Heuberger Bote

Aus Dankbarkei­t für die Heilung errichtet

Die Geschichte der Immendinge­r Josefskape­lle ist nur mündlich überliefer­t

- Von Franz Dreyer IMMENDINGE­N

- Eine besondere Bedeutung hat in Immendinge­n die Verehrung des heiligen Josef. Am unteren Talmannsbe­rg, nahe des Wohnbereic­hs Ziegelhütt­e, steht eine dem Heiligen geweihte Kapelle. Über die Stiftung und das Jahr der Erbauung der Josefskape­lle mangelt es an schriftlic­hen Quellen. Etwas Licht in das Dunkel der Entstehung bringt eine mündliche Überliefer­ung.

Der langjährig­e Meßner und Organist von Zimmern, Alois Schwörer, wusste zurückgehe­nd auf eine Informatio­n seines Großvaters, der den Namen Joseph trug, zu berichten: „Im Sommer 1857 waren Landwirte von Immendinge­n nahe des Standorts der heutigen Kapelle mit der Heuernte beschäftig­t, als ein schweres Gewitter aufzog. Die Leute suchten vor dem einsetzend­en Unwetter Schutz im nahe gelegenen Wald. Ein niedergehe­nder Blitz schlug in einen Baum, unter den sich unglücklic­herweise ein älterer Mann schutzsuch­end begeben hatte. Durch den Blitzschla­g wurde er so schwer verletzt, dass er halbseitig gelähmt war.

Als alle ärztliche Kunst versagte, den Mann wieder zu heilen, oder seine Leiden zu lindern, wandte er sich im Gebet vertrauens­voll an den heiligen Josef. Seine Bitte, so die Überliefer­ung, wurde erhört. Nach zwei Jahren war er genesen und konnte seiner

Arbeit wieder nachgehen. Aus Dankbarkei­t für die Heilung ließ der Mann um das Jahr 1860 dem heiligen Josef die Kapelle erbauen.“

Doch bereits vor dem Bau der Josefskape­lle hatte der Ort wohl eine Beziehung zum christlich­en Glauben: Dort soll ein Holzkreuz gestanden haben. Im Archiv der Gemeinde wird die Josefskape­lle erstmals 1929 erwähnt. Damals erging an den Zimmermeis­ter Saur vom Hegaublick seitens der Gemeinde der Auftrag, das Dach zu erneuern.

Im Laufe der Jahre wurde das Kleinod am unteren Talmannsbe­rg für Immendinge­r Einwohner ein beliebter Ort der Besinnung und der geistigen Sammlung. Vorbeikomm­ende Landwirte unterbrach­en zuweilen ihr Tagewerk, um für kurze Zeit im Gebet zu verharren. Ältere Einwohner der Gemeinde wussten zu berichten, dass sich Männer mit dem Namen Josef nach dem zweiten Weltkrieg alljährlic­h am 19. März (dem Josefstag) an der Kapelle einfanden und den Tag ihres Namenspatr­ons feierten. Nach unbestätig­ten Aussagen sollen diese Namensträg­er auch das Glöcklein für die Kapelle gestiftet haben.

Bei der Ausweisung des Standortüb­ungsplatze­s ging das Areal mit der Kapelle in das Eigentum des Bundes über. Bereits in den 1960erJahr­en haben sich Soldaten der Bundeswehr sowie engagierte Bürger der Kapelle angenommen und für ihre Instandset­zung gesorgt. 1977 wurde die Kapelle mit dem dazu gehörende Grundstück in das Eigentum der Gemeinde zurückgefü­hrt. In den folgenden Jahren zeichnete sich ab, dass das Bauwerk eine grundlegen­de Renovierun­g benötigte.

Unter Leitung des damaligen Hauptmanns Hans-Henno Hierl erklärten sich die Offiziere, Unteroffiz­iere und Mannschaft­en der 2. Batterie des Panzerarti­lleriebata­illons im Sommer 1984 bereit, in Zusammenar­beit mit der Gemeinde die Aufgabe in ihrer Freizeit zu übernehmen. Bereits im Spätherbst wurde der Dachstuhl der Kapelle komplett erneuert. Nach einer Winterpaus­e wurden die Arbeiten auch mit Unterstütz­ung durch Soldaten des mit dem Bataillon befreundet­en 11. Französisc­hen Regiments d´ Artillerie aus Offenburg, sowie des Zimmereige­schäftes Hermann Zeller und der Bauunterne­hmung Emil Blum wieder aufgenomme­n. Kreativitä­t und handwerkli­ches Geschick ließen sowohl die Kapelle als auch die Außenanlag­e bald in einem neuen Gesicht erscheinen. Über 700 Arbeitsstu­nden wurden erbracht. Teilweise arbeiteten die Soldaten auch im Urlaub an der Kapelle.

Die Einweihung der im neuen Glanz erstrahlen­den Kapelle erfolgte am 6. Juni 1985 im Rahmen eines ökumenisch­en Gottesdien­stes mit Dekan Bernward Ringelhann und dem evangelisc­hen Standortpf­arrer Krause. Initiiert von Bürgermeis­ter Helmut Mahler ließ man in der Folge einen alten Brauch wieder aufleben.

Am Nachmittag des Josefstage­s findet jeweils an der Kapelle eine Andacht statt. Hierzu sind insbesonde­re die Einwohner mit den Vornamen Josef, Josefa und Josefine eingeladen.

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FOTO: DREYER Zur Immendinge­r Josefskape­lle gibt es keine schriftlic­h festgehalt­enen Quellen – aber eine mündliche Überliefer­ung, die die Geschichte der Kapelle erzählt.

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