Schnelltests, Apps und Digitalisierung als Wunderwaffen
Was der Gewerbe- und Handelsverein Spaichingen zur Belebung der Innenstadt in Corona-Zeiten tut
- Die Osteraktion, die der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) Spaichingen zusammen mit der Stadt organisiert hat, ist offenbar gut angekommen. Dennoch fühlen der GHV und City-Managerin Vera Storz sich durch die unsicheren Zukunftsaussichten ausgebremst. Mit Schnelltests, Apps und Digitalisierung versuchen sie, zusammen mit der Stadt, das Beste aus der Situation zu machen.
„Es hat mich selber ein bisschen überrascht, wie gut die Osteraktion angekommen ist“, sagt Hermann Früh, Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins. Im Stadtgebiet waren drei „Eier“versteckt. Wer alle drei gefunden und mit dem Handy abfotografiert hat, durfte sich dafür in einem der teilnehmenden Läden ein Geschenk abholen. 21 Geschäfte in Spaichingen haben mitgemacht, und rund 150 bis 160 Kunden haben Fotos eingesandt. „Was wir erreichen wollten“, so Hermann Früh, „war, wieder Kontakt zu den Kunden herzustellen und ihnen das Gefühl zu geben: Da kann man hingehen und einkaufen – auch unter den geltenden Bestimmungen.“
Andere geplante Aktionen zum Stadtmarketing, wie etwa die Lange Einkaufsnacht, liegen derweil in der Schublade, auch wenn die GHV-Verantwortlichen immer noch hoffen, im Juni oder Juli damit loslegen zu können. „Wenn wir grünes Licht kriegen, machen wir die Schublade auf“, formuliert es City-Managerin Vera Storz.
Dennoch, so GHV-Vorsitzender Früh, fühle man derzeit „eine gewisse Ohnmacht“, und „drehe sich ein bisschen im Kreis“. Auch Citymanagerin Storz, die als Bindeglied zwischen Handel, Vereinen, Industrie und der Stadt die Potenziale Spaichingens fördern soll, merkt, dass den Händlern, Gastronomen und manchen Gewerbetreibenden in der Stadt „immer mehr die Geduld ausgeht“. „Im Supermarkt dürfen sich die Leute schier tot treten; aber Einzelhändler, bei denen sich über den Tag vielleicht 30 Kunden verteilen, müssen zumachen“, fasst sie den Unmut vieler zusammen. Vor allem die Unsicherheit darüber, welche Corona-Regeln gerade gelten, für wie lange und ob sie verschärft werden, zermürbe die Leute.
Um der besonders gebeutelten Gastronomie ein wenig zu helfen, hat der GHV schon an Weihnachten seine Mitglieder gebeten, bei Geschenken für die Mitarbeiter auch an Gastronomie-Gutscheine
zu denken, damit schon jetzt ein wenig Geld an die Gastronomen fließt, auch wenn die Gutscheine erst später eingelöst werden können.
Durch Tests und Apps will man sich auf erhoffte Lockerungen vorbereiten. Auch mit Bürgermeister Markus Hugger sei man im ständigen Gespräch. Stadt und Bürgermeister seien dabei, Möglichkeiten zu erkunden, die Testkapazitäten noch weiter auszubauen.
„Ich bin ein großer Verfechter von Corona- und Luca-App“, sagt Hermann Früh. „Das wird von den Geschäften besser angenommen als gedacht.“
Immer häufiger findet er die ausgedruckten QR-Codes in den Ladengeschäften. Kunden, die die App heruntergeladen haben, können den Code scannen, und die App weiß dadurch, wer wann vor Ort war. Stellt sich hinterher heraus, dass jemand infiziert war, können die Gesundheitsämter Kontakte nachverfolgen, ohne dass die Händler aufwändige Listen führen müssen. Auch einen weiteren Vorteil sieht Früh: „Ich habe dann als Nutzer auch selber eine Historie, wo ich wann für wie lange war.“
Die Corona-Krise und der Shutdown haben in vielem wie ein „Brandbeschleuniger“gewirkt, der bereits zuvor bestehende Probleme, Entwicklungen
und Strukturen noch deutlicher sichtbar macht, wie etwa die Bedeutung von Digitalisierung und Online-Handel: Egal ob nun – je nach Inzidenzwert – für den Handel gerade „Click & Meet“(also anmelden, bevor man einen Laden besuchen kann) oder „Click & Collect“gilt (also bestellen und an der Ladentür abholen beziehungsweise „aufsammeln“) – immer ist das „Click“, also die Online-Bestellung mit dabei.
Schon vor Corona hatte der GHV versucht, seine Mitglieder für einen gemeinsamen Online-Marktplatz der Spaichinger Geschäfte zu begeistern, war aber – auch wegen der Kosten – auf Skepsis gestoßen. Jetzt hofft Hermann Früh, dass immer mehr Händler die Notwendigkeit einer guten Online-Präsenz erkennen. Allerdings, so weiß Vera Storz, dauert es Jahre, bis sich solch ein lokaler Online-Marktplatz wirklich etabliert hat und läuft.
Hermann Früh bemerkt derweil eine „große Loyalität“der Kunden und dass die Leute „mit dem Einzelhandel und der Gastronomie mitfühlen“. Deshalb hofft er, dass viele jetzt merken, wie wertvoll es ist, vor Ort einkaufen zu können und Läden zu besuchen.
Auf der anderen Seite erwartet er dann aber auch von den Händlern, dass sie den Kunden das Gefühl geben, willkommen zu sein.