Leider lieben Pickel Zucker
Die Behandlung von Akne ist oft schwierig – Wer bestimmte Nahrungsmittel von seinem Speiseplan streicht, hat aber gute Chancen auf Linderung
Die Hautkrankheit Akne entstellt, und deswegen greifen Betroffene nach jedem therapeutischen Strohhalm. Vom risikoreichen Antibiotikum bis zum knallharten Zuckerverzicht. Demnächst haben sie möglicherweise sogar eine Impfung in Aussicht. Doch Studien zeigen: Auch abwarten und viel Tee trinken kann helfen.
Der Leidensdruck der zumeist jungen Aknepatienten ist hoch, und deswegen versuchen sie mit den unterschiedlichsten Methoden die Erkrankung zu lindern. Einige versuchen es mit Medikamenten, die ihnen der Arzt verschreibt oder der Apotheker empfiehlt. Andere mit Tipps, die aus dem Familien- und Freundeskreis kommen. Da kann dann schon mal das Trinken von Eigenurin darunter sein, oder der Ratschlag, das Gesicht ungeschützt den UV-Strahlen der Sonne auszusetzen. Womöglich nach dem Motto: lieber Krebs als Pickel. Auch Teebaumöl wird empfohlen, und das kann – aufgrund seiner antibiotischen Wirkung – durchaus funktionieren. Vorausgesetzt, der Patient hat keine Allergien auf das exotische Öl. Doch was klingt schon verheißungsvoller als eine Impfung, die das körpereigene Immunsystem mobilisiert? Es bräuchte nur ein paar Pikser, und der Körper hätte das Akneproblem von allein erledigt.
Wissenschaftler der Hochschulen und Pharmaunternehmen suchen daher seit einigen Jahren unter Hochdruck nach Impfstoffen gegen Akne. Ein Forscherteam der University of California scheint nun fündig geworden zu sein. Ausgegangen ist man von der Tatsache, dass die Entzündungen der Haarfollikel vor allem durch Bakterien der Art Propionibacterium acnes ausgelöst werden. Man kann sie zwar durch Antibiotika in den Griff bekommen, doch die haben bekanntlich viele Nebenwirkungen. Also haben sich die Forscher um Chun-Ming Huang überlegt, ob man den Keim auch anders bezwingen kann.
Ausgangspunkt war die Entdeckung, dass Propionibacterium acnes ein Janus-Gesicht hat: Bei einigen Menschen tobt er sich in den Pusteln aus, bei anderen hingegen bleibt er völlig harmlos. „Dort bildet er dann einen Teil der Hautflora, ohne irgendeinen Schaden anzurichten“, betont Huang.
Es fehle ihm dann die Fähigkeit zur Produktion des sogenannten CAMP-Faktors, der die typischen Entzündungsprozesse in der Haut auslösen könnte. Also suchten die US-Forscher nach einer Methode, wie man diesen Faktor bei allen Erregern ausschalten kann.
Sie entwickelten einen Antikörper, der quasi einen Hebel in den Bakterien umlegt, so dass sie kein CAMP mehr herstellen können. Würde man nun einen Aknepatienten mit diesem Antikörper impfen, hätte er zwar noch die Bakterien in seiner Haut, doch die könnten keine Entzündungen mehr auslösen. Im Tierversuch funktionierte das schon, beim Menschen wurde es allerdings noch nicht ausprobiert. Bis zur Zulassung eines Impfstoffs dürften also noch Jahre vergehen. Sofern es überhaupt klappt, denn Menschen haben – auch was die Bakterienbesiedlung angeht – eine andere Haut als Mäuse.
Weswegen Patienten sich erst mal darauf konzentrieren sollten, was an wirksamen Aknetherapien bereits zur Verfügung steht – wie etwa die Umstellung der Ernährung. Hier glaubten die Ärzte in den 1920er-Jahren noch, dass der Verzehr von Schokolade zu den Eiterbeulen in der Haut führe. In den 1960er-Jahren wurde diese Theorie dann als unbewiesen zu den Akten gelegt und Aknepatienten nicht mehr zum Verzicht auf Süßigkeiten geraten. Doch jetzt kehrt sie – wenn auch ein wenig modifiziert – wieder zurück.
Ein Forscherteam um Jennifer Burris von der New York University hat nämlich die Studienlage der letzten 50 Jahre noch einmal durchgekämmt, und dabei zwar keine expliziten Befunde zu Schokolade, wohl aber zum Zuckergehalt der Nahrung und ihrem Bezug zu Akne gefunden. Genauer gesagt geht es um den glykämischen Index (GI). Er gibt an, wie stark und schnell der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit ansteigt und dann wieder abfällt. Ist er hoch, besteht offenbar ein besonders hohes Aknerisiko. Umgekehrt konnte man in Tests vielen Aknepatienten helfen, indem man sie auf eine Kost mit niedrigem GI setzte.
Der Grund: Ein hoher GI lässt mehr Hormone und Wachstumsfaktoren im Körper kursieren, die gerade im jugendlichen Körper dazu führen, dass sich die Talgdrüsen an den Haarfollikeln verstopfen – und dann haben die dortigen Bakterien ein leichtes Spiel.
Besser also, man verzehrt Lebensmittel mit niedrigem GI. Dazu zählen neben eiweißreichen Tierprodukten wie Fleisch, Fisch, Käse und Ei auch
Vollkorn, Gemüse und einige Obstsorten wie Nüsse, Äpfel und Pfirsiche. Zu vermeiden sind hingegen Cornflakes, Pommes, Kräcker und Toast, weil sie den Blutzuckerspiegel kurz und heftig nach oben treiben. Und Softdrinks haben sich soeben in einer chinesischen Studie als absolutes No-Go für Aknepatienten herausgestellt. Am schlimmsten sind demzufolge die gesüßten Tees: Sie sollen das Aknerisiko auf das 2,5-Fache steigern.
Ungesüßter Grüntee kann dagegen ein Segen für die Patienten sein. Denn die enthaltenen Polyphenole hemmen nicht nur Entzündungen, sondern auch die Talgproduktion in der Haut. Wissenschaftler der University of California haben immerhin acht brauchbare Studien zu dem Thema gefunden. Demnach vermag Grüntee sowohl äußerlich, in Form einer Creme, als auch innerlich, in Gestalt des altbekannten Aufgusses, die Aknepickel mengen- und größenmäßig zu reduzieren.
Es könnte einen Versuch wert sein, den Tee in seinen Speiseplan einzubauen. Und stattdessen die gesüßten Softdrinks wegzulassen.