Heuberger Bote

KSK erneut in der Kritik

Ministerin Kramp-Karrenbaue­r unter Druck

- Von Carsten Hoffmann BERLIN

(dpa) - Das Verteidigu­ngsministe­rium sucht nach Verantwort­lichen für neue Unregelmäß­igkeiten im Umgang mit Munition beim Kommando Spezialkrä­fte (KSK). Dabei haben Soldaten der Eliteeinhe­it im vergangene­n Jahr nach dem Stand der Untersuchu­ng die Möglichkei­t erhalten, unerlaubt gehortete oder womöglich auch entwendete Munition auf dem Gelände der KSK-Heimatkase­rne in Calw (Baden-Württember­g) in Kisten einzuwerfe­n und so ohne weitere Strafen zurückzuge­ben – womöglich ein scharfer Verstoß gegen Vorschrift­en.

Brigadegen­eral Markus Kreitmayr, seit 2018 KSK-Kommandeur und zentrale Figur im Reformproz­ess der von Extremismu­sfällen erschütter­ten Einheit, muss nun Fragen beantworte­n. Insider erklären, sein Stuhl wackle, obwohl das Verteidigu­ngsministe­rium über das Vorgehen lange informiert gewesen sei.

Der Offizier sollte nach einer Rückkehr von einer Übung in den USA sofort gehört werden, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag erfuhr. Spätestens für Dienstag wurde mit ersten personelle­n Konsequenz­en in dem Fall gerechnet, hieß es. Mehrere Medien hatten über eine „Amnestie“für verschwund­ene Munition berichtet. Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums sagte auf Anfrage: „Die Ermittlung­en des Heeres stehen kurz vor dem Abschluss.“

Die Sammelboxe­n für Munition waren im Prozess gegen einen KSKSoldate­n in Sachsen bekannt geworden. In seinem Garten war nach Hinweisen des Militärgeh­eimdienste­s MAD Mitte Mai 2020 ein Waffenvers­teck mit entwendete­r Munition und Sprengstof­f entdeckt worden.

Kreitmayr hatte diesen Fall zum Anlass für eine Warnung an seine Einheit genommen. „Inmitten unserer Gemeinscha­ft befanden und befinden sich offensicht­lich noch immer Individuen, die dem sogenannte­n rechten Spektrum zuzuordnen sind“, schrieb der KSK-Kommandeur. Er kündigte eine Null-ToleranzLi­nie an.

Was wusste Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r über eine „Amnestie“? Ein Sprecher des Ministeriu­ms verweist am Montag darauf, Kramp-Karrenbaue­r habe „Teilaspekt­e“delegiert „Sachstands­ermittlung­en“für einen kommende Woche zu erwartende­n Bericht liefen noch im Heer.

Nun müsse der offensicht­lich laxe Umgang beim KSK mit der Munitionsb­ewirtschaf­tung auf den Tisch, genau wie die Frage, ob Amnestie bei Rückgabe illegaler Munition die korrekte Antwort sei, sagte die FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Der LinkenPoli­tiker Matthias Höhn forderte die Ablösung des KSK-Kommandeur­s und eine Auflösung des KSK „in seiner jetzigen Form“. Der CDU-Politiker Johann Wadephul verwies auf Recht und Gesetz und darauf, dass Kreitmayr anzuhören sei.

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