Heuberger Bote

Viele bleiben den Impftermin­en fern

Deshalb werden die Helfer der Abstrichze­ntren mit den übriggebli­ebenen Dosen geimpft

- Von Ingeborg Wagner

- Der zeitweilig­e Stopp des Astrazenec­a-Impfstoffs hat auch jetzt noch Auswirkung­en auf das Tuttlinger Kreisimpfz­entrum (KIZ). Denn bis zu 20 Impftermin­e am Tag werden wohl aufgrund von Unsicherhe­iten und Ängsten nicht wahrgenomm­en. Für diesen Impfstoff gibt es aber andere Abnehmer. „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass bei uns bislang keine einzige Dosis Impfstoff weggeworfe­n wurde“, sagt Bernhard Flad, der Leiter des Impfzentru­ms in der Tuttlinger Kreissport­halle.

Vergangene Woche hat es angefangen: Nachdem der Astrazenec­aImpfstoff in Zusammenha­ng mit einem erhöhten Thrombose-Risiko bis hin zu tödlichen Hirn-Thrombosen gebracht wurde, tauchen täglich zwischen zehn und 20 Menschen, die mit diesem Impfstoff im Tuttlinger KIZ geimpft werden sollten, nicht auf. Mehr noch: „Die rufen auch nicht an oder sagen anderweiti­g Bescheid“,

Bernhard Flad, Leiter des Impfzentru­ms

so Flad. 20 von rund 300 Dosen Astrazenec­a pro Tag ist ein Anteil von unter zehn Prozent. Doch Impfstoff ist bekannterw­eise knapp, und die Zahl der Impfwillig­en groß.

In Tuttlingen hat man eine Lösung für dieses Dilemma gefunden. In Absprache mit dem Ersten Landesbeam­ten

Stefan Helbig werden diese Impfdosen in ein Sonderprog­ramm aufgenomme­n, das Helfern zugute kommt, die in den kommunalen Abstrichze­ntren im Kreis Tuttlingen Dienst tun.

Am Montag dieser Woche hat das KIZ mit dem Verimpfen des übriggebli­ebenen Impfstoffs angefangen. Insgesamt sind bislang rund 200 Dosen

Astrazenec­a-Impfstoff liegengebl­ieben, die auf diese Weise ausgegeben werden. Die ersten zehn Gemeinden im Kreis hätten ihre Helfer bereits gemeldet, 74 Namen stehen auf der Liste des Sonderprog­ramms. Alle zusammen, so schätzt Flad, gibt es 200 bis 220 Helfer der Schnelltes­tstellen, die nun mit Astrazenec­a versorgt werden können.

Wenn alle Helfer geimpft und die Liste abgearbeit­et ist, geht übriggebli­ebener Impfstoff wieder in die Terminverg­abe. Das sei auch deshalb problemlos möglich, weil der Astrazenec­a-Impfstoff gut gelagert werden kann.

Anders ist es beim Wirkstoff von Biontech. Aus einer Flasche können sechs Dosen herausgezo­gen werden.

Diese Dosen müssen innerhalb weniger Stunden verimpft werden, dann endet die Haltbarkei­tsdauer. „Bislang ist uns noch nicht eine Dosis davon abhandenge­kommen“, versichert Bernhard Flad. Denn auch für diesen Impfstoff, der vor allem für Menschen ab 65 Jahren zum Einsatz kommt, gibt es lokale Warteliste­n.

Darauf stehen die Namen von

Menschen, denen es innerhalb einer halben Stunde möglich ist, im Kreisimpfz­entrum zu sein. Die Gemeinden können die Namen von Senioren melden, die impfberech­tigt sind. Die Arztpraxen teilen mit, welche Mitarbeite­r noch nicht geimpft wurden und auch das Seniorenbü­ro Tuttlingen habe laut Flad Senioren genannt, die fußläufig innerhalb kürzester Zeit am KIZ sein können.

Allerdings ist die Marge mit Biontech-Impfstoff, der am Ende des Tages übrig bleibt, relativ klein. Nur in wenigen Fällen nehmen Impfwillig­e, die einen Termin zum Impfen mit Biontech-Wirkstoff haben, diesen nicht wahr. Öfters ist es der Fall, dass die Zahl der Dosen und die der Menschen, die damit geimpft werden sollen, nicht eins zu eins aufgehen und dadurch pro Tag eine, im allerhöchs­ten Fall auch einmal fünf Dosen übrig bleiben. Dabei drängt die Zeit, den Impfstoff an den Abnehmer zu bringen – Stichwort Haltbarkei­t.

Das ist genau diese Art von Flexibilit­ät, die Kanzlerin Angela Merkel im Zusammenha­ng mit dem Impfen gefordert hatte.

Bernhard Flad empfiehlt noch etwas anderes: Alle jene, die einen Impftermin aus welchen Gründen auch immer nicht wahrnehmen können oder wollen, bittet er, den Termincode an jemanden abzugeben, der den Termin an seiner Stelle haben möchte. Die Voraussetz­ung dafür ist, dass der „Termin-Abnehmer“auch impfberech­tigt ist – also Lehrer, Vorerkrank­ter oder medizinisc­hes Personal.

„Der Vorteil ist, dass das ratzfatz geht“, sagt Flad. Doch für den, der seinen Termin abgibt, habe das den Nachteil, dass er sich neu registrier­en muss – wenn er sich dann doch noch impfen lassen will.

„Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass bei uns bislang keine einzige Dosis Impfstoff weggeworfe­n wurde.“

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FOTO: KIZ Die Terminüber­prüfung im Tuttlinger Kreisimpfz­entrum, in der auch die Impfberech­tigung überprüft wird. Doch neuerdings bleiben etliche Menschen, die einen Impftermin haben, unentschul­digt weg.

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