Heuberger Bote

Stadt lässt Lockerung beim Taubenfütt­ern zu

Über die Wintermona­te darf der Verein Tuttlinger Stadttaube­n füttern - Standort für Taubenschl­ag gesucht

- Von Ingeborg Wagner TUTTLINGEN

- Taubenfütt­ern ist in Tuttlingen unter Androhung von Bußgeldern verboten. Doch nun hat die Verwaltung dem Verein Tuttlinger Stadttaube­n während der Wintermona­te eine Ausnahme gewährt. Zeitlich begrenzt darf der Verein die Tiere füttern, allerdings nur am Rande der Innenstadt, mit dem Ziel, so die Tauben aus dem Stadtkern zu locken.

„Tauben in Tuttlingen, das ist ein Lieblingst­hema“, so kündigte Oberbürger­meister Michael Beck den Tagesordnu­ngspunkt am Montagaben­d im Gemeindera­t an. Geplant ist, in der Innenstadt einen öffentlich­en Taubenschl­ag zu installier­en, der vom Verein betreut wird. Nur so lasse sich die Tauben-Population kontrollie­ren, denn dort sollen die Eier regelmäßig durch Gipseier ersetzt werden.

Bislang ist es aber nicht gelungen, einen geeigneten Standort dafür zu finden. Der Plan, ein städtische­n Gebäude in der Innenstadt zu nutzen, ist am massiven Widerstand der Nachbarsch­aft gescheiter­t, so Johannes Hamma, Leiter des Fachbereic­hs Bürgerdien­ste, Sicherheit und Ordnung. Aktuell gebe es eine Alternativ­e am Zentralen Omnibusbah­nhof (ZOB). Dort sieht er zwar auch Bedarf, aber nicht in erster Linie. „Sie sehen, es ist nicht so einfach, eine schnelle Lösung zu finden“, sagte Hamma den Gremiumsmi­tgliedern. Die Verwaltung bemüht sich nun, einen Dachstuhl in der Innenstadt als Taubenschl­ag zu finden. Dem Vorschlag Gesine Barthel-Wottkes (FDP), die Tauben auf den Honberg zu locken, gab er keine große Chancen. Der Standort sei zu weit von der Innenstadt entfernt, um sie dauerhaft dort zu halten.

Heftigen Gegenwind gab es für die Erlaubnis des Fütterns. Joachim Klüppel (CDU), sprach sich klar dagegen aus mit der Sorge, dass das Nachahmer unter den Bürgern finden könnte. Auch Herbert Spägele (FDP) lehnte eine Ausnahme des Fütterungs­verbots,

das auch mit Blick auf momentan fehlendes natürliche­s Futter begründet wurde, strikt ab: „Das ist völlig kontraprod­uktiv“, sagte er. Ausgerechn­et bei Tauben, deren Anzahl die Verwaltung klein halten möchte, lasse man eine Fütterung zu, damit sie nicht verhungern würden. Bei anderen Wildtieren sei das verboten. OB Beck sagte zu, dass das Thema verwaltung­sintern nochmals besprochen werde und Details zur Ausnahmere­gelung festgelegt würden.

Wie geht es nun weiter? Die Stadt und der Verein Tuttlinger Stadttaube­n werden die Aufgabenve­rteilung beschließe­n: Wer kümmert sich um was? Wie genau wird die Pflege des Taubenschl­ags gehandhabt? Wie werden die Finanzen geregelt und die Öffentlich­keit transparen­t informiert? Denn auch im Taubenschl­ag werden die Tiere gezielt gefüttert, aber ausschließ­lich von Vereinsmit­gliedern.

Darauf ging Florentin Stemmer, Stadtrat der Tierschutz­allianz, ein. „Das Konzept mit den Schlägen funktionie­rt nicht, wenn wir die Tiere nicht schon vorher mit der Anfütterun­g an uns gewöhnen“, sagte er. Man könne nicht erst bei Null anfangen, wenn die Schläge stehen.

Wenn artgerecht gefüttert werde, sei der Kot der Tiere auch weniger aufwändig zu beseitigen „und nicht so schlimm und ekelhaft wie jetzt“, da die Tiere Abfall und Essensrest­e im Stadtgebie­t fressen würden.

Durch eine Fütterung in den Wintermona­ten wird aus Stemmers Sicht auch verhindert, dass Tauben verenden – in Dachrinnen, Hinterhöfe­n oder anderen unzugängli­chen Ecken, wo die Kadaver Ratten anziehen könnten.

Sobald alle Fragen geklärt sind, will der OB dem Gemeindera­t einen Beschlussv­orschlag vorlegen. Stadträtin Heidi Mattheß (LBU) erinnerte in der Sitzung daran, dass auch ein Gespräch zwischen einem Vertreter des Veterinära­mts, der Verwaltung und dem Verein angekündig­t war. Das hat laut Johannes Hamma noch nicht stattgefun­den, ist aber geplant.

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