Wer sich künftig in der Innenstadt ansiedeln darf
Gemeinderat beschließt neuen Bebauungsplan - Er soll Gebiet aufwerten und Versorgung sicherstellen
- Wie wird sich die Trossinger Innenstadt in Zukunft entwickeln? Die Stadt hat da klare Vorstellungen - und möchte mit einem einheitlichen Bebauungsplan entlang der Ernst-Haller-Straße, Bahnhofstraße, Hauptstraße, Marktplatz und Löhrstraße dafür sorgen, dass sich diese auch umsetzen lassen.
Bisher kommen entlang der Hauptstraße mehr als 20 Bebauungspläne zusammen, wie Bürgermeisterin Susanne Irion den Gemeinderat am Montagabend erinnerte. Heißt: In dem Gebiet sind die verschiedensten Dinge erlaubt. Nun hat der Gemeinderat grünes Licht gegeben, in der Innenstadt die gleichen Vorgaben zu schaffen. Der neue Bebauungsplan soll die Innenstadt aufwerten und attraktiver machen sowie die Versorgung in der Gesamtstadt dauerhaft sicherstellen und die Ansiedlung von Einzelhandel steuern. Grundlage ist das 2019 beschlossene Einzelhandelskonzept.
Per Webex-Schalte war am Montag Christine König vom Stuttgarter Planungsbüro Baldauf zugeschaltet, die den Gemeinderäten die konkreten Planungen in dem 11,5 Hektar großen Innenstadtgebiet erläuterte.
Der Einzelhandel soll vor allem entlang der Hauptstraße und am Marktplatz gebündelt werden. Auf dem Rudolf-Maschke-Platz sollen sich auch Gastronomien schwerpunktmäßig ansiedeln. Dabei dürfen sich Quick-Service-Gastronomien wie Imbisse nur noch auf dem Maschke-Platz und in der Bahnhofsstraße ansiedeln. Nicht dazu zählen Take-away-Angebote: Eine Pizzeria kann beispielsweise weiterhin Pizzas abholen lassen, ohne als Quick-Service-Gastronomie zu zählen. König betonte, dass der Wert der QuickService-Gastronomien wie DönerImbissen während der Corona-Pandemie klar zutage getreten sei: „Es soll nicht aussehen, als wollten wir sie nicht haben. Die Stadt soll lediglich steuern können, wo sie sich ansiedeln - und wie viele neu dazukommen können.“
Wohnungen soll es künftig erst ab dem ersten Obergeschoss geben, so König, damit im Erdgeschoss der Gebäude Raum für Einzelhandel und Dienstleistungen bleibt. „So kann der zentrale Versorgungsbereich nachhaltig gestärkt werden“, sagte König.
Nicht erwünscht sind in der Innenstadt Vergnügungsstätten wie Wettbüros, führte sie aus. „Die Flächen sollen für hochwertige Einzelhandelsund Dienstleistungsnutzungen vorgehalten werden.“Außerdem sollen Werbeanlagen beschränkt werden.
Für bereits bestehende Gastronomien, Dienstleister und Einzelhändler in der Innenstadt gilt Bestandsschutz: Sie dürfen dort bleiben, wenn der neue Bebauungsplan in Kraft tritt. CDU-Fraktionssprecher Clemens Henn hakte nach, wie der Bestandsschutz bei einem Inhaberwechsel aussehe. „Solange sich die Nutzung nicht ändert, gilt der Bestandsschutz“, so König. Das bedeutet: Bleibt zum Beispiel eine Bäckerei nach Inhaberwechsel Bäckerei, besteht der Bestandsschutz. Sollte daraus aber eine Wohnung werden, kann die Stadt eingreifen.
Markus Santo (Freie Wähler) wollte wissen, ob die Planer sich vor Ort in Trossingen umgesehen hätten (Haben sie). „Wenn es auf dem Marktplatz nur noch Gastronomien gibt, was machen dann die Anwohner gegen den Lärm?“König betonte, dass es nicht Sinn und Zweck sei, dort reihenweise neue Gastronomien anzusiedeln. „Es soll lediglich die Möglichkeit eröffnen und dafür sorgen, dass bestehende Gastronomien ausgebaut werden können“, sagte sie.
Antje Spehn (FDP) tat sich schwer damit, dass die Planung vor der Pandemie gemacht wurde. „Wir haben keine Ahnung, wie es nach Corona aussieht. Bevor ein Gebäude-Eigentümer Leerstände hinnehmen muss, muss er die Räume als Wohnung vermieten können.“Sie wollte wissen, ob der Bebauungsplan dann geändert werden könnte.
Das allerdings, bemerkte Susanne Irion, sei nicht der Zweck eines Bebauungsplans. „Den wollen Sie gar nicht immer ändern.“Sie wies auch darauf hin, dass es sehr schwer sei, Räume nach einer Wohnnutzung wieder gewerblich zu nutzen.
Gustav Betzler (Freie Wähler) begrüßte die Planungen. „Es ist gut, dass wir endlich einen Knopf dranmachen“, sagte er. Auch Hilmar Fleischer (FDP) sah den Bebauungsplan „Innenstadt“als „großen Gewinn und Chance für Trossingen, eine reichhaltige Innenstadt zu schaffen“.
Der Gemeinderat entschied sich einstimmig für die Aufstellung des neuen Bebauungsplans. Die Stadtverwaltung wird nun die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit auf den Weg bringen.