Stadtbücherei: Jubiläum im Corona-Jahr
Ralf Sorg muss Veranstaltungspläne auf Eis legen - Lieferservice und Videoformat bleiben
- Die Trossinger Stadtbücherei feiert dieses Jahr ihren 100. Geburtstag. Leiter Ralf Sorg wollte das eigentlich zum Anlass für mehrere Aktionen und Veranstaltungen nehmen, allerdings macht die Corona-Pandemie dem einen Strich durch die Rechnung. Dazu kommt die Sorge, dass Veranstaltungen, die auf dem besten Weg waren, sich zu etablieren, nach der Krise wieder ganz am Anfang stehen.
Das 100-jährige Bestehen wäre für Ralf Sorg eine gute Gelegenheit gewesen, Abendveranstaltungen und Gesprächsrunden - wie die Diskussionsrunde in Kooperation mit der Volkshochschule - unter einen Deckmantel zu packen. „Ich hatte gehofft, dass sie jetzt richtig durchstarten, nachdem sie in der Vergangenheit gut besucht waren“, sagt er. „Stattdessen plane ich jetzt gar nichts.“
Eventuell ließe sich kurzfristig etwas auf die Beine stellen - aber selbst bei sinkenden Corona-Zahlen würden die Hygiene- und Abstandsregeln
Veranstaltungen mit Austausch sinnlos machen. Sorg hofft aber, dass zumindest im Herbst ein Festakt stattfinden kann. „Schön wäre es natürlich hier in unseren Räumen.“Auf jeden Fall wird es aber eine Festschrift geben, die in Kooperation mit Stadtarchivar Martin Häffner entsteht.
Wünschen würde er sich auch eine Lösung für die Literaturtage, die rund um den Welttag des Buches am 23. April in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, der städtischen Kultur und dem Kommunalen Kino stattfinden sollten. Vielleicht könne zumindest das Koki die geplante Literaturverfilmung zeigen, so Sorg. Die VHS hatte eine Talk-Runde „Literatur im Gespräch“anvisiert, aus der aber nun wahrscheinlich nichts wird. Für die Literaturtage, die 2019 erstmals stattfanden, waren schon vergangenes Jahr Erweiterungen vorgesehen gewesen. „Bei allen Veranstaltungen frage ich mich natürlich, ob sie nach der Pandemie direkt wieder gut angenommen werden, weil die Leute sich einfach freuen, dass wieder etwas los ist, oder ob sich alles wieder neu etablieren muss“, meint er. Er vermutet, dass es etwas dauert, bis alle Aktionen wieder verankert sind.
Wie in vielen Institutionen hat die Pandemie aber auch in der Stadtbücherei für kreative Ideen und Ansätze gesorgt, die über die Corona-Krise hinaus beibehalten werden sollen. Da ist zum einen der Lieferservice, der im vergangenen Frühjahr startete. Der kommt gut an - besonders bei Lesern, die selbst nicht mehr gut zu Fuß sind. „Das ist ein wirklich sinnvolles Angebot“, betont Ralf Sorg, der sich für die Zukunft ein Trossinger Bücherbusle vorstellen könnte, das auch anderweitig für die Menschen in der Stadt unterwegs ist. Für Botengänge oder Einkäufe beispielsweise. „Mir gefällt der Gedanke eines verbindenden Elements“, so Sorg. Einen Namen hätte er auch schon: „Trossinger Büble“.
Eine weitere neue Aktion sind „Sorgs erste Absätze“: In dem Videoformat liest der Büchereileiter die ersten Absätze von neu erworbenen Büchern vor, ohne dabei etwas zu Inhalt oder Autor zu erzählen. „Es ist ein schlichtes Format, das sich schön umsetzen lässt und einfach Interesse am Buch wecken soll“, so Sorg. „Natürlich ersetzt das keine Veranstaltung, aber es ist Werbung für uns und die Resonanz ist gut.“Die Videos laufen zweimal in der Woche auf dem InstagramKanal der Stadtbücherei, ein eigener YouTube-Kanal für das Format ist in der Planung. „Sorgs erste Absätze“wird die Stadtbücherei ebenfalls über die Pandemie hinaus fortsetzen. „Die Leute werden schließlich weiterhin in den Sozialen Medien unterwegs sein“, sagt er.
Neuland wird für die Stadtbücherei die Zweigstelle im neuen Schulzentrum, die im kommenden Jahr eröffnet und als reine Schulbücherei betrieben werden soll. „Ich freue mich darauf, habe aber auch Respekt vor der Aufgabe, weil das etwas ganz Neues ist“, sagt Ralf Sorg. „Ich hoffe und bin positiv gestimmt, dass die Zweigstelle gut angenommen wird.“Die Koordination wird zentral über das Team der Stadtbücherei laufen.