Heuberger Bote

Zeitenwend­e im Schnee

Die Alpinen glänzen, die Biathleten enttäusche­n – Ein Trend für die Spiele in Peking 2022?

- CORTINA D'AMPEZZO/POKLJUKA

(dpa) - In den Vorjahren schien eines gewiss im deutschen Winterspor­t: Die Biathleten sind bei Großereign­issen zuverlässi­ge Medaillenl­ieferanten – die alpinen Rennfahrer tun sich dagegen schwer mit Podiumsplä­tzen. Ein Jahr vor Olympia von Peking scheinen sich die Vorzeichen gedreht zu haben. Mit vier Medaillen und teils famosen Vorstellun­gen sorgten die Ski-Asse bei der WM in Cortina d'Ampezzo gerade für Furore. Die Skijäger in Pokljuka lieferten mit nur zweimal Silber zugleich die schlechtes­te WM seit 2013 ab. Was bedeutet das im Hinblick auf die Winterspie­le im Februar 2022?

Die Biathleten bemühten sich nach der Enttäuschu­ng in Slowenien zwar um milde Fazits. „Es hat bei der WM ein Stück das glückliche Händchen gefehlt“, sagte etwa Bernd Eisenbichl­er, der Sportliche Leiter Biathlon im Deutschen Skiverband (DSV). Frauen-Bundestrai­ner Kristian Mehringer setzt auf die Strahlkraf­t Olympia. „Das ist unser großes Ziel und wir können uns sauber ein Jahr vorbereite­n. Dann sind vielleicht wir die Lachenden“, sagte er. Ein konkreter Plan, was denn wie verbessert werden soll, war in dem Ausblick freilich nicht dabei.

Die deutschen Biathleten haben ein Konstanz- und Generation­sproblem. An Ersterem lässt sich arbeiten. Die schwankend­en Schieß- und Laufleistu­ngen, die auch in Pokljuka bei den Athleten – mit Ausnahme der mehrmals knapp am Einzelpodi­um vorbeigela­ufenen Franziska Preuß – sichtbar wurden, müssen verbessert werden. „Da haben wir einiges an Arbeit vor uns“, sagte Eisenbichl­er.

Komplizier­ter ist das Nachwuchst­hema. Die Leistungst­räger Arnd Peiffer (33), Erik Lesser (32), Denise Herrmann (32) und Benedikt Doll (30) haben nicht mehr viele Jahre in der Weltspitze. Potenziell­e Nachfolger gibt es nicht. Anders als bei den starken Norwegern, Franzosen und Schweden ist im Altersbere­ich unter 25 Jahre niemand in Sicht, der zu mehr in der Lage scheint. Keine neue Magdalena Neuner, keine Laura Dahlmeier.

Auch die Skirennfah­rer können aus keinem großen Talentepoo­l wie etwa die Österreich­er und Schweizer wählen. Und Alpin-Direktor Wolfgang Maier mahnt, dass der Corona-Lockdown mit den für Tausende Schüler und Nachwuchss­portler gesperrten Pisten langfristi­g eine riesige Gefahr birgt, auch für den Spitzenspo­rt. Kurzund mittelfris­tig aber werde ihm nicht bange, versichert­e er. Deutschlan­d sei keine Skination mit dem Anspruch, in jedem Rennen um die Podiumsplä­tze mitzufahre­n. „Aber wir können Ausreißer nach oben bringen“– so wie in Cortina. „Wir schaffen es immer wieder und werden es in Zukunft schaffen, dass wir Spitzenath­leten haben“, versichert­e der Funktionär, der in seiner langen Schaffensz­eit Stars wie Katja Seizinger, Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther betreute.

Maiers Beste sind jung wie Abfahrts-Vizeweltme­isterin Kira Weidle (24) und Riesenslal­om-Hoffnungst­räger Alexander Schmid (26) – oder aber noch im besten Abfahrtsal­ter wie der WM-Zweite Andreas Sander (31).

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FOTO: DPA

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