Wolf lehnt Zusammenarbeit mit Klos ab
AfD-Kandidat holt drittes Mandat im Wahlkreis – Stadt-Land-Gefälle bei Grün und Schwarz
- Im neuen Stuttgarter Landtag werden drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis TuttlingenDonaueschingen sitzen. Neben dem direkt gewählten Guido Wolf (CDU) haben sich auch Niko Reith (FDP) und Rüdiger Klos (AfD) ihr Mandat gesichert. Beim Blick auf die Wahlergebnisse zeigt sich zudem eins: Die Städte sind grün, die ländliche Region wählt schwarz.
Dass es Klos noch einmal in das Landesparlament schaffen würde, stand lange nicht fest. Letztlich reichten die 12,9 Prozent der Stimmen für ihn aber, um sich ein Zweitmandat zu sichern. Im Jahr 2016 hatte Klos noch mit 23 Prozent das Direktmandat in Mannheim gewonnen. „Der Kontakt zu den Wählern hat gefehlt, ich bin nicht an die Menschen herangekommen“, sagt Klos, der sich vor fünf Jahren sein „Mandat erlaufen“habe. Besonders Jens Metzger (Grüne) „tut es weh, dass Herr Klos das Mandat bekommen hat“. Schließlich habe der AfDMann „keinen Bezug zu der Region“und sei nur in den Landkreis Tuttlingen gezogen, um auf Einladung von Emil Sänze, Vorsitzender des AfDKreisverbands Rottweil-Tuttlingen, für die Landtagswahl zu kandidieren.
Mit dem Wahlausgang und Guido Wolf als Gewinner des Direktmandats kann Klos dagegen gut leben. „Ich freue mich darüber“, sagt er, der mit dem Abgeordneten von der CDU bisher gut zurechtgekommen sei. Erst Wochen vor der Wahl sei Wolf „durchgedreht“und habe ihn attackiert. „Ich denke, wir werden auf eine vernünftige Ebene zurückfinden“. Generell wolle er mit den beiden anderen Abgeordneten zusammenarbeiten: „Zu dritt hat man im Landtag schon Gewicht“, meint er. Zumal alle drei in der Opposition landen, wenn es eine grün-rote Koalition auf Landesebene geben sollte.
Guido Wolf lehnt das dankend ab: „Das kann er sich schenken. Ich respektiere einen gewählten Abgeordneten, aber ich bin nicht scharf auf Angebote zur Zusammenarbeit mit Herrn Klos und ich werde sie auch nicht erwidern“, sagte er unserer Zeitung. Mit Niko Reith dagegen könne er sich die Zusammenarbeit – „soweit das unter politischen Konkurrenten möglich ist“– dagegen gut vorstellen. Man kenne sich schon aus der Wahlperiode vor 2016.
Ob auch Metzger und Wolf gut zusammengepasst hätten? In dieser Wahlperiode werden die Wähler es nicht mehr erfahren. Metzger siegte zwar in vielen Orten im Wahlkreis – für das Zweitmandat reichte das dennoch nicht. Die Sitze werden anteilig nach Regierungsbezirken vergeben, und die zwölf Sitze der Grünen im Regierungsbezirk Freiburg sind schon mit Direktmandaten belegt.
Auffällig ist die Verteilung der Stimmen zwischen Schwarz und Grün im Wahlkreis: Während Metzger vor allem in den größeren Städten – genau waren es Spaichingen,
Trossingen, Tuttlingen, Donaueschingen, Mühlheim, Hüfingen, Hausen ob Verena und Neuhausen ob Eck – gewann, holte Wolf die Stimmen im ländlichen Bereich. Dass auch drei weiteren Parteien im ökologischen Spektrum an der Landtagswahl im Wahlkreis antraten – ÖDP, Volt und Klimaliste (zusammen 2,1 Prozent) – könne man nicht als Grund anführen, warum es für ihn nicht zum Direktmandat gereicht hatte. „Die Kalkulation betreibt man immer“, erklärt Metzger, dem 1,9 Prozent auf Wolf gefehlt hatten. Er glaubt vielmehr: „Wir müssen im ländlichen Raum aktiver werden. Das haben wir als Schwäche ausgemacht.“Metzger sieht aber auch Entwicklungsmöglichkeiten. Der grüne Kreisverband Tuttlingen sei einer der mitgliederschwächsten im Land. „Wir haben die positive Rückmeldung bekommen, dass wir uns sehr angestrengt haben. Wir sind auf einem guten Weg.“
Wolf sieht sich dagegen bereits auf diesem guten Weg und kann sich das schlechte Abschneiden in den Städten nicht hinreichend erklären. In Donaueschingen und Tuttlingen hätten sicherlich persönliche Effekte eine Rolle gespielt, Niko Reith beziehungsweise Jens Metzger seien dort zuhause und gut vernetzt. „Ich mache meine Arbeit so weiter wie bisher“, sagt Wolf, „und verteile meine Zuneigung nicht entlang der Bezirke mit den meisten Stimmen.“Er wolle aber „neue Formate finden, um auf die Leute zuzugehen“.
Im aktuellen Wahlkampf habe er bereits versucht, die gesamte Klaviatur zu bespielen, „ich habe gespürt, dass ich kämpfen muss“. Von Bürgergesprächen unter freiem Himmel, „bei denen mir schier die Finger abgefroren sind“bis zur Instagram Story sei alles dabei gewesen. Er habe dabei auch dazugelernt und ist sich sicher, dass Social Media auch bei künftigen Wahlkämpfen eine stärkere Rolle spielen wird – nur coronabedingt hoffentlich nicht so stark wie 2021. „Es wird künftig einen Mix geben“, meint Wolf.
Ob er Teil der künftigen Regierung sein wird, diesen prophetischen Ausblick wagt Wolf noch nicht. Bei den Koalitionsgesprächen seien nun die Grünen am Zug. Erholung oder Urlaub ist für Wolf auch nach der Wahl nicht angesagt, „es tritt aber eine gewisse Entspannung ein“, sagt er. Ein wachsames Auge bei der weiteren Arbeit ist ihm sicher: „Wenn Guido Wolf zu schläfrig wird, dann werden wir ihn darauf aufmerksam machen“, verspricht Metzger. Der 30-Jährige wird nun seine Schreinerlehre zu Ende bringen.