So läuft der digitale Unterricht an Schulen im Landkreis
Schüler mit Geräten versorgt - Internetverbindung sorgt für Probleme
- Seit mehreren Monaten läuft der Fernunterricht an den Schulen im Landkreis Tuttlingen. Mittlerweile ist ein Großteil der Schüler mit Endgeräten in Form von Laptops oder Tablets versorgt. Doch immer wieder macht das Internet Probleme. Drei Schulen im Landkreis ziehen Bilanz.
Die Konzenbergschule in Wurmlingen will ihr digitales Lernkonzept voranbringen. Dafür ist nun ein wichtiger Schritt getan: Alle Schüler der fünften bis neunten Klasse sind seit wenigen Tagen mit einem eigenen Tablet ausgestattet. Die neuen Endgeräte gibt es aber nicht etwa in Folge der Corona-Pandemie. „Darauf haben wir lange hingearbeitet“, sagt Schulleiterin Vera Dreßen.
Tatsächlich habe die Pandemie die Digitalisierung der Schule eher ausgebremst statt beschleunigt. Denn eigentlich hätten die Geräte bereits im Herbst vergangenen Jahres geliefert werden sollen, wie Lehrerin Annika Sindermann berichtet. Künftig sollen die Tablets dabei helfen, dem Konzept der Gemeinschaftsschule – insbesondere mit dem Blick auf das individuelle Lernen auf verschiedenen Niveaus – noch besser gerecht zu werden.
Die Endgeräte müssen von den Eltern der Schüler gekauft werden. Neben einer Einmalzahlung sei es aber auch möglich, diese in monatlichen Raten von jeweils zehn Euro abzubezahlen, erklärt Dreßen. Rund 25 Prozent der Kosten seien außerdem durch Zuschüsse gedeckt. Die Wartung durch eine örtliche IT-Firma sowie Jugendschutz-Vorkehrungen sind ebenfalls inbegriffen. Alles in allem sei das laut Dreßen bei den Eltern auf große Akzeptanz gestoßen. Sindermann betont aber auch, dass finanzschwache Familien bei der Anschaffung der Geräte auch unterstützt werden – zum Beispiel durch die Möglichkeit, die Geräte auszuleihen. „Keiner wird auf der Strecke gelassen“, versichert sie.
Auch wenn die neuen Geräte nicht aufgrund der Corona-Pandemie angeschafft wurden – mit Blick auf das Home Schooling bringen sie aus Sicht der Schule ebenfalls Vorteile mit sich. „Wir sind froh, damit auch die Schüler abzufangen, die nicht so gut ausgestattet sind“, sagt Sindermann. Denn neben den Grundschulklassen, die seit Anfang dieser Woche wieder im Wechselunterricht an die Schule kommen und den Abschlussklassen, die ebenfalls in Teilen vor Ort unterrichtet werden, ist nur eine kleine Gruppe von sechs Schülern in einer Lernwerkstatt vor Ort. Diese richtet sich an Kinder, die dem Unterricht Zuhause nicht gut folgen können – zum Beispiel weil sie sich nicht so gut strukturieren können oder nicht die notwendige Unterstützung bekommen.
Die restlichen Schüler werden nach wie vor auf Distanz unterrichtet – allerdings nicht per Videokonferenz. Viele Lehrer der Konzenbergschule hätten sich gegen dieses
Konzept ausgesprochen, so Dreßen. „Ein Problem ist zum Beispiel, dass viele Schüler immer wieder mit WLan-Abbrüchen zu kämpfen haben“, nennt Sindermann als einen Grund. Stattdessen werde mit Erklärvideos gearbeitet, die den Schülern den notwendigen Input liefern, um anschließend die dazugehörigen Aufgaben zu erledigen und abzugeben.
Solche Erklärvideos gebe es dabei nicht nur zum Unterrichtsstoff, sondern auch zu technischen Fragen oder mit Strukturtipps für die Schularbeit zu Hause. „Wir haben einen Kollegen, der uns da besonders unterstützt und viele Videos erstellt“, sagt Dreßen. Für die Kollegen gebe es sogar ein Erklärvideo darüber, wie man Erklärvideos erstellt, berichtet Sindermann und lacht.
