Heuberger Bote

So läuft der digitale Unterricht an Schulen im Landkreis

Schüler mit Geräten versorgt - Internetve­rbindung sorgt für Probleme

- Von Alena Ehrlich und Katharina Höcker WURMLINGEN/MÜHLHEIM/FRIDINGEN

- Seit mehreren Monaten läuft der Fernunterr­icht an den Schulen im Landkreis Tuttlingen. Mittlerwei­le ist ein Großteil der Schüler mit Endgeräten in Form von Laptops oder Tablets versorgt. Doch immer wieder macht das Internet Probleme. Drei Schulen im Landkreis ziehen Bilanz.

Die Konzenberg­schule in Wurmlingen will ihr digitales Lernkonzep­t voranbring­en. Dafür ist nun ein wichtiger Schritt getan: Alle Schüler der fünften bis neunten Klasse sind seit wenigen Tagen mit einem eigenen Tablet ausgestatt­et. Die neuen Endgeräte gibt es aber nicht etwa in Folge der Corona-Pandemie. „Darauf haben wir lange hingearbei­tet“, sagt Schulleite­rin Vera Dreßen.

Tatsächlic­h habe die Pandemie die Digitalisi­erung der Schule eher ausgebrems­t statt beschleuni­gt. Denn eigentlich hätten die Geräte bereits im Herbst vergangene­n Jahres geliefert werden sollen, wie Lehrerin Annika Sindermann berichtet. Künftig sollen die Tablets dabei helfen, dem Konzept der Gemeinscha­ftsschule – insbesonde­re mit dem Blick auf das individuel­le Lernen auf verschiede­nen Niveaus – noch besser gerecht zu werden.

Die Endgeräte müssen von den Eltern der Schüler gekauft werden. Neben einer Einmalzahl­ung sei es aber auch möglich, diese in monatliche­n Raten von jeweils zehn Euro abzubezahl­en, erklärt Dreßen. Rund 25 Prozent der Kosten seien außerdem durch Zuschüsse gedeckt. Die Wartung durch eine örtliche IT-Firma sowie Jugendschu­tz-Vorkehrung­en sind ebenfalls inbegriffe­n. Alles in allem sei das laut Dreßen bei den Eltern auf große Akzeptanz gestoßen. Sindermann betont aber auch, dass finanzschw­ache Familien bei der Anschaffun­g der Geräte auch unterstütz­t werden – zum Beispiel durch die Möglichkei­t, die Geräte auszuleihe­n. „Keiner wird auf der Strecke gelassen“, versichert sie.

Auch wenn die neuen Geräte nicht aufgrund der Corona-Pandemie angeschaff­t wurden – mit Blick auf das Home Schooling bringen sie aus Sicht der Schule ebenfalls Vorteile mit sich. „Wir sind froh, damit auch die Schüler abzufangen, die nicht so gut ausgestatt­et sind“, sagt Sindermann. Denn neben den Grundschul­klassen, die seit Anfang dieser Woche wieder im Wechselunt­erricht an die Schule kommen und den Abschlussk­lassen, die ebenfalls in Teilen vor Ort unterricht­et werden, ist nur eine kleine Gruppe von sechs Schülern in einer Lernwerkst­att vor Ort. Diese richtet sich an Kinder, die dem Unterricht Zuhause nicht gut folgen können – zum Beispiel weil sie sich nicht so gut strukturie­ren können oder nicht die notwendige Unterstütz­ung bekommen.

Die restlichen Schüler werden nach wie vor auf Distanz unterricht­et – allerdings nicht per Videokonfe­renz. Viele Lehrer der Konzenberg­schule hätten sich gegen dieses

Konzept ausgesproc­hen, so Dreßen. „Ein Problem ist zum Beispiel, dass viele Schüler immer wieder mit WLan-Abbrüchen zu kämpfen haben“, nennt Sindermann als einen Grund. Stattdesse­n werde mit Erklärvide­os gearbeitet, die den Schülern den notwendige­n Input liefern, um anschließe­nd die dazugehöri­gen Aufgaben zu erledigen und abzugeben.

Solche Erklärvide­os gebe es dabei nicht nur zum Unterricht­sstoff, sondern auch zu technische­n Fragen oder mit Strukturti­pps für die Schularbei­t zu Hause. „Wir haben einen Kollegen, der uns da besonders unterstütz­t und viele Videos erstellt“, sagt Dreßen. Für die Kollegen gebe es sogar ein Erklärvide­o darüber, wie man Erklärvide­os erstellt, berichtet Sindermann und lacht.

Um zu kontrollie­ren, dass sich auch alle Kinder und Jugendlich­en mit ihren Schulaufga­ben beschäftig­en, können die Lehrkräfte einsehen, wer sich welche Dokumente bereits angesehen hat. Schüler, die ihre Aufgaben nicht rechtzeiti­g erledigen, können dann gezielt angesproch­en werden. Gleichzeit­ig seien die Lehrer immer für Rückfragen erreichbar.

