Heuberger Bote

Die Müller und ihre Pferde

Reinhold Schätzle erinnert sich an wertvolle Mitarbeite­r der Egesheimer Mühle.

- Von Richard Moosbrucke­r

EGESHEIM - Reinhold Schätzle blickt in seinen Aufzeichnu­ngen immer wieder bewundernd auf seinen Großvater Reinhold Scheerle im Umgang mit seinen Pferden zurück. Diese Leidenscha­ft habe sich auch auf seinen Vater Hubert und schließlic­h auch auf ihn übertragen. Im dritten Teil unserer kleinen Serie über die Mühle in Egesheim geht es unter anderem darum, welche Rolle früher Pferde dort spielten, und wie ein Jahrhunder­thochwasse­r in den 1970ern die Existenz der Mühle gefährdet hat.

Reinhold Schätzle beschreibt die Einsatzmög­lichkeiten der Pferde als Zugtiere für Lasten aller Art, als Kutschenvo­rspann zum Transport von Personen und so weiter. In seinen Sinnen kreist noch der alte Fuchs, den er als Junge umsorgen durfte und dessen letzter Gang zum Metzger ihn tief verletzte.

Doch Vater Hubert Schätzle kümmerte sich um die Nachfolge und kaufte einen arg herunterge­kommenen Schimmel, was bei seiner Frau auf totale Ablehnung gestoßen sei. Sohn Reinhold musste seine Ersparniss­e

beisteuern und ging auch die Verpflicht­ung ein, für den Gaul zu sorgen. Der anfänglich­e, von Huberts

Frau kritisiert­e Fehlkauf entwickelt­e sich aber prächtig, so dass er zum Lebensmitt­elpunkt von Reinhold wurde und nach einem Jahr nicht mehr wiederzuer­kennen war.

Reinhold konnte vier Jahre lang mit dem Schimmel so manches erleben, bis dieser wegen einer Darmversch­lingung das Zeitliche segnete, was den jungen Reinhold in eine erste persönlich­e Krise stürzte, die nur durch einen unmissvers­tändlich scharfen Ton des Vaters ihr Ende fand. Damit war aber die Pferdeepis­ode nicht zu Ende, denn es folgten weitere Pferde, die aber in der Erinnerung des jungen Müllers keine so große Rolle mehr spielten.

Opa Hubert gab schließlic­h die Pferdehalt­ung auf. So konnte sich der junge Müller, zusammen mit seinem Vater wieder voll der Mühle widmen.

Diese schlittert­e aber 1975 in eine Katastroph­e, als am 24. Juni ein Jahrhunder­thochwasse­r der Mühle großen Schaden zufügte und die weitere Existenz in Frage stellte. Doch Hubert Schätzle gab nicht auf und ließ ein neues Mahlwerk einbauen. Die Kundschaft konnte, nicht zuletzt auch durch Unterstütz­ung durch die Nachbarmüh­le Werner Schneider in Aldingen, weiter bedient werden.

Reinhold Schätzle wäre seinem Vater gerne zur Seite gestanden, doch seine schulische Ausbildung zum Müller – die eigentlich eine eigene Geschichte wert wäre – hinderte ihn daran.

Am 2. Dezember 1975 konnte die Mühle wieder ihren Betrieb aufnehmen. Die Mühle konnte wieder auf Erfolgskur­s zusteuern.

Zahlreiche Erweiterun­gsbauten verlangten von dem Familienun­ternehmen alles ab. Auf der einen Seite wuchs die Stammkunds­chaft, auf der anderen aber ließ die Nachfrage nach Mehlproduk­ten wieder nach. Heute aber ist die Mühle wieder ein beliebter Einkaufsor­t für Naturprodu­kte aller Art.

Auch die Säge ist bis zum heutigen Tag noch in Betrieb. Hans-Karl Scheerle betreibt das durch einen Elektromot­or angetriebe­ne Gatter wie in guten alten Zeiten.

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REPRO: MOOSBRUCKE­R
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FOTO: RICHARD MOOSBRUCKE­R Das Innere der Sägemühle mit Hans Karl Scheerl, der heute noch die Sägemühle betreibt.
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REPRO: MOOSBRUCKE­R Das Foto zeigt Pferdefuhr­werk mit Reinhold Scheerle und seinem Vater Johannes Scheerle.
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