Viel los trotz Corona
Freizeitanlagen am Umläufle sind bei gutem Wetter voll – Polizei appelliert an Vernunft
- Rollerfahrende Kinder im Skaterpark, Erwachsene beim Fußball, Jugendliche beim Basketball – es war viel los am Wochenende im Tuttlinger Umläufle. Angesichts der Pandemie wird manch einem bei diesem Anblick mulmig. Die Polizei war unterwegs, die Kontrollen haben am Wochenende allerdings nicht allzu viel gebracht.
„Wer am Wochenende im Umläufle unterwegs war, hätte den Eindruck gewinnen können, die Pandemie sei zu Ende“, schreibt Leser Jochen Schmid an unsere Zeitung. Menschen ohne Abstand und ohne Masken und „weit und breit keine Polizei oder KOD“, so Schmid. Da werde mit zweierlei Maß gemessen, meint er. Denn: „Wie erklärt man das einem Jungen, der seit Monaten auf sein Vereinsfußball-Training verzichten und auf der breiten Bahnhofstraße Abstand halten und eine Maske tragen muss?“
Ja, es sei viel los gewesen am Wochenende, das bestätigen sowohl Polizei als auch Stadtverwaltung. Aber sowohl Polizei als auch Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) waren nach eigenen Angaben zu Kontrollen unterwegs. Dabei habe es auch verschiedene Verstöße gegeben, sagt Polizeisprecher Dieter Popp. Der Schwerpunkt lag allerdings nicht in Tuttlingen, sondern eher am Bodensee – „wo sicherlich auch einige Tuttlinger waren, den Autokennzeichen nach zu urteilen“, so Popp. Auch am Hegaublick ignorierten einige Motorradfahrer die Corona-Regeln.
In den vier Landkreisen des Polizeipräsidiums registrierte die Polizei 88 Verstöße gegen die Corona-Verordnung am Samstag und 54 Verstöße am Sonntag. In den meisten Fällen wurde dabei gegen das Ansammlungsverbot oder gegen die Abstandsregel verstoßen, auch die Maskenpflicht hielten nicht alle ein.
Im Umläufle selbst wurden keine Verstöße geahndet, aber Polizei und KOD waren am Sonntag zwischen 13 und 14 Uhr gemeinsam im Einsatz, um die Sportanlagen zu räumen. Schon gegen 16 Uhr interessierte das einige Freizeitsportler nicht mehr, unter anderem war zu dem Zeitpunkt ein Basketballspiel im Gange. Das rot-weiße Absperrband flatterte abgerissen im Wind.
„Wir waren permanent unterwegs, aber wir können nicht zur gleichen Zeit überall sein“, sagt Popp. Auch die Stadt verweist auf die begrenzten Kapazitäten der sechs KOD-Mitarbeiter und auf die Demonstration am Wochenende, die ebenfalls Kräfte gebunden habe. Und Stadtsprecher Arno Specht meint auch: „Tatsächlich erschien die Menschenmasse recht groß, bei tatsächlicher und näherer Betrachtung verhielt sich der überwiegende Teil der Personen corona-konform.“
Die Stadt hatte zudem schon am Freitag den Spielplatz und die Skateranlage abgesperrt, „als sich abzeichnete, dass der Ansturm immer größer wird und Abstandsregeln nicht eingehalten werden“, so Specht. Generell seien die Spielplätze in der Stadt aber geöffnet, und das soll bald auch wieder für die Anlagen im Umläufle gelten. „Wir wollen Verdrängungseffekte vermeiden“, sagt Specht. Was am Wochenende zu beobachten war: Statt auf dem Spielplatz tummelten sich die Familien wenige Meter weiter am Kletter-Ei.
„Da kann man nur an die Vernunft appellieren und immer wieder sagen, dass Corona noch nicht rum ist“, sagt Polizeisprecher Popp, hat aber auch Verständnis: „Natürlich zieht es alle nach draußen, wenn das Wetter so schön ist.“
Ähnlich sieht es Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck: „Generell ist das Risiko einer Infektion im Freien deutlich geringer als in geschlossenen Räumen – es ist also besser, wenn sich die Menschen in Parks treffen als in ihren Wohnungen.“Allerdings sei bekannt, dass bei engem Kontakt auch im Freien Übertragungen möglich sind. „Deshalb werden wir auch weiter vor allem größere und eng beieinander sitzende Gruppen im Blickfeld haben“, so Beck – zumal genau aus den genannten Gründen die Kontaktbeschränkungen nach wie vor gälten.
„Es ist also besser, wenn sich die Menschen in Parks treffen als in ihren Wohnungen.“
Das sagt Oberbürgermeister Michael Beck. Er will größere Ansammlungen aber im Blick behalten.