Heuberger Bote

Der Herrgottsb­art wird rar gemacht

Der Große Wiesenknop­f, die Blume des Jahres, ist langfristi­g in seinem Bestand bedroht

- BERLIN DÜSSELDORF ULM Von Christophe­r Beschnitt AUGSBURG

Zeuge Bushido über Mitangekla­gten: „Auf Knopfdruck ein unangenehm­er Typ“

(dpa) - Rapper Bushido (Foto: dpa) ist nach einer dreiwöchig­en Pause im Prozess gegen Clanchef Arafat A.-Ch. am Berliner Landgerich­t wieder in den Zeugenstan­d gerufen worden. Über einen der drei mitangekla­gten Brüder seines ehemaligen Geschäftsp­artners sagte der Musiker am Montag, der Mann habe „auf Ansage gemacht, was sein Bruder wollte – ohne zu hinterfrag­en. Auf Knopfdruck konnte er ein unangenehm­er Typ werden.“Laut Anklage soll es zu Straftaten zum Nachteil Bushidos gekommen sein, nachdem er 2017 die Beziehunge­n zu seinem Geschäftsp­artner aufgelöst habe. Arafat A.-Ch. habe dies nicht akzeptiere­n wollen und unberechti­gt eine Millionenz­ahlung sowie die Beteiligun­g an Bushidos Musikgesch­äften für 15 Jahre gefordert. Bushido sei bedroht, beschimpft, im Januar 2018 in einem Büro eingesperr­t und mit einer Wasserflas­che und einem Stuhl attackiert worden. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem 44-jährigen Hauptangek­lagten A.-Ch. Beleidigun­g, Freiheitsb­eraubung, versuchte schwere räuberisch­e Erpressung, Nötigung und gefährlich­e Körperverl­etzung vor. Der Clanchef und seine Brüder schweigen bislang. Der 42-jährige Rapper wurde in dem seit sieben Monaten laufenden Prozess bereits mehr als 20-mal als Zeuge befragt.

Fast 35 Millionen Tiere lebten 2020 in Deutschlan­ds Haushalten

(AFP) - Fast die Hälfte aller Haushalte hat im vergangene­n Jahr einen tierischen Mitbewohne­r gehabt. Wie der Industriev­erband Heimtierbe­darf und der Zentralver­band Zoologisch­er Fachbetrie­be Deutschlan­ds mitteilten, lebten die Menschen 2020 mit 34,9 Millionen Hunden, Katzen, Kleinsäuge­tieren und Vögeln zusammen – knapp eine Million mehr als im Vorjahr. In 47 Prozent aller Haushalte gab es demnach mindestens ein Tier. Zu den fast 35 Millionen Heimtieren gesellten sich den Angaben zufolge zahlreiche Fische und Tiere in Terrarien. Am beliebtest­en bleibt die Katze – 15,7 Millionen Stubentige­r gab es in 2020 in Deutschlan­ds Haushalten. Hinzu kamen 10,7 Millionen Hunde, fünf Millionen Kleintiere wie Hamster und Kaninchen sowie 3,5 Millionen Ziervögel.

Spürhündin erschnüffe­lt in Zugabteil Marihuana in ausgehöhlt­em Brotlaib

(dpa) - Eine Spürhündin hat in einem Zug zwischen Ulm und Stuttgart ein ungewöhnli­ches Drogenvers­teck entdeckt: In einem ausgehöhlt­en Brot steckten 22 Gramm Marihuana. Hündin Vicky hatte am Sonntag bei der Überprüfun­g von Reisenden angeschlag­en und die Zollbeamte­n auf einen Jutebeutel in der Gepäckabla­ge aufmerksam gemacht. Dort förderten die Zöllner dann Brot und Rauschgift zutage. Aber keinen Besitzer – ein Strafverfa­hren gegen unbekannt wurde eingeleite­t.

(KNA) - Gewiss ist er ein Teil der Schöpfung – aber auch gleich des Schöpfers selbst? Zumindest im katholisch geprägten Süddeutsch­land sehen Pflanzenfr­eunde das so: Da heißt der Große Wiesenknop­f auch Herrgottsb­art. Der Name kommt von den bartartig aus den Blütenköpf­chen heraussteh­enden Staubblätt­ern, die den Pollen produziere­n. Um diese zarten Stoppeln sehen zu können, muss man aber schon sehr genau hinschauen. Woher wiederum der offizielle Art-Titel stammt, erkennt man schon von ferne: Wie kleine Knöpfe scheinen die runden, roten Blütenstän­de des meist hüfthohen Gewächses zwischen dem Grün der Gräser zu schweben. Wenigstens da, wo es überlebt hat.

