Auf Schock soll Hilfe folgen
Anwohner erleben den Brand im Schwenninger Mehrfamilienhaus mit
(sbo) - Eine schlaflose Nacht liegt am Freitag nicht nur hinter den Einsatzkräften, die in den vergangenen Stunden gegen den Großbrand in der Mutzenbühlstraße gekämpft haben. Auch viele Anwohner konnten nach 2 Uhr kaum mehr ein Auge zutun.
Wer sich am Freitagmorgen der Mutzenbühlstraße nähert, spürt sofort, dass hier etwas nicht stimmt. Ein verkohlter Geruch liegt in der Luft, noch immer sind Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte im Einsatz. Die Szenerie zieht zahlreiche Blicke auf sich. Eine ältere Frau stutzt beim Überqueren der Lessingstraße an deren Einmündung in die Dauchinger Straße, bleibt mitten auf der Fahrbahn stehen und wirft einen verdutzten Blick in Richtung des Eckhauses, in dem mitten in der Nacht ein Großbrand ausgebrochen war. Ein Anwohner der Lessingstraße telefoniert aufgeregt, während er die Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit beobachtet. Einige Passanten bleiben an der Kreuzung der Lessingmit der Mutzenbühlstraße stehen und blicken fassungslos auf das übel zugerichtete Mehrfamilienhaus. Sandra Dippong ist eine von ihnen. Sie wohnt in der Nachbarschaft, erzählt sie, und sei „noch richtig geschockt“von den Vorkommnissen. Sie erfuhr erst am Morgen von dem Brand, als sie von ihrem Nachtdienst nach Hause kam. „Natürlich hat man mitbekommen, dass Helikopter, Feuerwehr und so unterwegs waren“, meint sie. Aber dass der Grund für die nächtliche Aufregung sich so nahe an der eigenen Haustür abgespielt habe, habe sie dann doch schockiert. „Ich kann auch nichts anderes machen, als hier zu stehen und hochzuschauen“, sagt sie mit Blick auf die Feuerwehrleute, die das Obergeschoss des Hauses gerade auf seine Einsturzgefahr hin überprüfen. Ins Bett habe sie es nach ihrer Heimkehr am Morgen nicht geschafft, „dazu war ich viel zu aufgeputscht“.
Dünya Tahta wohnt direkt gegenüber des Mehrfamilienhauses, das in der Nacht in Flammen stand. „Wir hatten die schlimmste Nacht unseres Lebens“, kommentiert sie auf Facebook Boten und berichtet von erschreckenden Szenen, die sich in der Brandnacht abgespielt haben. „Ich kann nicht beschreiben, was für ein Gefühl es war, als wir die weinenden Kinder am Fenster gesehen haben. Sowas wünsche ich keinem Menschen.“
Auch Melanie Schwörer, die ein paar Häuser weiter in der Lessingstraße wohnt, hat den Schock der nächtlichen Ereignisse am nächsten
Morgen noch nicht überwunden. Vorsichtig beschreibt sie die vergangenen Stunden als „aufregend“. Sie selbst sei mitten in der Nacht wach geworden und habe seitdem kein Auge mehr zugetan. „Wir haben nur einen Knall gehört – und dann hat’s auch schon gebrannt.“Gleich nach dem Eintreffen der ersten Einsatzkräfte habe man sie dann gebeten, wegen des Rauchs die Fenster zu schließen. Doch nicht nur der Schock ist groß, auch der Wunsch, den Opfern zu helfen, kommt schnell auf und nimmt bereits wenige Stunden nach dem Brand Gestalt an. Während die Feuerwehr vor Ort noch mit dem Löschen eventueller Glutnester beschäftigt ist und die Polizei darauf wartet, mit den Ermittlungen zur Brandursache beginnen zu können, gehen auf einem Spendenkonto, dass der Rotary Club eingerichtet hat, bereits die ersten Geldspenden ein. Und auch Sachspenden habe man schon, berichtet Schwörer am Morgen. Nur der Kontakt zu den Betroffenen müsse nun noch aufgebaut werden, „damit wir wenigstens ein bisschen helfen können“.