Aus Dankbarkeit für die Heilung errichtet
Die Geschichte der Immendinger Josefskapelle ist nur mündlich überliefert
- Eine besondere Bedeutung hat in Immendingen die Verehrung des heiligen Josef. Am unteren Talmannsberg, nahe des Wohnbereichs Ziegelhütte, steht eine dem Heiligen geweihte Kapelle. Über die Stiftung und das Jahr der Erbauung der Josefskapelle mangelt es an schriftlichen Quellen. Etwas Licht in das Dunkel der Entstehung bringt eine mündliche Überlieferung.
Der langjährige Meßner und Organist von Zimmern, Alois Schwörer, wusste zurückgehend auf eine Information seines Großvaters, der den Namen Joseph trug, zu berichten: „Im Sommer 1857 waren Landwirte von Immendingen nahe des Standorts der heutigen Kapelle mit der Heuernte beschäftigt, als ein schweres Gewitter aufzog. Die Leute suchten vor dem einsetzenden Unwetter Schutz im nahe gelegenen Wald. Ein niedergehender Blitz schlug in einen Baum, unter den sich unglücklicherweise ein älterer Mann schutzsuchend begeben hatte. Durch den Blitzschlag wurde er so schwer verletzt, dass er halbseitig gelähmt war.
Als alle ärztliche Kunst versagte, den Mann wieder zu heilen, oder seine Leiden zu lindern, wandte er sich im Gebet vertrauensvoll an den heiligen Josef. Seine Bitte, so die Überlieferung, wurde erhört. Nach zwei Jahren war er genesen und konnte seiner
Arbeit wieder nachgehen. Aus Dankbarkeit für die Heilung ließ der Mann um das Jahr 1860 dem heiligen Josef die Kapelle erbauen.“
Doch bereits vor dem Bau der Josefskapelle hatte der Ort wohl eine Beziehung zum christlichen Glauben: Dort soll ein Holzkreuz gestanden haben. Im Archiv der Gemeinde wird die Josefskapelle erstmals 1929 erwähnt. Damals erging an den Zimmermeister Saur vom Hegaublick seitens der Gemeinde der Auftrag, das Dach zu erneuern.
Im Laufe der Jahre wurde das Kleinod am unteren Talmannsberg für Immendinger Einwohner ein beliebter Ort der Besinnung und der geistigen Sammlung. Vorbeikommende Landwirte unterbrachen zuweilen ihr Tagewerk, um für kurze Zeit im Gebet zu verharren. Ältere Einwohner der Gemeinde wussten zu berichten, dass sich Männer mit dem Namen Josef nach dem zweiten Weltkrieg alljährlich am 19. März (dem Josefstag) an der Kapelle einfanden und den Tag ihres Namenspatrons feierten. Nach unbestätigten Aussagen sollen diese Namensträger auch das Glöcklein für die Kapelle gestiftet haben.
Bei der Ausweisung des Standortübungsplatzes ging das Areal mit der Kapelle in das Eigentum des Bundes über. Bereits in den 1960erJahren haben sich Soldaten der Bundeswehr sowie engagierte Bürger der Kapelle angenommen und für ihre Instandsetzung gesorgt. 1977 wurde die Kapelle mit dem dazu gehörende Grundstück in das Eigentum der Gemeinde zurückgeführt. In den folgenden Jahren zeichnete sich ab, dass das Bauwerk eine grundlegende Renovierung benötigte.
Unter Leitung des damaligen Hauptmanns Hans-Henno Hierl erklärten sich die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der 2. Batterie des Panzerartilleriebataillons im Sommer 1984 bereit, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde die Aufgabe in ihrer Freizeit zu übernehmen. Bereits im Spätherbst wurde der Dachstuhl der Kapelle komplett erneuert. Nach einer Winterpause wurden die Arbeiten auch mit Unterstützung durch Soldaten des mit dem Bataillon befreundeten 11. Französischen Regiments d´ Artillerie aus Offenburg, sowie des Zimmereigeschäftes Hermann Zeller und der Bauunternehmung Emil Blum wieder aufgenommen. Kreativität und handwerkliches Geschick ließen sowohl die Kapelle als auch die Außenanlage bald in einem neuen Gesicht erscheinen. Über 700 Arbeitsstunden wurden erbracht. Teilweise arbeiteten die Soldaten auch im Urlaub an der Kapelle.
Die Einweihung der im neuen Glanz erstrahlenden Kapelle erfolgte am 6. Juni 1985 im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes mit Dekan Bernward Ringelhann und dem evangelischen Standortpfarrer Krause. Initiiert von Bürgermeister Helmut Mahler ließ man in der Folge einen alten Brauch wieder aufleben.
Am Nachmittag des Josefstages findet jeweils an der Kapelle eine Andacht statt. Hierzu sind insbesondere die Einwohner mit den Vornamen Josef, Josefa und Josefine eingeladen.