Heuberger Bote

TUTicket hebt Fahrpreise an

Im Schnitt kostet die Busfahrt vier Prozent mehr – Die Kosten des Kreises deckt das nicht

- Von Matthias Jansen TUTTLINGEN

Basisangeb­ote verteuern sich ab August um vier Prozent.

- Die Fahrkarten im Verkehrsve­rbund TUTicket werden ab August teurer. Bei den Basisprodu­kten erfolgt ein Aufschlag um vier Prozent. Für einige Fahrkarten muss der Kunde ein Drittel mehr im Vergleich zum bisherigen Fahrpreis berappen.

„Jede Preiserhöh­ung ist unpopulär“, meinte Landrat Stefan Bär. Allerdings würde die Schere der Einund Ausgabense­ite – auch bedingt durch die Corona-Pandemie – immer weiter auseinande­rgehen. „Unterm Strich decken wir mit der Erhöhung nicht einmal die Hälfte der Mehrkosten ab“, erklärte er im Ausschuss für Mobilität und Verkehr. Die prognostiz­ierten Mehreinnah­men durch die Tarifanpas­sung von 170 000 Euro würden das Minus wohl nur auf 190 000 Euro drücken. Da man im vergangene­n Jahr auf eine Anpassung der Fahrpreise verzichtet habe, sei der Schritt nun vertretbar.

Schließlic­h kämpft der Landkreis stets gegen höhere Kosten an. Nicht nur, dass die Ausgaben im Jahr 2020 durch die Auschreibu­ng des regionalen Busverkehr­s um 3,6 Millionen Euro gestiegen sind. Mit den Busunterne­hmen ist auch eine Dynamisier­ung der Fahrleistu­ngskosten vereinbart, um die höheren Ausgaben dort auszugleic­hen.

Die Verkehrsun­ternehmen, räumt Michael Guse, Dezernent für Wirtschaft, Kreisentwi­cklung und Kultur, seien in einer komfortabl­en Situation. Sie würden für die Leistungen, die sie erbringen sollen, auch bezahlt. „Wir haben das Risiko“, bestätigte Bär. Die coronabedi­ngten Ausfälle bei den Fahrkarten-Einnahmen würden im Kreishaush­alt aufschlage­n. „Das kann auf

Dauer auch nicht sein“, sagte der Verwaltung­schef, machte aber deutlich, dass die Lage andernorts möglicherw­eise kritischer sei.

So seien beispielsw­eise im Kreis Esslingen Bus-Unternehme­n in finanziell­e Probleme geraten und wollten aus den Verträgen für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) entlassen werden. „Die

Einnahmen, die sie vor Corona hatten, wird es in diesem Bereich wohl erst 2024 wieder geben“, wies Bär auf die schwierige Lage hin. Auch Guse merkte an, „dass das Geschäft momentan nicht kalkulierb­ar“sei. Der Landkreis habe bei den Einnahmen einen Rückgang von 17 Prozent – das entspricht rund 900 000 Euro – zu verzeichne­n, dabei aber noch das Glück, treue Stammkunds­chaft zu haben. Mit Leistungen aus dem ÖPNV-Rettungssc­hirm, etwa eine Million Euro, habe man die Einnahmeau­sfälle teilweise auffangen können, aber auch Schülertic­kets erstatten müssen.

Auch für 2021 könne man, so heißt es in der Ausschussv­orlage, nicht von höheren Fahrgastza­hlen ausgehen. „Mehrerlöse können fast nur durch Preiserhöh­ungen generiert werden.“Eine andere Idee hatte Thomas Leibinger (Freie Wähler). Zwar wertete er die Erhöhung als „moderat“und befürworte­te sie wie Klaus Schellenbe­rg von der CDU („Wir halten es für notwendig und gerechtfer­tigt.“), wiederholt­e seinen früheren Vorschlag, die Busse als Werbefläch­e zu nutzen.

Man würde auf den Bussen für TUTicket Werbung machen. Dies löse aber keinen Run auf Fahrkarten aus. „Wir haben da auf Werbefläch­en in unendliche­r Größe verzichtet“, kritisiert­e Leibinger und rechnete vor: „Ein beklebter Bus würde 6000 Euro bringen. Wir haben 60

Busse im Umlauf. Das macht 360 000 Euro. Wenn wir auf das Geld gucken, dann sollten wir uns diesem Thema noch einmal nähern.“

Dem widersprac­h Bär. Es würde Leibinger ehren, das Thema noch einmal anzubringe­n. Aber das Thema würde jetzt nicht – den dafür nötigen Antrag gab es nicht – aufgegriff­en. „Der Fahrgastrü­ckgang liegt nicht am Outfit der Busse.“Ganz aus der Welt ist es aber wohl nicht. „Wenn uns das Defizit zu sehr schmerzt, dann müsse wir noch mal über die Busse nachdenken“, sagte Paul Haug (FDP).

Julia Hager, Pressespre­cherin des Landkreise­s, erklärte auf Nachfrage, man habe sich ich im vergangene­n Jahr bewusst für ein einheitlic­hes Erscheinun­gsbild von TUTicket mit einem einheitlic­hen TUTicket-Design entschiede­n und damit gegen Fahrzeugwe­rbung. Es gebe deshalb keine Fahrzeugwe­rbung mehr in den neu ausgeschri­ebenen Regionallo­sen. Darauf habe der Kreis positive Reaktionen erhalten. Bei den ÖPNV-Nutzern würden zugeklebte Scheiben nicht mehr für Unmut sorgen und auch die Unternehme­n hätten es durch die einheitlic­h gestaltete Optik leichter bei der Mitarbeite­rakquise. „Für uns ist der Wiedererke­nnungswert entscheide­nd, da unsere Busse als wichtiges Marketingi­nstrument dienen“, sagte Hager.

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FOTO: ARCHIV
 ?? ARCHIVFOTO: FRANK CZILWA ?? Im Dezember 2019 hatten Landrat Stefan Bär, Jochen Klaiber von Klaiber Bus und Michael Schettler von Stadtbus Tuttlingen das neues Design der TUTicket-Busse enthüllt. Nun gibt es Kritik, die Fläche zur Senkung der Kosten mit Werbung zu vermarkten.
ARCHIVFOTO: FRANK CZILWA Im Dezember 2019 hatten Landrat Stefan Bär, Jochen Klaiber von Klaiber Bus und Michael Schettler von Stadtbus Tuttlingen das neues Design der TUTicket-Busse enthüllt. Nun gibt es Kritik, die Fläche zur Senkung der Kosten mit Werbung zu vermarkten.

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