Drogensucht mit all ihren Facetten
Amazon-Neuverfilmung des ehemaligen Kinohits „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“
(dpa) - Die Drogenbeichte „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“war 1981 ein internationaler Kinohit. Die Neuverfilmung als Amazon-Serie wird mit Spannung erwartet. Einem Vorwurf treten die Macher schon jetzt entgegen.
Der Film soll nach Ansicht von Produzent Oliver Berben die Höhen und Tiefen des Drogenkonsums wiedergeben. Die am 19. Februar startende Streamingserie über das Leben der Berliner Fixerin Christiane F. verherrliche die Sucht allerdings nicht. Die Erzählung der Geschichte sei „wie eine Welle, die sich bewegt von einer Neugierde zu einer Euphorie zu einem Glück zu einem Absturz – und zum Tod führt“. Dieses Bild ergebe sich über die acht Folgen als Gesamtwerk.
„Natürlich gibt es Sequenzen drin, die eine euphorisierende und glückliche Wirkung von Drogen zeigen“, sagte Berben und reagiert damit auf entsprechende Kritik. „Und natürlich gibt es Szenen, die das komplette Elend, den Tod, den Niedergang zeigen. Nur wenn beides zusammenkommt, kriegen Sie ein überzeugendes Bild davon gemacht.“Das Zentrale sei, dass man die Zuschauer mit der Erzählung emotional packe: „Dass Du merkst: Vielleicht denke ich doch noch einmal darüber nach, ob das die richtige Entscheidung ist.“
Hauptdarstellerin Jana McKinnon ist wie die meisten Schauspieler bisher kaum in Erscheinung getreten. Die Macher hätten „ungesehene Gesichter“gesucht, „die frisch und neu sind“, sagte Philip Pratt, bei Amazon für deutsche Serien zuständig. Während die Außenaufnahmen vom Bahnhof Zoo am Computer bearbeitet wurden, um die Geschichte von Ende der 1970er-Jahre realistisch zu erzählen, wurde das Innere des Bahnhofs in einem Industriekomplex im tschechischen Prag als originalgetreue Kulisse nachgebaut. „Wir haben überwiegend in Prag gedreht“, sagte die federführende Autorin Annette Hess. „Beim Bahnhof Zoo war uns wichtig, weil er so ikonografisch war, nah am Original zu bleiben.“Die andere wichtige Location, die Disco „Sound“, sei hingegen recht frei gestaltet worden. Bewusst habe man sich dagegen entschieden, den Stoff in die Gegenwart zu holen, so Hess. „Was die Geschichte so besonders macht, ist, dass die Jugendlichen damals ganz anders kommuniziert haben, weil es keine Handys gab. Sie mussten sich immer suchen.“
Die Lebensbeichte der jungen Berliner Fixerin Christiane F. war 1978 zunächst als Serie im Magazin „Stern“erschienen. Was Christiane F. über das Nachtleben der Mauerstadt, über Heroin und den Drogenstrich zu erzählen hatte, erschütterte damals Westdeutschland. Das Buch dazu wurde Ende der 1970er-Jahre ein Bestseller, Uli Edels Verfilmung in den 80ern ein Kinohit.