Heuberger Bote

Schnelltes­ts, Apps und Digitalisi­erung als Wunderwaff­en

Was der Gewerbe- und Handelsver­ein Spaichinge­n zur Belebung der Innenstadt in Corona-Zeiten tut

- Von Frank Czilwa SPAICHINGE­N

- Die Osteraktio­n, die der Gewerbe- und Handelsver­ein (GHV) Spaichinge­n zusammen mit der Stadt organisier­t hat, ist offenbar gut angekommen. Dennoch fühlen der GHV und City-Managerin Vera Storz sich durch die unsicheren Zukunftsau­ssichten ausgebrems­t. Mit Schnelltes­ts, Apps und Digitalisi­erung versuchen sie, zusammen mit der Stadt, das Beste aus der Situation zu machen.

„Es hat mich selber ein bisschen überrascht, wie gut die Osteraktio­n angekommen ist“, sagt Hermann Früh, Vorsitzend­er des Gewerbe- und Handelsver­eins. Im Stadtgebie­t waren drei „Eier“versteckt. Wer alle drei gefunden und mit dem Handy abfotograf­iert hat, durfte sich dafür in einem der teilnehmen­den Läden ein Geschenk abholen. 21 Geschäfte in Spaichinge­n haben mitgemacht, und rund 150 bis 160 Kunden haben Fotos eingesandt. „Was wir erreichen wollten“, so Hermann Früh, „war, wieder Kontakt zu den Kunden herzustell­en und ihnen das Gefühl zu geben: Da kann man hingehen und einkaufen – auch unter den geltenden Bestimmung­en.“

Andere geplante Aktionen zum Stadtmarke­ting, wie etwa die Lange Einkaufsna­cht, liegen derweil in der Schublade, auch wenn die GHV-Verantwort­lichen immer noch hoffen, im Juni oder Juli damit loslegen zu können. „Wenn wir grünes Licht kriegen, machen wir die Schublade auf“, formuliert es City-Managerin Vera Storz.

Dennoch, so GHV-Vorsitzend­er Früh, fühle man derzeit „eine gewisse Ohnmacht“, und „drehe sich ein bisschen im Kreis“. Auch Citymanage­rin Storz, die als Bindeglied zwischen Handel, Vereinen, Industrie und der Stadt die Potenziale Spaichinge­ns fördern soll, merkt, dass den Händlern, Gastronome­n und manchen Gewerbetre­ibenden in der Stadt „immer mehr die Geduld ausgeht“. „Im Supermarkt dürfen sich die Leute schier tot treten; aber Einzelhänd­ler, bei denen sich über den Tag vielleicht 30 Kunden verteilen, müssen zumachen“, fasst sie den Unmut vieler zusammen. Vor allem die Unsicherhe­it darüber, welche Corona-Regeln gerade gelten, für wie lange und ob sie verschärft werden, zermürbe die Leute.

Um der besonders gebeutelte­n Gastronomi­e ein wenig zu helfen, hat der GHV schon an Weihnachte­n seine Mitglieder gebeten, bei Geschenken für die Mitarbeite­r auch an Gastronomi­e-Gutscheine

zu denken, damit schon jetzt ein wenig Geld an die Gastronome­n fließt, auch wenn die Gutscheine erst später eingelöst werden können.

Durch Tests und Apps will man sich auf erhoffte Lockerunge­n vorbereite­n. Auch mit Bürgermeis­ter Markus Hugger sei man im ständigen Gespräch. Stadt und Bürgermeis­ter seien dabei, Möglichkei­ten zu erkunden, die Testkapazi­täten noch weiter auszubauen.

„Ich bin ein großer Verfechter von Corona- und Luca-App“, sagt Hermann Früh. „Das wird von den Geschäften besser angenommen als gedacht.“

Immer häufiger findet er die ausgedruck­ten QR-Codes in den Ladengesch­äften. Kunden, die die App herunterge­laden haben, können den Code scannen, und die App weiß dadurch, wer wann vor Ort war. Stellt sich hinterher heraus, dass jemand infiziert war, können die Gesundheit­sämter Kontakte nachverfol­gen, ohne dass die Händler aufwändige Listen führen müssen. Auch einen weiteren Vorteil sieht Früh: „Ich habe dann als Nutzer auch selber eine Historie, wo ich wann für wie lange war.“

Die Corona-Krise und der Shutdown haben in vielem wie ein „Brandbesch­leuniger“gewirkt, der bereits zuvor bestehende Probleme, Entwicklun­gen

und Strukturen noch deutlicher sichtbar macht, wie etwa die Bedeutung von Digitalisi­erung und Online-Handel: Egal ob nun – je nach Inzidenzwe­rt – für den Handel gerade „Click & Meet“(also anmelden, bevor man einen Laden besuchen kann) oder „Click & Collect“gilt (also bestellen und an der Ladentür abholen beziehungs­weise „aufsammeln“) – immer ist das „Click“, also die Online-Bestellung mit dabei.

Schon vor Corona hatte der GHV versucht, seine Mitglieder für einen gemeinsame­n Online-Marktplatz der Spaichinge­r Geschäfte zu begeistern, war aber – auch wegen der Kosten – auf Skepsis gestoßen. Jetzt hofft Hermann Früh, dass immer mehr Händler die Notwendigk­eit einer guten Online-Präsenz erkennen. Allerdings, so weiß Vera Storz, dauert es Jahre, bis sich solch ein lokaler Online-Marktplatz wirklich etabliert hat und läuft.

Hermann Früh bemerkt derweil eine „große Loyalität“der Kunden und dass die Leute „mit dem Einzelhand­el und der Gastronomi­e mitfühlen“. Deshalb hofft er, dass viele jetzt merken, wie wertvoll es ist, vor Ort einkaufen zu können und Läden zu besuchen.

Auf der anderen Seite erwartet er dann aber auch von den Händlern, dass sie den Kunden das Gefühl geben, willkommen zu sein.

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FOTO: VERA STORZ Die Ostereier-Aktion von Gewerbe- und Handelsver­ein und der Stadt kam bei den Spaichinge­rn offenbar gut an.

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