Um zu kontrollieren, dass sich auch alle Kinder und Jugendlichen mit ihren Schulaufgaben beschäftigen, können die Lehrkräfte einsehen, wer sich welche Dokumente bereits angesehen hat. Schüler, die ihre Aufgaben nicht rechtzeitig erledigen, können dann gezielt angesprochen werden. Gleichzeitig seien die Lehrer immer für Rückfragen erreichbar.
Ein ähnliches Fazit zieht Christian Graf, stellvertretender Schulleiter der Realschule Mühlheim. Der Fernunterricht per Videokonferenz funktioniere insgesamt gut, doch die Internetverbindung sei teilweise das Problem. „Bestimmte Schüler fallen immer wieder raus, weil das Internet so schlecht ist“, berichtet Graf. Das liegt nicht immer am Internettarif des Haushalts, teilweise ist an manchen Standorten schlicht keine bessere Verbindung möglich.
„Unsere Grundstruktur funktioniert aber sehr gut“, sagt Graf. Die Klassenstufen 5 bis 9 werden derzeit digital unterrichtet, die Schüler der Jahrgangsstufe 10 haben in den Hauptfächern Präsenzunterricht im Wechselmodell. Mittlerweile habe sich ein Rhythmus entwickelt, die Schüler wissen, wo sie welche Aufgaben finden. Auch mit der technischen Ausstattung ist Graf zufrieden.
„Durch Corona hat die Nutzung nun einen Schub bekommen“, sagt Christian Traub, Konrektor der Gemeinschaftsschule Obere Donau über die Lernplattform Moodle.
Alle Schüler sind entweder mit eigenen Endgeräten ausgestattet oder können eines der Leihgeräte bekommen. Die Realschule hat Ende 2020 nochmal 34 neue Laptops zusätzlich zum Altbestand bekommen.
Für den Tag der offenen Tür haben sich die Lehrer an der Realschule Mühlheim eine Lösung gefunden: Eine digitale Schulvorstellung. Auf einem interaktiven Bild können Interessenten verschiedene Symbole auswählen. Ein Klick auf das Bild von
Christian Graf öffnet zum Beispiel das vorab aufgenommene Grußwort des Konrektors. „Wir wollten das spielerisch gestalten, denn das Angebot soll sich auch an die Kinder selbst richten“, so Graf.
Für die technische Ausstattung ist an der Gemeinschaftsschule Obere Donau in Fridingen Konrektor Christian Traub zuständig. Der zieht ein positives Zwischenfazit zum Distanzunterricht: „Unterm Strich läuft alles stabil“, sagt er über die Lernplattform Moodle, die die Gemeinschaftsschule nutzt, um den Schülern Aufgaben zu geben oder Videokonferenzen abzuhalten. Die Plattform nutzte die Schule bereits vor der Corona-Pandemie um Lernentwicklungsberichte zu erstellen. „Durch Corona hat die Nutzung nun einen Schub bekommen“, so Traub.
Die Lehrer arbeiten in der Regel mit ihren eigenen Geräten. Für die Schüler wurden über das Sofortausstattungsprogramm des Kultusministeriums 41 Notebooks bestellt. Der Bedarf sei im Sommer abgefragt worden, so Traub, vor zwei Wochen kamen die Geräte dann an. In der Zwischenzeit wurde mit bereits an der Schule vorhandenen Tablets gearbeitet.
Diese Überbrückung habe laut Traub gut funktioniert. „Wir profitieren von unseren Erfahrungen aus dem letzten Jahr“, fügt Schulleiter Otmar Zwick hinzu. Bisher kamen keinerlei Beschwerden von Schülern, Lehrern oder Eltern. Ein Problem teilt die Gemeinschaftsschule Obere Donau mit den anderen Schulen: Auch hier gibt es vereinzelt Probleme mit der Internetleitung.