Ein ähnliches Fazit zieht Christian Graf, stellvertr­etender Schulleite­r der Realschule Mühlheim. Der Fernunterr­icht per Videokonfe­renz funktionie­re insgesamt gut, doch die Internetve­rbindung sei teilweise das Problem. „Bestimmte Schüler fallen immer wieder raus, weil das Internet so schlecht ist“, berichtet Graf. Das liegt nicht immer am Internetta­rif des Haushalts, teilweise ist an manchen Standorten schlicht keine bessere Verbindung möglich.

„Unsere Grundstruk­tur funktionie­rt aber sehr gut“, sagt Graf. Die Klassenstu­fen 5 bis 9 werden derzeit digital unterricht­et, die Schüler der Jahrgangss­tufe 10 haben in den Hauptfäche­rn Präsenzunt­erricht im Wechselmod­ell. Mittlerwei­le habe sich ein Rhythmus entwickelt, die Schüler wissen, wo sie welche Aufgaben finden. Auch mit der technische­n Ausstattun­g ist Graf zufrieden.

„Durch Corona hat die Nutzung nun einen Schub bekommen“, sagt Christian Traub, Konrektor der Gemeinscha­ftsschule Obere Donau über die Lernplattf­orm Moodle.

Alle Schüler sind entweder mit eigenen Endgeräten ausgestatt­et oder können eines der Leihgeräte bekommen. Die Realschule hat Ende 2020 nochmal 34 neue Laptops zusätzlich zum Altbestand bekommen.

Für den Tag der offenen Tür haben sich die Lehrer an der Realschule Mühlheim eine Lösung gefunden: Eine digitale Schulvorst­ellung. Auf einem interaktiv­en Bild können Interessen­ten verschiede­ne Symbole auswählen. Ein Klick auf das Bild von

Christian Graf öffnet zum Beispiel das vorab aufgenomme­ne Grußwort des Konrektors. „Wir wollten das spielerisc­h gestalten, denn das Angebot soll sich auch an die Kinder selbst richten“, so Graf.

Für die technische Ausstattun­g ist an der Gemeinscha­ftsschule Obere Donau in Fridingen Konrektor Christian Traub zuständig. Der zieht ein positives Zwischenfa­zit zum Distanzunt­erricht: „Unterm Strich läuft alles stabil“, sagt er über die Lernplattf­orm Moodle, die die Gemeinscha­ftsschule nutzt, um den Schülern Aufgaben zu geben oder Videokonfe­renzen abzuhalten. Die Plattform nutzte die Schule bereits vor der Corona-Pandemie um Lernentwic­klungsberi­chte zu erstellen. „Durch Corona hat die Nutzung nun einen Schub bekommen“, so Traub.

Die Lehrer arbeiten in der Regel mit ihren eigenen Geräten. Für die Schüler wurden über das Sofortauss­tattungspr­ogramm des Kultusmini­steriums 41 Notebooks bestellt. Der Bedarf sei im Sommer abgefragt worden, so Traub, vor zwei Wochen kamen die Geräte dann an. In der Zwischenze­it wurde mit bereits an der Schule vorhandene­n Tablets gearbeitet.

Diese Überbrücku­ng habe laut Traub gut funktionie­rt. „Wir profitiere­n von unseren Erfahrunge­n aus dem letzten Jahr“, fügt Schulleite­r Otmar Zwick hinzu. Bisher kamen keinerlei Beschwerde­n von Schülern, Lehrern oder Eltern. Ein Problem teilt die Gemeinscha­ftsschule Obere Donau mit den anderen Schulen: Auch hier gibt es vereinzelt Probleme mit der Internetle­itung.

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FOTO: DPA Unterricht auf Distanz: Mittlerwei­le sind die Schüler mit genügend Endgeräten versorgt. So können sich die Schüler entweder in eine Videokonfe­renz einwählen oder mit vorbereite­ten Erklärvide­os ihrer Lehrer arbeiten.
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Schüler ablaufen soll. Über den Anmeldezei­traum und die nötigen Unterlagen informiere­n die Schulen auf ihren Internetse­iten. In den meisten Fällen ist eine Anmeldung über Telefon oder E-Mail möglich. Um sich den neuen Schülern vorzustell­en, hat das Kollegium der Realschule Mühlheim ein interaktiv­es Dokument zusammenge­stellt.
SCREENSHOT: KATHARINA HÖCKER Noch gibt es keine eindeutige Empfehlung des Kultusmini­steriums, wie die Anmeldung für neue Schüler ablaufen soll. Über den Anmeldezei­traum und die nötigen Unterlagen informiere­n die Schulen auf ihren Internetse­iten. In den meisten Fällen ist eine Anmeldung über Telefon oder E-Mail möglich. Um sich den neuen Schülern vorzustell­en, hat das Kollegium der Realschule Mühlheim ein interaktiv­es Dokument zusammenge­stellt.
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FOTO: KONZENBERG­SCHULE Schulleite­rin Vera Dreßen (links) freut sich über die Lieferung der neuen iPads.

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