IG Metall befürchtet Verschlechterung tariflicher Standards
Bei der ersten Delegiertenversammlung in 2021 geht die IG Metall Albstadt verbal in den Attacke-Modus
(pm) - Die erste Delegiertenversammlung der IG Metall Albstadt im Jahr 2021 hat als digitale Version stattgefunden. Trotz des ungewöhnlichen Formats waren die 70 Beteiligten guter Stimmung.
Im Verlauf der Delegiertenversammlung erläuterte Dorothea Ertl das Verhandlungsergebnis der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Verhandlungen seien mit insgesamt vier Verhandlungsterminen im Zeitraum Dezember 2020 bis Februar 2021 zäh und schwierig verlaufen. Begleitet wurde der Verhandlungszeitraum mit bundesweiten Warnstreiks in insgesamt 65 Betrieben und mit mehr als 6700 Textilerinnen. Als Eckpunkte des Verhandlungsergebnisses führte Dorothea Ertl die Corona-Prämie in Höhe von 325 Euro und die Lohnund Gehaltssteigerungen von insgesamt 2,7 Prozent (zum 1. Februar 2022 1,3 Prozent und zum 1. Oktober 2022 1,4 Prozent) auf. Zusätzlich einigten sich die Tarifparteien auf eine Verlängerung des Altersteilzeittarifvertrags, eine Erhöhung des Urlaubsgeldes in 2022 um 2,0 Prozent und die Anhebung des tariflichen Bildungsbeitrags in zwei Stufen auf 15 Euro pro Vollzeitbeschäftigter.
Erster Bevollmächtigter Michael Föst betonte die starke Leistung der Textilerinnen während den Warnstreiks
und verdeutlichte die Wichtigkeit solcher Aktionen auch für die aktuelle Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie.
Auch die dritte Verhandlung in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg ging am 25. Februar ohne Ergebnis zu Ende. Auf die Themen zur Zukunfts- und Beschäftigungssicherung, einer fairen Entgeltentwicklung und besseren Regelungen für Auszubildende und dual Studierende seien die Arbeitgeber nicht eingegangen. Stattdessen fordern sie weiterhin Verschlechterungen im Flächentarifvertrag. Das Verhalten der Arbeitgeber macht es notwendig, die Beschäftigten in den Betrieben zu mobilisieren und Warnstreiks durchzuführen. „Die Arbeitgeber verhöhnen ihre Beschäftigten, wenn sie davon reden, dass die Beschäftigten im Schlaraffenland leben. Das Schlaraffenland ist das Land der faulen Affen! Damit wird die Flexibilität und die Leistung der Beschäftigten, die Tag für Tag sich tatkräftig einsetzen, herabgesetzt. Die Arbeitgeber trauen ihren Beschäftigten anscheinend nichts zu!“, stellt Michael Föst klar.
Das schlechte Verhalten der Arbeitgeber aus der Metall- und Elektroindustrie übernimmt auch die Tarifgemeinschaft KFZ Baden-Württemberg. Der Arbeitgeberverband des hiesigen KFZ-Handwerks kündigte ohne Vorwarnung zum 31. Mai die Entgelttarifverträge. Rund 55 000 Beschäftigte der Branche sind hiervon betroffen. Neben dem aktuellen Tarifvertrag zu Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung wurden mehrere Paragraphen des Mantel-Tarifvertrags gekündigt. Nach Aussage der KFZ-Arbeitgeber, werden zudem noch weitere Forderungen folgen.
Am Ende der Delegiertenversammlung fasste Michael Föst die Situation nochmals zusammen. „Es reicht den Arbeitgebern nicht, die Corona-Krise gemeinsam mit ihren Beschäftigten durchzustehen. Stattdessen wollen sie die Situation ausnutzen und versuchen, tarifliche Standards zu verschlechtern.“Eins stehe aber für alle Delegierten und Beschäftigten der IG Metall Albstadt fest: Ein solches Vorgehen bleibe nicht ohne Widerstand. „Wir sind vorbereitet und scheuen keine Auseinandersetzung.“