„Sichere Spiele“mit Seiko
Olympiaministerin jetzt neue Tokio-Cheforganisatorin
(SID/dpa) - Die Berufung von Japans „Miss Olympia“Seiko Hashimoto zur neuen Chefin des Organisationskomitees macht den Anhängern von Tokio 2020 wieder Mut. Die siebenmalige Olympiateilnehmerin und erfahrene Sportpolitikerin ist wie keine Zweite in ihrem Land mit der olympischen Geschichte verbunden und stärkt die Hoffnungen des Sports, dass Olympia im Sommer (23. Juli bis 8. August) wie geplant stattfindet.
IOC-Präsident Thomas Bach gratulierte auch prompt „ganz herzlich“und sprach von einer „perfekten Wahl“: Hashimoto verfüge sowohl als Sportlerin als auch als Politikerin über „große Erfahrung“und werde dafür sorgen, dass Tokio in gut fünf Monaten „sichere Spiele abliefert“.
Hashimoto hatte am Donnerstag zuerst ihren Rücktritt als Olympiaministerin im Kabinett von Premierministerin Yoshihide Suga eingereicht, ehe sie für das neue Amt bereit war. „Ich werde meine ganze Kraft einsetzen, um die Spiele in Tokio so zu gestalten, dass sie vom japanischen Volk angenommen werden“, sagte die 56-Jährige. Damit sprach sie den wunden Punkt an: Japans Bevölkerung ist wegen Corona gegen Olympia, in jüngsten Umfragen forderten mehr als 80 Prozent eine neuerliche Verschiebung oder gar eine Absage. Die neue Präsidentin des Organisationskomitees muss also mit mehrheitsfähigen Maßnahmen ganze Arbeit leisten, um den Stimmungsumschwung noch rechtzeitig einzuleiten.
Dass ausgerechnet eine Frau die Nachfolge von Yoshiro Mori antritt, darf auch als Zeichen für mehr Gleichstellung der Geschlechter und als Wiedergutmachung für die Entgleisungen des Vorgängers gesehen werden. Yoshiro Mori hatte mit sexistischen Äußerungen für Aufsehen gesorgt, als er sagte, dass Frauen Meetings generell in die Länge ziehen würden, da sie „Schwierigkeiten haben, sich präzise auszudrücken“.
Doch auch Hashimoto provozierte schon die Sittenwärter in ihrem Land. Bei den Winterspielen in Sotschi 2014 sorgte sie als japanische Delegationschefin bei einer Feier für Aufsehen, als sie den deutlich jüngeren Eiskunstläufer Daisuke Takahashi beim Tanzen auffallend lange küsste. Ein Magazin schrieb schon von sexueller Belästigung Takahashis; beide stritten dies ab und räumten ein, dass etwas viel Alkohol im Spiel gewesen sei.
Hashimoto, die von 1984 bis 1996 viermal an Winter- (Eisschnelllauf) und dreimal an Sommerspielen (Bahnrad) teilnahm und 1992 in Albertville im Eisschnelllauf Bronze gewann, wurde schon von ihren Eltern für die olympische Idee begeistert. Als sie 1964 kurz vor den ersten Olympischen Spielen in Tokio geboren wurde, bekam sie den Namen Seiko: In Anlehnung an Seika, wie in Japan die olympische Flamme genannt wird.