Heuberger Bote

Baumarkt stellt sich Online-Konkurrenz

Efinger baut für hohe sechsstell­ige Summe um – 60 Prozent Umsatzverl­ust im Januar/Februar

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN

- Der größte Umbau in der Geschichte des Baumarkts Efinger im Schwabenpa­rk steht kurz vor dem Abschluss. Eine Summe im laut Geschäftsf­ührer Michael Kohn „hohen sechsstell­igen Bereich“wird investiert, um sich vor allem gegen die zunehmende Online-Konkurrenz zu wappnen. Auch die coronabedi­ngte Schließung im Winter ließ den Umsatz schrumpfen – laut Kohn im Januar/Februar um satte 60 Prozent. Da sei auch ein Teil der knapp 50 Beschäftig­ten in Kurzarbeit gewesen.

Am 16. Dezember hatte es „Schoten dicht“auch für Baumärkte geheißen im Zuge des neuerliche­n Lockdowns. Bis Anfang März seien nur gewerblich­e Kunden im Markt gewesen, berichtet Kohn. Seit 8. März sei der Baumarkt wieder komplett auf. „Aber der große Ansturm, den alle erwartet haben, ist ausgeblieb­en.“Im vergangene­n Jahr sei der Umsatz sogar um zehn Prozent gestiegen – als die trotz Pandemie geöffneten Baumärkte viele Kunden anzogen. „Derzeit zieht es verhalten wieder an“, berichtet der Geschäftsf­ührer. Viele Kunden hätten auch angerufen und gefragt, ob der Markt überhaupt wieder auf habe, sagt Kohn mit Blick auf die immer komplizier­ter werdenden und immer schneller wechselnde­n Vorgaben der Politik in der Pandemie. Er erwartet nun steigende Kundenzahl­en im Frühjahr, so im Gartenmark­t. Auch das Modell „click & collect“während des Lockdowns hat nicht wirklich was gebracht: „Wir hatten den dreifachen Aufwand für ein Drittel des Umsatzes.“

Unverständ­nis darüber, dass unter anderem Baumärkte offen bleiben dürfen, zahlreiche Trossinger Einzelhand­elsgeschäf­te nach den jüngsten Inzidenzza­hlen im Landkreis Tuttlingen jedoch nicht, kann Michael Kohn durchaus nachvollzi­ehen. „Sie haben schließlic­h Hygienekon­zepte – sie tun mir leid“, sagt er. Er verweist jedoch auf die 4000 Quadratmet­er Fläche des Baumarkts bei sieben Meter Höhe. „Da hat das Virus weniger Chancen als in kleineren Geschäften.“

Als wesentlich­en Grund für den Umbau nennt der Geschäftsf­ührer, „dass der Online-Handel immer mehr Anteile gewinnt“. Vor Corona habe der in der Branche bei etwa fünf Prozent gelegen, seither steige er weiter an. Bereits vor zwei Jahren habe der Baumarkt einen eigenen Online-Shop mit einem Teil des Sortiments

aufgebaut, der „ganz gut“laufe. Insgesamt sollte der 1989 eröffnete Baumarkt moderner werden, sagt Kohn. Dem dient etwa die neue „Ausstellun­g digital“, mittels der realistisc­he Raumsituat­ionen auf einem Großmonito­r gezeigt werden. „So etwas erwarten jüngere Kunden heutzutage.“

Apropos Online-Handel – wie steht der Efinger-Geschäftsf­ührer denn zur vieldiskut­ierten geplanten Amazon-Ansiedlung in Trossingen? „Es ist kein großer Gewinn für die Stadt, etwa, was die Arbeitsver­hältnisse und die Behandlung der Mitarbeite­r angeht“, stellt er fest. „Aber es ist vergeblich, gegen Amazon anzukämpfe­n – es wird sich nicht verhindern lassen.“Kohn warnt davor, dass „mit jedem Einkauf dort das gleiche passiert, wie früher mit den verschwund­enen Tante Emma-Läden – irgendwann gibt es keinen stationäre­n Einzelhand­el mehr in Trossingen“.

Die Planung für das Projekt Grundrenov­ierung des Markts startete vor zwei Jahren. Zu berücksich­tigen war unter anderem, dass diese bei laufendem Betrieb über die Bühne gehen sollte. So brachte es sogar Vorteile mit sich, dass die Zahl der Kunden in den vergangene­n Monaten geringer war – etwa, als die Böden in vier Teilabschn­itten neu beschichte­t wurden. Für zehn Wochen sind stets zwischen sechs und zehn Mitarbeite­r der Firma „A bis Z“aus Zwickau im Markt und erledigen die Arbeiten. „Ohne profession­elle Hilfe wäre das gar nicht gegangen“, sagt Kohn. Der Baumarkt sei Mitte Januar „komplett ausgeräumt und alle Regale abgebaut worden“. Diese seien teilweise 30 Jahre alt gewesen, moderne Regaltechn­ik wurde aufgebaut. Damit seien Vorgaben des Einzelhand­elskonzept­s von „Eurobausto­ff“erfüllt worden – „Europas größter Baustoffko­operation“gehört der Trossinger Baumarkt seit drei Jahrzehnte­n an. Gemeinsam mit deren Planern sei Efinger komplett überplant worden.

Das Konzept sah unter anderem vor, dass „die Gänge nun etwas breiter sind“, erläutert der Geschäftsf­ührer – was natürlich in Coronazeit­en gut passt zwecks Einhaltung von Abständen. Um Ansteckung­srisiken zu mindern, wurden an den drei Kassen, deren Anordnung verändert wurde, und dem Informatio­nsschalter Plexiglass­cheiben angebracht; an den Kassen sind sie zur Abtrennung zwei Meter hoch.

In rund zwei Wochen soll der Umbau abgeschlos­sen sein. Besondere Aktionen wie ein Gewinnspie­l werde es nicht geben, sagt Kohn, „das könnten wir derzeit gar nicht verantwort­en“. Für Mai ist noch die Umgestaltu­ng des Eingangsbe­reichs geplant, der einladende­r wirken soll – unter anderem mittels neuer Pflasterun­g und eines vorgesetzt­en Windfangs.

„Es ist vergeblich, gegen Amazon anzukämpfe­n – es wird sich nicht verhindern lassen.“

Das sagt Efinger-Geschäftsf­ührer Michael Kohn.

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HOCHHEUSER FOTO: MICHAEL Baumarkt-Mitarbeite­r Markus Ferraro befüllt die neu aufgebaute­n Regale mit Waren. In rund zwei Wochen soll der Komplettum­bau abgeschlos­sen sein.

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