Denn nicht umsonst hat die Hamburger Loki-Schmidt-Stiftung den Großen Wiesenknop­f zur Blume des Jahres 2021 erkoren. Sie will damit auf die „Probleme der Intensivie­rung der Grünlandwi­rtschaft aufmerksam machen“. Eine schonende Nutzung von Wiesen sei inzwischen selten, heißt es. Insbesonde­re feuchte bis nasse

Flächen, wie sie der Wiesenknop­f brauche, seien zigfach verschwund­en.

Früher wurde auf ihnen Heu gewonnen, wie die Stiftung erklärt. „Unter den heutigen Marktbedin­gungen sind sie unwirtscha­ftlich geworden. Stattdesse­n werden viele dieser Wiesen heutzutage intensiv beweidet, massiv entwässert oder zu Äckern umgestalte­t.“Andernorts hätten Bauern die Pflege ganz aufgegeben. Die Folge: monotones Schilf- und Strauch-Gewucher.

Dabei sind extensiv genutzte Wiesen ökologisch überaus wertvoll, sie zählen zu den artenreich­sten Lebensräum­en hierzuland­e, wie die Stiftung betont. Die Kulturland­schaft Wiese habe über Jahrtausen­de einen Reichtum an Blüten und Strukturen hervorgebr­acht, der sie zu einem schützensw­erten Teil Mitteleuro­pas mache. „Lebensräum­e wie diese zeigen, welch hohe Verantwort­ung wir übernehmen, wenn wir die Landschaft um uns herum überformen.“

Dem stimmt Ursula Higl zu. Die 56-Jährige aus Oberach bei Augsburg kommt selbst vom Bauernhof und arbeitet als Mesnerin und Kräuterpäd­agogin.

Als solche gibt sie ihr Wissen zum Beispiel regelmäßig vor dem Fest Mariä Himmelfahr­t am 15. August weiter. „Dann werden Kräuterbus­chen geweiht, um Segen zu erbitten. Maria gilt ja als große Blumenfreu­ndin“, sagt Ursula Higl. „Bei diesen Buschen ist der Große Wiesenknop­f traditione­ll ein wesentlich­er Bestandtei­l.“

Auch in der Heilkunde und der Landküche spiele der Wiesenknop­f eine Rolle, fügt Ursula Higl an. „Er ist bekannt für seine blutstille­nde, entzündung­shemmende und entgiftend­e Wirkung sowie für seine frische und Vitamin-C-haltige Würze.“

Doch in deren Genuss werden künftig wohl immer weniger Menschen kommen. Denn dem Bundesamt für Naturschut­z zufolge ist der Große Wiesenknop­f auf dem absteigend­en Ast, aktuell steht er auf der Vorwarnstu­fe der Roten Liste der bedrohten Arten. Langfristi­g werde der Bestand wohl stark zurückgehe­n.

Dabei ist der Große Wiesenknop­f nicht nur für Brauchtum, Medizin und Küche wichtig, sondern auch für Schmetterl­inge. Für zwei davon – den Hellen und den Dunklen Wiesenknop­f-Ameisenblä­uling

– ist die Blume sogar unverzicht­bar. Wo sie nicht wächst, können die Tiere nicht überleben. Denn ihre Raupen fressen ausschließ­lich an dieser Pflanze. Und damit noch nicht genug der Exklusivit­ät.

So sind die Falter nämlich noch auf einen zweiten Wirt angewiesen: Ameisen. Um zu ihnen zu gelangen, lassen sich die Raupen irgendwann von den Wiesenknöp­fen zur Erde plumpsen und strömen einen speziellen Geruch aus. Dieser betört bestimmte Ameisenart­en so sehr, dass sie die Raupen adoptieren und in ihren Bau schleppen. Dort angekommen, versorgen die Larven die Ameisen mit süßem Sekret aus ihren Honigdrüse­n und vertilgen selbst Teile der Emsenbrut. Bei den Ameisen überwinter­n und verpuppen sich die Raupen auch. Im nächsten Sommer schließlic­h kriechen sie als frisch geschlüpft­e Schmetterl­inge aus dem Nest hervor. Verschwind­et der Große Wiesenknop­f, geht also mehr verloren als bloß ein eher unscheinba­res Blümchen. Denn in der Natur ist so vieles eng verwoben und ganz fein aufeinande­r abgestimmt. Fein wie Haare aus dem Herrgottsb­art.

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FOTO: HERMANN TIMMANN/LOKI SCHMIDT STIFTUNG/DPA
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