Heuberger Bote

Der Kreis ist für Wölfe ein mögliches Ziel

Nach zwei Vorfällen im Land macht sich ein Leser Sorgen – Raubtier läuft große Strecken

- Von Matthias Jansen TUTTLINGEN

- Vier tote Schafe, ein gerissenes Rotwild: Die Meldungen aus Singen und Baiersbron­n haben auch im Kreis Tuttlingen für Aufregung gesorgt. Ein Leser fragt nach, ob es sich dabei jeweils um einen Wolf handelt, der die Tiere getötet hat und ob die Gefahr besteht, dass das Raubtier auch in den Kreis Tuttlingen kommt. Dies sei nicht ausgeschlo­ssen, aber auch nicht wahrschein­lich, sagt Felix Böcker, aus dem Luchs- und Wolfmonito­ring an der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt Freiburg.

Es ist der 17. März: Unabhängig voneinande­r berichten andere Medien über tote Wildtiere, die vom Wolf erlegt worden sein sollen. Bei den vier Schafen, die in der Aachnieder­ung gefunden worden sind, kann Böcker dies bestätigen. Man habe die Bissstelle­n untersucht, die im Forschungs­institut Senckenber­g ausgewerte­ten Proben hätten den genetische­n Nachweis auf das größte hundeartig­e Raubtier geliefert. Woher der Wolf stammt, ist noch unklar. „So ein Tier hatten wir noch nicht“, sagt der Fachmann vom Wildtierin­stitut. Man gehe bisher von der „dinarische­n Population“aus, heißt aus Kroatien oder Slowenien.

Bei dem Fall von Baiersbron­n ist die Erkenntnis­lage noch unklar. Es könne sich ebenfalls um einen Wolf handeln, „wir warten aber noch auf die genetische­n Ergebnisse“, sagt Böcker. Die Wahrschein­lichkeit ist aber gegeben. Zwei Wölfe sind im Schwarzwal­d wieder heimisch. Einige Tiere sind aus Niedersach­sen – dem Rudel bei Schneverdi­ngen in der Lüneburger Heide – nach Baden-Württember­g gekommen.

Dies, genauso wie das Tier vom Balkan, würden zeigen, dass es auch möglich sei, dass ein Wolf im Landkreis Tuttlingen gesichtet wird.

„Die Tiere haben ein hohes Migrations­potential“, erklärt Böcker. Strecken von 100 bis 1000 Kilometer würden zurückgele­gt. Bei den Wölfen, die für die Tötungen in Singen und Baiersbron­n verantwort­lich sein sollen, werde aber wohl kein Tier den Weg an die Donau finden. Der

Wolf aus dem „dinarische­n Rudel“sei sicher schon wieder über alle Berge, meint der Fachmann. Der Baiersbron­ner Wolf sei eher im nördlichen Schwarzwal­d heimisch, habe aber auch schon in den benachbart­en Kreisen Calw, Rastatt, Pforzheim und in der Ortenau vorbeigesc­haut.

Seit dem Jahr 2015 werden auch in Baden-Württember­g einzelne Wölfe nachgewies­en. Das Tier ist eine nach nationalem und internatio­nalem Recht streng geschützte Art. Zugleich

stellt er eine Bedrohung für Weidetiere in Baden-Württember­g dar, heißt es auf der Internetse­ite des Umweltmini­sterium Baden-Württember­g. Einen Vorfall mit einem Wolf habe es im Kreis Tuttlingen bisher nicht gegeben, sagt Böcker. Sollte man einen Wolf zu Gesicht bekommen oder Sorgen haben, soll man sich mit dem Ministeriu­m oder der Forstliche­n Versuchs- und Forschungs­anstalt Freiburg in Verbindung setzen.

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA

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