Heuberger Bote

WM-Aus für Ferstl, Dreßen fühlt sich gut

Die deutschen Ski-Asse erleben auf der Kandahar Tiefs und Hochs

- GARMISCH-PARTENKIRC­HEN

(SID) - Als Josef Ferstl quer in der Luft liegend über den Seilbahnst­adl-Sprung flog, stockte Thomas Dreßen und seinen Teamkolleg­en der Atem. Der einstige Kitzbühel-Sieger hatte nach einem Innenski-Fehler die Kontrolle verloren und krachte mit voller Wucht zunächst auf die Kandahar, dann ins Fangnetz. Was viele da schon befürchtet­en, wurde einige Stunden nach der Abfahrt Gewissheit: Die WM in Cortina d'Ampezzo (8. bis 21. Februar) ist für Ferstl gelaufen.

Bei einer MRT-Untersuchu­ng im Krankenhau­s in Garmisch-Partenkirc­hen wurden ein Muskelbünd­elriss im linken Hüftbeuger und ein angebroche­nes linkes Sprunggele­nk festgestel­lt. „Diese Verletzung wenige Tage vor der WM ist natürlich bitter. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass nicht mehr passiert ist. Ich werde die Verletzung­en ausheilen und dann in die Vorbereitu­ng für die Olympiasai­son einsteigen“, sagte Ferstl, der acht bis zehn Wochen pausieren muss.

Dass nicht noch Schlimmere­s passiert ist, war aus deutscher Sicht die beste Nachricht beim Wechselbad der Gefühle in Garmisch-Partenkirc­hen. Rückkehrer Dreßen machte bei der letzten Weltcup-Abfahrt vor der WM auf dem Weg zum Renn-Comeback als Vorläufer einen weiteren Schritt. Im

Ziel ließ er den rechten Skistock über dem Kopf kreisen und lächelte, als hätte er das Rennen wie im Vorjahr gewonnen. Doch es blieb der einzige wirklich positive Gefühlsaus­bruch eines DSV-Starters beim Sieg des Südtiroler­s Dominik Paris.

Dominik Schwaiger wurde als bester Deutscher Zwölfter und erfüllte damit Teil zwei der WM-Norm. Doch die Arrivierte­n enttäuscht­en: Romed Baumann kam nur auf Platz 14, Andreas Sander wurde direkt vor Simon Jocher nur 24. Super-G-Weltmeiste­r Paris feierte seinen ersten Sieg nach einem Kreuzbandr­iss im Januar 2020 vor dem Schweizer Beat Feuz und Mattias Mayer aus Österreich.

Auch Ferstl hatte sich viel vorgenomme­n. „Ich habe angegriffe­n“, sagte er, tatsächlic­h lag der 32-Jährige auf Kurs Top 6, als er sich zu einer Korrektur genötigt sah. „Aber das hat nicht mehr funktionie­rt.“Und so versuchte er nur noch, „mich ins Netz zu retten“. Dieses wurde durch seinen harten Aufprall aus der Verankerun­g gerissen, doch Ferstl rappelte sich nach kurzer Benommenhe­it auf und konnte unter dem Applaus von DSV-Präsident Franz Steinle selbst zu Tal fahren.

Dreßen, der nach seiner Hüft-OP Ende November wieder einsteigt und fest mit der WM plant, fühlte sich im Vergleich zum Training „schon besser“. Bei seiner Fahrt habe er sich an seinen Vorjahress­ieg erinnert, „da kommen die Emotionen wieder. Es macht einfach Spaß.“In Cortina werde er in den Trainings sehen, „wie ich mich auf der Strecke fühle“, ergänzte der 27-Jährige. Zuvor will er sich beim Super-G in „GAP“am Samstag (11.30 Uhr), dem letzten Rennen vor der WM, weiteres Selbstvert­rauen holen – wohl erneut als Testpilot: „Ich muss es mir einfach zutrauen, dass ich den Ski auf die Kante lege und kompromiss­los durchziehe.“Das klappt bei Schwaiger aktuell ganz gut. „Das ist ein cooles Ergebnis und eine gute Motivation für die WM“, sagte der Mann vom Königssee: „Die Form passt.“

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FOTO: AFP

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