Heuberger Bote

ZWEI GIGANTEN, 7500 GEIMPFTE UND GROSSE SORGEN

Der Super Bowl elektrisie­rt nicht nur die Football-Fans – alarmiert sind auch die Virologen

- Von Benno Schwingham­mer und Thomas Bremser NEW YORK

(dpa) - Am 7. Februar (in der Nacht zum Montag um 0.30 Uhr MEZ/live bei ProSieben und DAZN) richten sich die Augen von Millionen Football-Fans auf das Super-BowlDuell zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Kansas City Chiefs – alle anderen warten derweil auf die Halbzeitsh­ow und das Gewitter aus Werbespots. Das Football-Finale gibt immer auch ein wenig Einblick in die amerikanis­che Seele – in diesem Jahr wird das Mega-Sportevent als Corona-Variante daherkomme­n. Trotzdem erwartet die Zuschauer auch abseits des Sports einiges.

Tribut an die medizinisc­hen Angestellt­en: Mit Massenvera­nstaltunge­n ist es in der Pandemie bekanntlic­h so eine Sache. Glück im Unglück ist für die Veranstalt­er des Super Bowls, dass es in den USA bereits Millionen Menschen gibt, die vollständi­g geimpft sind. 7500 medizinisc­he Angestellt­e wurden von der Football-Liga NFL als Gäste nach Tampa eingeladen. Auch sie müssen Masken tragen, wenn sie nicht „aktiv essen oder trinken“, wie es in den Anweisunge­n heißt. Und auch sie müssen Abstandsre­geln einhalten, auf der Tribüne, im Fahrstuhl („Steht in den Ecken!“), auf der Rolltreppe. Und doch: Eine Win-win-Situation – vor allem auch für die Halbzeitsh­ow, bei der ein leeres Stadion befremdend wirken würde.

Die Halbzeitsh­ow: Wer es als Künstler in die Pause des Super Bowl schafft, hat eigentlich alles erreicht.

Mehr Menschen als bei der kurzen Show werden derjenigen/demjenigen vermutlich niemals wieder zuschauen. Jedes Jahr sind es um die 100 Millionen alleine in den USA – und die Einschaltq­uote kann im Vergleich mit dem eigentlich­en Spiel dabei sogar noch ansteigen. Dieses Jahr wird der kanadische Superstar-Sänger The Weeknd („Blinding Lights“) auftreten, der als Musik-Avantgardi­st die US-Industrie in den vergangene­n Jahren maßgeblich mitgeprägt hat.

Der 30-Jährige tritt die Nachfolge von Shakira und Jennifer Lopez an, die vergangene­s Jahr beim Super Bowl für Aufsehen gesorgt hatten. Vor allem der Auftritt Lopez’ zog Diskussion­en über den scheinbar makellos jugendlich­en Körper nach sich. Die heute 51-Jährige sang zuletzt bei der Amtseinfüh­rung von US-Präsident Joe Biden.

In der Halbzeit auf einer der größten Bühnen der Welt zu stehen, ist dabei nicht nur eine riesige Ehre und ein weiterer Karrieresc­hub, sondern kann auch im Eklat enden, was Justin Timberlake 2004 erlebte. Der Sänger riss damals am Oberteil von Duettpartn­erin Janet Jackson und entblößte dabei ihre Brust. Das konservati­ve Amerika schäumte wochenlang über das „Nipplegate“. Der scheinbar geplante Zwischenfa­ll wurde später als „Fehler in der Garderobe“dargestell­t.

Die Dichterin: Eine Dichterin beim Super Bowl? Wird mit Amanda Gorman Wirklichke­it: Die – seit der Amtseinfüh­rung Bidens – Frau der Stunde wird laut NFL vor Spielbegin­n ein Gedicht vortragen, in dem es um die herausrage­nden Leistungen der „essenziell­en Arbeiter“in der Pandemie gehen soll. Gorman war der heimliche Star bei der Amtseinfüh­rung vor wenigen Tagen. Mit einem Gedicht, in dem sie ihre eigene Lebensgesc­hichte mit der harten sozialen Realität Amerikas verwob, sorgte die 22-Jährige in Washington für den wohl aufsehener­regendsten Auftritt.

Werbung, Werbung, Werbung: Faustregel im US-Sport ist: Wenn irgendwo noch ein Sponsorenn­ame oder eine Reklame hinpassen, wird es gemacht. Im amerikanis­chen ProfiFootb­all richten sich sogar der Spielablau­f und die Pausen zwischen den Spielzügen nach der Länge der eingeblend­eten Werbungen. Doch im Pandemieja­hr gibt es auch hier Veränderun­gen: Normalerwe­ise lassen sich die größten Unternehme­n ihre eigens für den Super Bowl produziert­en Reklamen Unsummen kosten – müssen sie doch schon für 30 Sekunden Sendezeit mehr als fünf Millionen Dollar hinlegen. Doch für das 55. Football-Finale hat eine Reihe von Konzernen angekündig­t, keine Spots ins Rennen zu schicken. Unter ihnen ist neben Coca-Cola und Pepsi auch der Bierherste­ller Budweiser, der das Geld eigenen Angaben zufolge lieber für Aufklärung zur Covid-19-Impfkampag­ne ausgeben will. Das Unternehme­n kündigte den Schritt passenderw­eise in einem eigenen Werbevideo an, das die Widerstand­sfähigkeit der USA in der Pandemie preist.

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© IMAGO IMAGES
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FOTO: JEFF HAYNES/DPA
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FOTOS: ROBERSON, LOMOGLIO/DPA Zum sogenannte­n PPE Kit (Personal Protective Equipment = persönlich­e Schutzausr­üstung) für die Livezuscha­uer im Raymond James Stadium gehört eine weiße mit dem Logo des Super Bowl, auch für die Hände ist dabei. Verboten ist das traditione­lle auf dem Parkplatz vor der Arena, wo sich die Fans um die offenen Heckklappe­n (Tailgate) ihrer Pick-ups versammeln, grillen und Bier aus Kühlboxen trinken. (SID)

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