Schura soll sich weiter entwickeln
Ortsteil will ins ELR-Programm des Landes aufgenommen werden – Ortsvorsteher Schoch „König von Schura“
- Schura soll schöner werden: Deshalb will der Trossinger Ortsteil nun in das Entwicklungsprogramm „Ländlicher Raum“(ELR) 2021 des Landes aufgenommen werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste am Donnerstagabend einstimmig der Ortschaftsrat. Möglich wären unter anderem eine neue Nutzung leerstehender Gebäude und Sanierungen von Häusern, die das Land bezuschusst.
Ortsvorsteher Wolfgang Schoch zeigte Beispiele von in Frage kommenden Gebäuden. Ein markantes ist das seit Jahren leerstehende, größere Haus an der Ortsdurchfahrt direkt neben Kirche und Volksbank. Er habe mit dessen Besitzer gesprochen; dieser habe sich Bedenkzeit erbeten. Zu eventuellen Abrissen und Neubauten von Wohnhäusern durch private Besitzer habe er bereits Anfragen erhalten. Für den schon länger geplanten Abriss des alten Feuerwehrgerätehauses an der Espachstraße sei ein Zuschuss von 40 Prozent möglich, sagte Schoch. Weitere Fördermittel könnten unter anderem fließen für die Schließung von Baulücken, einen Parkplatz am Kindergarten sowie eine Sanierung des Schuraer Rathauses. In dem habe eine Brandschau ergeben, dass der Dachboden eine „zu hohe Brandlast“habe und entrümpelt werden müsse.
Der Ortschaftsrat ersuchte die Stadtverwaltung, den Antrag für die Aufnahme ins Programm zu stellen, Interessierte über Möglichkeiten der Teilnahme zu informieren und ein Planungsbüro zu beauftragen. Die Abgabefrist endet am 30. September. Bürgermeisterin Susanne Irion, die zu Gast war am Donnerstagabend, trat deshalb ein wenig auf die Bremse: Sie könne nicht hundertprozentig versprechen, dass die zeitliche Zielvorgabe einzuhalten sei; so wäre unter anderem noch ein Kostenvoranschlag notwendig.
„Mein Angebot an Sie ist Verständnis dafür, dass ein Ortschaftsrat souverän entscheiden kann“, sagte die neue Trossinger Bürgermeisterin bei ihrem Antrittsbesuch im Gremium in der alten Turnhalle. „Ich werde die Ansprüche und Rechte des Ortschaftsrats stets ernst nehmen.“Es gehe darum, Infrastruktur in den Ortschaften zu erhalten, damit sie nicht nur Schlaforte seien. In diesem Zusammenhang werde sie unter anderem die notwendige Sanierung der Kellenbachschule „im Blick behalten, das verspreche ich“.
„Mit dem Schalk im Nacken“überreichte Susanne Irion ein Geschenk an Wolfgang Schoch, der diese Woche seinen 70. Geburtstag feiert: Eine Krone, mit der sie den Ortsvorsteher scherzhaft zum „König von Schura“ernannte. Der setzte die neue Kopfbedeckung für ein Foto sogleich auf. Auch von den Ortschaftsräten bekam Schoch wohl mundende Präsente für sein langjähriges Engagement für Schura.
„Wir fühlen uns nicht als ein Anhängsel der Stadt“, sagte der Ortsvorsteher mit Blick auf den Anschluss an Trossingen vor 50 Jahren. „Wir stehen zu Trossingen als Gesamtstadt und identifizieren uns mit Trossingen.“Der Ortsteil habe Erwartungen an die neue Bürgermeisterin, etwa beim Thema Verkehrsaufkommen. Durch die Lange Straße führen an Werktagen weiterhin 9000 Fahrzeuge, 4,5 Prozent davon seien Laster. Einen Entwurf zur Verkehrsentlastung habe der Gemeinderat „zustimmend zur Kenntnis genommen, ernsthafte Aktivitäten sind aber seitens der damaligen Verwaltungsspitze nicht weiter verfolgt worden – das heißt, unser Antrag ist sogleich wieder in der Schublade verschwunden“.
Auch über die Optik der neuen Ortstafeln befand der Rat. Trossingen darf sich künftig auf Schildern wieder „Hochschulstadt“nennen (wir berichteten). In dem Zug sollen auch insgesamt sechs Tafeln in Schura umgestaltet werden. Unter fünf Mustern konnten die Ortschaftsräte wählen. Den Zuschlag bekam eine Variante, die sich unter anderem an der Gestaltung der Schilder von Weigheim orientiert: Oben steht „Hochschulstadt Trossingen“, darunter „Stadtbezirk“und etwas größer und fetter „Schura“, sowie am Fuß „Landkreis Tuttlingen“. Die Kosten bezifferte Schoch auf inklusive
Montage etwa 100 Euro pro Ortstafel.
Schoch stellte die Außengestaltung des geplanten Regenüberlaufbeckens an der Schönbachstraße vor. Dessen Bau koste 700 000 Euro. Um das Becken „bestmöglich in die Umgebung zu integrieren“, sei rund um die Umzäunung eine Bepflanzung mit standorttypischen Hecken und Bäumen geplant. Die Bauarbeiten übernehme die Firma Decker aus Nusplingen, Start soll im Frühjahr, alles fertig bis Ende September sein.
Einstimmig beschloss der Ortschaftsrat, sich der kürzlichen Entscheidung des Gemeinderats anzuschließen und Sitzungen in elektronischer Form via Videokonferenz zu ermöglichen. Jeder Ortschaftsrat soll sich selbst um die Beschaffung eines geeigneten Endgeräts kümmern.
Eine Anwohnerversammlung zur Erschließung des Baarwegs mit Erörterung, Einsicht in die Pläne und Fragemöglichkeiten ist für den 18. März, 17.30 Uhr, in der alten Turnhalle geplant.