Im Interesse der Bürger, nicht für den Ministerposten
Guido Wolf (CDU) will für die Menschen Politik gestalten und kämpft um das Vertrauen an der Basis
- Es war „schicksalhaft der richtige Weg“. Nach seinem JuraStudium zieht es Guido Wolf 1988 für seine erste berufliche Station in den Kreis Tuttlingen. Der damals 27-Jährige arbeitet im Landratsamt. Obwohl Wolf als Landesminister in Stuttgart mittlerweile längst Karriere gemacht hat, ist er der Region besonders verbunden. „Ich fühle mich sauwohl hier“, sagt der CDU-Kandidat für die Landtagswahl am 14. März im Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen. Ein erneuter Kabinettsposten habe dabei nachrangige Priorität.
Der Schreibtisch steht in der Landeshauptstadt. Der Lebensmittelpunkt ist aber in Tuttlingen, erklärt Wolf. „Viele glauben, ich komme zu Terminen extra angereist. Aber ich verbringe meine überwiegende Zeit in Tuttlingen. Das ist mein Rückzugsgebiet.“Deshalb verwundert auch die Zielsetzung des früheren Tuttlinger Landrats nicht, mit der er bei der Wahl antritt. Das Amt des Justizministers habe er „mit Leidenschaft und Herzblut ausgeübt“und er würde das, „was mir gefällt, auch gerne fortsetzen“. Wolf kämpft als Abgeordneter darum, das Mandat der Wähler erneut direkt zu gewinnen. „Ich möchte auf dem Vertrauen, das ich erworben habe, aufbauen.“Ämter würden nur auf Zeit verliehen.
„Ich bin ein vom Volk gewählter Abgeordneter. Das ist die Basis für mein Mandat im Wahlkreis“, sagt Wolf, der mit derselben Leidenschaft wie vor fünf Jahren in den Wahlkampf gehen will. Er habe sich den
Beruf des Politikers ausgesucht, weil „ich gerne für und mit den Menschen gestalten will“. Zwar sei der Terminkalender in der Corona-Pandemie entschlackt worden. Die Fülle der persönlichen Kommunikation (über Telefon und Video-Konferenz/ Anm.d.Red.) habe aber zugenommen. „Das letzte Jahr war das anspruchsvollste in meinem politischen Leben“, berichtet Wolf, der von Schicksalen erfuhr, „die man nicht an der Garderobe ablegt“.
Neben dem Zuhören – „ein Gespräch kann wohltuende Wirkung haben, wenn man seine Sorgen vortragen kann“– freut sich Wolf, wenn er politisch helfen kann. Dies sei aber nicht immer der Fall. Eine Bitte ablehnen zu müssen, sei unangenehm. „Das schafft aber Glaubwürdigkeit. Man kann als Politiker nicht immer nur versprechen und es dann nicht einhalten.“Ihm sei es wichtig, „nicht zu vergessen, wie es den Menschen an der Basis geht“.
Die Bewältigung der Corona-Pandemie hat, so schätzt es der gebürtige Weingartener, der auch als Reiter am Blutritt teilnimmt, den Respekt vor dem, was die Politik macht, erhöht. Dennoch müsse man zuhören und die Stimmung im Volk aufnehmen. „Die Menschen werden, je länger es dauert, sensibler, gestresster und dünnhäutiger.“Er bringt Verständnis auf, dass manche Entscheidungen als ungerecht bewertet werden. Aber: „In einer Krise kann Politik nicht immer sofort maximal gerecht sein.“Umso mehr freut sich der Jurist, dass als Zeichen des funktionierenden Rechtsstaats Gerichte auch einzelne Entscheidungen korrigiert hätten: „Gerade die Kontrollfunktion der Gerichte macht unseren Rechtsstaat mit aus.“
Der Gefahr, dass Politiker sich zu wichtig nehmen, begegnet Wolf, oft begeistert in der Fasnet unterwegs, mit Humor. „Ich habe etwas, das sich wie ein Schalk im Nacken anfühlt“, meint er. Das baue Distanz auf, zu dem, was man tut. Eine seiner Stärken sei, „neugierig zu bleiben.“In seiner Freizeit wandert und radelt er in der Natur des Donautals oder des Heubergs. Das gelegentliche Musizieren im Kreis der Familie gehört wie das Schreiben von Gedichten zu seinen Hobbys.
Wichtige Themen sind für Wolf die Transformation in der Mobilität. Der Verbrennungsmotor habe eine Zukunft, allerdings müsse bei anderen Kraftstoffen mehr geforscht werden. Der Strukturwandel in der Medizintechnik, auch wegen der Medizinprodukteverordnung, müsse gemeistert werden, ohne dass die kleinen und mittleren Unternehmen auf der Strecke bleiben. Auch wenn der CO2-Ausstoß und die Frage des Klimawandels in der Corona-Pandemie an Dynamik verloren habe, seien die Themen nicht von der Tagesordnung. „Wir müssen mit unserer Wirtschaftskraft Ökologie und Ökonomie zusammenführen.“Die Digitalisierung müsse vorangebracht und die ärztliche Versorgung auf dem Land verbessert werden.