als ob die Zeit stehengeblieben wäre.
„Genutzt wird dieser Andachtsraum schon lange nicht mehr“, so der jetzige Eigentümer, der im letzten Jahr 70 geworden ist. Und so erinnern nur noch ein in Kupfer getriebenes „Danke“-Schild und eines unter dem 19.6.1980 datierenden an das Stifter-Ehepaar Ulmer und dessen Lebensmotto „mit Dir durch dick und dünn“.