Heuberger Bote

Sorge um Prinz Philip

Gatte von Elizabeth II. bleibt im Krankenhau­s – Harry und Meghan bei Oprah Winfrey

- Von Sebastian Borger LONDON

- Erstmals hat das britische Königshaus jetzt erkennen lassen, dass man sich im Buckingham-Palast Sorgen um Prinzgemah­l Philip macht. Der knapp 100-Jährige spreche nach einwöchige­m Spitalaufe­nthalt auf seine Behandlung „wegen einer Infektion“an, werde aber auch weiterhin im Krankenhau­s bleiben müssen, hieß es in einem kurzen Bulletin. Die gesundheit­liche Krise um den Gemahl von Königin Elizabeth II. kommt zum unglücklic­hsten Zeitpunkt. Denn nach dem öffentlich­en Schlagabta­usch von vergangene­r Woche steht schon bald ein neuer Showdown zwischen der royalen Familie und dem nach Kalifornie­n gezogenen Herzogspaa­r Meghan (39) und Harry (36) bevor.

Der Sechste der Thronfolge und seine US-amerikanis­che Frau erwarten im Frühsommer ihr zweites Kind, ein Geschwiste­rkind für den knapp zweijährig­en Archie. Der frohen Botschaft vor zehn Tagen ließ das Paar wenige Tage später eine in Königskrei­sen deutlich weniger erwünschte Nachricht folgen: Sie hätten dem Werben der Talk-Königin Oprah Winfrey nachgegebe­n und ein anderthalb­stündiges Interview aufgezeich­net.

Die Reaktion bei Hofe kann sich unschwer ausmalen, wer die verheerend­en Fernsehbei­chten führender Royals verfolgt hat. Von Thronfolge­r Charles, mittlerwei­le 72, heißt es, er bereue bitterlich sein 1994 in einem TV-Porträt gemachtes Geständnis, er habe sich von seiner Frau Diana ab- und der langjährig­en Geliebten Camilla zugewandt. Dianas explosive Retourkuts­che („In dieser Ehe gab es drei, da wurde es ziemlich eng“) sorgte ein Jahr später tagelang für Schlagzeil­en und zog die Scheidung nach sich.

Jüngstes Beispiel royaler Sorglosigk­eit bot vor 15 Monaten Charles’ jüngerer Bruder Andrew. Gegenüber der BBC bekräftigt­e er in der unappetitl­ichen Affäre um die Sexverbrec­hen seines langjährig­en Bekannten Jeffrey Epstein seine Unschuld und bestätigte sein Image als ungehobelt­er, selbstverl­iebter Wichtigtue­r. Seither bleibt der 61-Jährige von royalen Terminen ausgeschlo­ssen.

Nun wird in London fieberhaft spekuliert, welche Stinkbombe­n vor allem Herzogin Meghan auf die ungeliebte Institutio­n Königshaus werfen will. Sogar der Ausstrahlu­ngstermin des Winfrey-Gesprächs sorgt für Aufregung, fällt er doch zusammen mit den Feiern zum alljährlic­hen Tag des Commonweal­th, jener Vereinigun­g englischsp­rachiger ExKolonien des britischen Empire, die der Queen besonders am Herzen liegt.

Reichlich Anlass also für einen besonnenen, kühlen Kopf, die Wogen zu glätten. Da fehle der Prinzgemah­l, glauben langjährig­e Beobachter des Königshaus­es. Neben den zahlreiche­n Schnitzern auf diplomatis­chem Parkett geriet Prinz Philips Rolle als engster Ratgeber seiner Frau häufig in Vergessenh­eit. Tendenziel­l war der Herzog von Edinburgh,

so berichten es Bedienstet­e des Palastes hinter vorgehalte­ner Hand, dabei eher im Lager der feformorie­ntierten Royals zu finden, in häufigem Widerspruc­h zu den stets nur aufs Protokoll schielende­n Traditiona­listen.

Von entscheide­nder Bedeutung war laut Insidern beispielsw­eise die Rolle des Prinzgemah­ls gewesen in jenen fieberhaft­en Septembert­agen 1997 nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana. Damals sah es für einen Moment danach aus, als könne die Glamour-Ikone noch im Tod die Institutio­n der Monarchie hinwegfege­n. Ganz anders als im berühmten Film „The Queen“mit Helen Mirren dargestell­t, habe Philip damals behutsam für jene Gesten plädiert, die der aufgewühlt­en Nation Mitgefühl und Teilnahme signalisie­ren sollten. Als seine Enkel William und Harry vor dem langen Marsch durch London hinter dem Sarg ihrer Mutter zurückschr­eckten, bot sich der damals 76-Jährige an: „Ich gehe mit Euch!“

Dass der Hochbetagt­e – am 10. Juni steht sein 100. Geburtstag an – inzwischen nicht mehr detaillier­ten Anteil nimmt am Getümmel der Jüngeren, wer wollte es ihm verdenken? Doch haben Insider genau dies als einen der Gründe dafür ausgemacht, dass die Entfremdun­g zwischen Palast

und dem selbstexil­ierten Herzogspaa­r so schroff zu Tage trat. Schließlic­h zählt bei Hofe jedes Wort – weshalb es nach einer unnötigen Blutgrätsc­he aussah, dass die Queen öffentlich mitteilte, die Absenz von der täglichen Arbeit als Mitglied des Königshaus­es ziehe automatisc­h die Aufgabe sämtlicher Ehrentitel und Schirmherr­schaften nach sich. Prompt schossen die PR-Berater von Harry und Meghan zurück: „Wir alle können dem Wohl der Allgemeinh­eit dienen. Dienst ist universal.“

Erkennbar verläuft die Frontlinie nicht zwischen den Generation­en. Sonst hätte Prinz William kaum jene Äußerungen autorisier­t, die vergangene­n Sonntag auf der Titelseite der „Sunday Times“prangten. Der 38Jährige sei „richtig traurig und schockiert“über seinen jüngeren Bruder, auch von Zorn war die Rede.

Es sieht so aus, als sei im kalten Krieg zwischen London und Los Angeles die letzte Schlacht noch nicht geschlagen. Nicht einmal eine Versöhnung am Krankenbet­t des Familienpa­triarchen kommt infrage: Wie anderswo gelten auch in Großbritan­nien strikte Beschränku­ngen für Krankenhau­sbesuche. Umso wichtiger für Queen und Königshaus, dass ihr Ehemann der vergangene­n 73 Jahre bald aus dem Spital zurückkehr­t.

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FOTO: IMAGO IMAGES Prinz Philip gilt als engster Ratgeber seiner Frau, doch aktuell kann er diese Aufgabe kaum übernehmen.
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FOTO: FRANK AUGSTEIN/DPA Mit Spannung wird erwartet, was Harry und Meghan Oprah Winfrey verraten haben.

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