Univent Medical erwartet positives Urteil
Nach Kritik der Stiftung Warentest steht die Produktion in VS-Schwenningen still
(sbo) - Etwa acht Millionen Schutzmasken laufen bei Univent Medical im VS-Schwenninger Industriegebiet normalerweise monatlich vom Band. Doch momentan steht die Produktion still. Geschäftsführer Thomas Vosseler erklärt, wieso das so ist und wann es weitergeht.
„Mit Einschränkung geeignet“ist laut Stiftung Warentest die „atemious pro“-Maske des Schwenninger Herstellers Univent Medical. Grundlage des Urteils ist ein durch die Prüfgesellschaft Dekra durchgeführter Test, bei dem zehn verschiedene FFP2-Maskenmodelle – auch die „atemious pro“-Maske von Univent – getestet und verglichen wurden. Während die Univent-Maske in den Bereichen Atemwiderstand und Filterwirkung im Test zu den Spitzenreitern gehört, waren die Prüfer mit der Passform unzufrieden.
„Ein gut filterndes Modell nützt wenig, wenn es nicht dicht am Gesicht anliegt. Eine schlechte Passform kann die Schutzwirkung deutlich mindern“, schreibt die Stiftung Warentest zur Wichtigkeit der richtigen Passform der Maske auf ihrer Webseite. Getestet wurde diese anhand von zehn Personen, die mit der FFP2-Maske verschiedene Bewegungen ausführen mussten – auf einem Laufband gehen, dabei sprechen, nicken und den Kopf drehen beispielsweise. Bei vier der zehn Testpersonen war die dabei festgestellte Leckage bei der „atemious pro“dabei größer als der Grenzwert der entsprechenden DIN-Norm. Dieser liegt bei acht Prozent.
Geschäftsführer Thomas Vosseler sieht die „atemious pro“-Maske im Test ungerecht behandelt, spricht in Bezug auf die Prüfung durch die
Dekra von einem „großen politischen Theater“und einer „Katastrophe. Doch wieso? Wer in der EU eine FFP2-Maske auf den Markt bringen will, muss sich die Sicherheit seines Produkts von einer unabhängigen Prüfstelle, einer sogenannten notifizierten Stelle, bescheinigen lassen. Univent Medical lässt seine produzierten Masken von einer Stelle in der Türkei prüfen, worüber die auf jeder Maske aufgedruckte Kennzeichnung „CE 2163“informiert.
Bei den dafür durchgeführten Tests, betont Vosseler, liege die Leckage der „atemious pro“-Maske stets zwischen drei und fünf Prozent – und damit deutlich unter dem Grenzwert. Ohrbänder oder Kopfband? Dass die Prüfung der Dekra im Auftrag der Stiftung Warentest zu einem Ergebnis kommt, das davon so stark abweicht, macht Vosseler stutzig. „Ich weiß, dass die Dekra falsch geprüft hat“, sagt er deshalb. Seine Vermutung: Um den Passform-Test der Dekra zu bestehen, hätte seine Maske ein sogenanntes Kopfband statt Ohrbändern haben müssen. Die „atemious pro“-Maske wird mithilfe von zwei Gummibändern, die jeweils um die Ohren des Trägers gelegt werden, am Kopf befestigt. Ein Kopfband führt im Gegensatz dazu einmal um den Hinterkopf des Trägers.
Was Vosselers These zu stützen scheint: Im Test der Dekra bekam nur eine FFP2-Maske das Siegel „geeignet“– die Maske des britischen Herstellers 3M, die als einzige über ein Kopfband verfügte. Von den neun weiteren getesteten Masken, allesamt mit Ohrbändern, wurden drei wegen geringem Atemkomfort als „wenig geeignet“eingestuft; die verbleibenden sechs – unter ihnen auch die „atemious pro“-Maske – wurden als „mit Einschränkung geeignet“eingestuft. Bei all diesen Masken war es die Passform, welche die Tester bemängelten. Vosseler ärgert sich, da er findet, dass die Vergleichbarkeit von Masken mit Kopfband und Masken mit Ohrbändern nicht gegeben ist. „Da kommt die 3M-Maske als Apfel, und dann werden noch neun Birnen eingeladen. Und am Ende gewinnt der Apfel, weil er am rundesten ist“, meint er.
Wann es weitergeht, kann der Univent-Geschäftsführer noch nicht sagen. Das hängt davon ab, wie schnell der TÜV die „atemious pro“Maske prüft. „Es kann sein, dass wir in ein paar Tagen wieder produzieren, es kann aber auch sein, dass wir in vier Wochen noch nicht produzieren.“Auch der Verkauf steht während der Produktionspause erst einmal still, denn laut Vosseler sind die Lager leer. Komplett steht Univent dann übrigens doch nicht auf Kriegsfuß mit Kopfband-Masken. Denn das Unternehmen arbeitet bereits an eigenen Masken-Modellen mit Kopfband. Drei entsprechende Maschinen sind bereits bestellt. Diese sollen dann vor allem bei der Fertigung von FFP3-Masken, bei denen die Vorgaben zur erlaubten Leckage noch strenger sind als bei FFP2-Masken, zum Einsatz kommen. Aber auch FFP2- Masken mit Kopfband will Univent Medical kommenden Monat zusätzlich auf den Markt bringen. Auch an unterschiedlichen Maskengrößen wird gefeilt. Eine Kindermaske, eine für betont vertikale und eine für runde Gesichtsformen sollen in spätestens vier Wochen erhältlich sein.