Passender Rahmen für nächste Generation
Aldinger Schule für 11,9 Millionen komplett erneuert – Sie spiegelt den pädagogischen Geist
- Früher standen an solchen Stellen Burgen und Klöster, heute in manchen Ländern Millionärsvillen. In Aldingen steht auf dem Platz, der einen Ausblick vom Rottweiler Turm bis zum Dreifaltigkeitsberg und darüber hinaus bietet: die Gemeinschaftsschule. Und seit dem kompletten Umbau für 11,9 Millionen Euro können die Schüler in ihren Klassen- und Fachräumen diesen weiten Blick auch genießen, selbst im Keller.
Dafür wurde eigens ein Erdhügel abgetragen und im ganzen Haus haben die Handwerker große Fenster eingebaut. Im Haus selbst sorgt helles Holz und ein Atrium für Helligkeit. Und bald schon dürfen die Schüler das neue Gebäude ganz in Beschlag nehmen.
Vergangene Woche haben Bauhof, Schulverwaltung und Lehrkräfte Möbel und Lernmaterialien von Containern und dem Seitengebäude (genannt Banane wegen der gebogenen Form) in das renovierte, erweiterte Gebäude gebracht (wir berichteten) – extra an beweglichen Ferientagen, um den Eltern ein Zeichen zu schicken, sagt Rektor Bernhard Straile.
Sein Umzugsplan gleicht einem Logistikprojekt, denn es musste auch umgeschichtet werden. Jetzt ist das Nebengebäude mit der Renovierung „dran“. Die Belegung der drei Gebäude folge einem pädagogischen Konzept: Die kleinen Dritt- und Viertklässler seien in den Pavillions etwas abseits, im Nebengebäude die Klassen fünf und sechs und im Hauptgebäude die Klassen sieben bis zehn. Die Erst- und Zweitklässler werden in Aixheim unterrichtet.
Genau 613 Schüler besuchen die Gemeinschaftsschule, 55 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten sie.
Straile ist von dem ganz entkernten, früher dunklen und jetzt hell und einladend wirkenden Gebäude ganz begeistert, das ist ihm beim Rundgang anzumerken. Der Grund: Das Gebäude spiegelt, worum es ihm und seinen Lehrerinnen und Lehrern geht: Horizonterweiterung, Gemeinschaft, gelingendes Wachsen und Lernen – und zwar jenseits von Dünkelhaftigkeit, Zuschreibungen, Abstempelungen. Das Gebäude drückt für ihn auch Wertschätzung für das Lernen aus und für die Arbeitenden und die Lernenden. „Der Gemeinde Aldingen ist diese Schule sehr wichtig“, sagt Straile. Und: „Der Gemeinderat hat keinen der wirklich gut begründeten Änderungswünsche abgelehnt.“
Dass dies eine Gemeinschaftsschule ist, die vor allem den Weg bis zur zehnten Klasse und damit den Realschul- oder Hauptschulabschluss im Blick hat, ist Straile sehr wichtig. Gemeinsam lernen alle. Schüler, die dann das Abitur machen wollen, wechseln in der Regel. Die Schule kann auch auf diesem Weg unterstützen, auch Gymnasiallehrer unterrichten in Aldingen.
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: Während sich früher
Lehrer oft beklagten, dass sie nicht dazu da seien, die „Versäumnisse der Elternhäuser“auszubügeln, sieht Straile als Pluspunkt und expliziten Auftrag, die Kinder und Jugendlichen als künftig die Gesellschaft tragende Generationen zusammen zu bringen und ihnen das Rüstzeug zu vermitteln. Und das ohne Ansehen der Herkunft und Person. Deshalb lernen auch die Schüler, die den Hauptschulabschluss machen, bis einschließlich der zehnten Klasse gemeinsam. „Der Abschluss ist nicht derselbe, aber nicht weniger wert“, sagt Straile.
„Du bist hier und es ist nicht wichtig, ob Deine Eltern zuhause einen PC haben oder nicht. Die Frage ist: Bist du bereit etwas zu tun?“- Diesen Anspruch versuche man den Schülern zu vermitteln. Jeden Schüler nach seinem Maß zu behandeln sei wichtig, aber es liege an jedem selbst, die Chancen auch zu nutzen.
Die Räume bieten beste Bedingungen: In allen Klassenzimmern sind Smartboards und Whiteboards, also riesige Computerbildschirme und daneben gleich große weiße Tafeln, die man von Hand beschreiben kann. Die Chemie, Physik- und Werkräume sind mit modernster Infrastruktur ausgestattet, die Küche für hauswirtschaftliches Lernen lässt keine Wünsche offen und kann auch zum Beispiel von der Volkshochschule benutzt werden.
Neben den Klassenräumen die auf zwei Etagen in einem Viereck um den Innenhof und die Aula verteilt sind, gibt es auch die großzügigen Räume für die Lehrkräfte,die Verwaltung, die Schulsozialarbeiter, es gibt einen kleinen Raum für den Pausenverkauf, den die Schüler managen, ein Schülercafé, Aufenthaltsmöglichkeiten draußen. Eine Infrastruktur, die einladend ist und auch auf Ganztagesangebote ausgerichtet ist. Direkt neben der Schule gibt es Sporteinrichtungen..
Alles ist gut durchdacht, von der Raumwirkung über die Materialien bis hin zur Infrastruktur. Auch sind alle Räume durch zwei Türen miteinander verbunden, sodass man parallel zu den Gängen von vorn bis hinten gehen kann – auch als Fluchtweg wichtig. Und: „Dies ist die Schule der Gemeinde Aldingen“, sagt Straile und freut sich darüber, dass es verschiedene Eingänge gibt und der Aufzug entsprechend angelegt ist, dass auch externe Veranstaltungen hier stattfinden können, etwa in der hellen und lichten Mensa.