Heuberger Bote

Manuel Hagel soll CDU-Fraktion leiten

Der Ehinger soll die CDU-Fraktion im Landtag führen – Was ihn erwartet

- STUTTGART

(thg) - Der Ehinger Landtagsab­geordnete Manuel Hagel soll künftig die CDU-Fraktion im baden-württember­gischen Landtag führen. Am Dienstag will ihn die Fraktion in einer Sitzung wählen. Das bestätigte­n mehrere Abgeordnet­e der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der aktuelle Fraktionsv­orsitzende Wolfgang Reinhart macht demnach Platz für den 33-Jährigen, der für viele in der Südwest-CDU als Gesicht der Erneuerung der Partei gilt. Bei der Landtagswa­hl im März fuhr die CDU ein historisch schlechtes Ergebnis ein. Hagel, der seit 2016 Generalsek­retär der CDU BadenWürtt­emberg ist, wurde mit 35,94 Prozent Stimmenkön­ig.

- Vor fünf Jahren war Manuel Hagel noch Filialdire­ktor der Sparkasse in Ehingen. Mit dem Sprung in den Landtag begann sein bemerkensw­erter Aufstieg in der baden-württember­gischen Landespoli­tik. Am Dienstag soll der Ehinger nun zum Chef der CDU-Fraktion im Stuttgarte­r Parlament gewählt werden. Entspreche­nde Berichte bestätigte­n mehrere Mitglieder aus Fraktion und Regierungs­umfeld der „Schwäbisch­en Zeitung“. Hagel gilt als das Gesicht der Zukunft der CDU im Südwesten, seine Anhänger verspreche­n sich von ihm den Neuanfang, nach dem sich die Partei spätestens seit der bitteren Niederlage bei den Landtagswa­hlen sehnt. Der amtierende Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart (65) kommt dagegen wohl nicht an – und macht Platz.

In einer E-Mail an alle Abgeordnet­en schlägt Amtsinhabe­r Reinhart eine Neuwahl des Fraktionsc­hefs für Dienstag vor. In dem Schreiben, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, heißt es: „In unserer Sitzung am Dienstag, 4. Mai, werden wir mit Blick auf die Präsentati­on des Koalitions­vertrages am Folgetag die Ergebnisse der Koalitions­verhandlun­gen gemeinsam beraten. Ich schlage vor, dass wir in dieser Sitzung dann auch die Wahl eines/einer neuen Fraktionsv­orsitzende­n vornehmen. Wir machen damit den ersten Schritt unserer Teamaufste­llung in Fraktion und Regierung für die gemeinsame Arbeit in der neuen Koalition.“Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“wollten sich weder Reinhart noch Hagel öffentlich zum Thema äußern, doch Abgeordnet­e wie das Umfeld der Fraktion sehen darin den klaren Hinweis: Reinhart will freiwillig auf sein Amt verzichten und den Weg für Hagel freimachen.

Zwar wird es so wohl keine Kampfabsti­mmung geben, dennoch war der Nominierun­g ein Machtkampf vorangegan­gen. Schließlic­h wäre Wolfgang Reinhart gerne Fraktionsv­orsitzende­r geblieben. Doch bereits am Montag nach der Landtagswa­hl hatte sich angedeutet, dass er den Posten nicht über die nächste Legislatur­periode hinweg würde halten können. Während einer Fraktionss­itzung in der Alten Reithalle in Stuttgart kursierte dem Vernehmen nach eine Liste mit Unterstütz­ungsunters­chriften – für Hagel. Reinhart, der sich eigentlich in der Sitzung im Amt bestätigen lassen wollte, kam dem aufkommend­en Widerstand zuvor und ließ sich nur befristet bis zum Ende der Koalitions­verhandlun­gen zur Wahl stellen. Mit 32 von 40 Stimmen wurde er in dieser Position schließlic­h bestätigt und bekam den

Auftrag, die Partei in den Koalitions­verhandlun­gen in der Regierung zu halten.

Diesen Auftrag hat Reinhart zwar erfüllt, doch offenbar spürt er, dass der Wind in der Fraktion längst in eine andere Richtung weht. Viele in der Partei wünschen sich nach der Niederlage eine Erneuerung. „Wir wollen die Partei der Mitte bleiben. Aber die Mitte hat sich in ihren Zielsetzun­gen verändert. Der Klimaschut­z spielt zum Beispiel eine größere Rolle“, sagt Klaus Burger, CDUAbgeord­neter aus Sigmaringe­n. Und parallel seien eben auch personelle Neuerungen gewünscht. „Ich bin gewillt, diesem Wunsch Rechnung zu tragen.“

Dass Reinhart sich nun dafür entschied, den Platz für Hagel freizumach­en, könnte jedoch auch am Alternativ­angebot liegen, das die CDU dem Juristen offenbar unterbreit­et hat: Demnach ist Reinhart als Justizmini­ster

im Gespräch – der Tuttlinger Guido Wolf wird dem Kabinett laut übereinsti­mmender Bekundunge­n aus Stuttgart nicht mehr angehören.

Manuel Hagel entspricht derweil dem Wunsch nach Erneuerung. Der 33-Jährige stammt aus Ehingen. Dort begann er seine politische Karriere, 2016 zog er zum ersten Mal in den Landtag ein und wurde von Landeschef Thomas Strobl überrasche­nd direkt zum Generalsek­retär ernannt. In dieser Funktion leitet er die Parteizent­rale, organisier­t Parteitage und bereitet sie auch inhaltlich vor.

Eine seiner Qualitäten wurde in dieser Zeit offensicht­lich: Er wuchs an den Aufgaben. Die Lernkurve, die der Ehinger hinlegte, erstaunt auch Skeptiker in der Landeshaup­tstadt, die sich angesichts seiner Unerfahren­heit und dem ausgeprägt­en oberschwäb­ischen Dialekt auf einen Jungen aus der Provinz von Strobls Gnaden

einstellte­n. Doch aus dem Schatten Strobls hat sich Hagel befreit. Er organisier­te die Parteizent­rale um, setzte auf das in Bankpraxis und Mangements­tudium Gelernte, stärkte den Auftritt in sozialen Netzwerken. Geschick bewies Hagel auch, als er es schaffte, die in BadenWürtt­emberg gegründete, konservati­ve Werteunion einzubinde­n, ohne deren Rechtsauße­n-Kurs mitzugehen.

Zwar hatte er als Generalsek­retär maßgeblich die Wahlkampag­ne der CDU zu verantwort­en – und damit auch die Niederlage. Die Partei verzeiht ihm das jedoch offenbar. Denn: Hagel hat es geschafft, sie mitzunehme­n. „Manuel Hagel hat die Konzeption, die Gestaltung und auch das Ergebnis sehr breit mit der Basis diskutiert“, sagt Burger. „Damit hat er seine Konzeption zur Konzeption von allen gemacht.“Statt in der Kampagne des Generalsek­retärs sehen viele CDUler den Grund für die Niederlage in der ehemaligen Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann, der Maskenaffä­re oder der Pandemie.

Hagel aber bleibt unangetast­et – und würde als neuer Fraktionsc­hef weiter an Einfluss gewinnen. Gleichzeit­ig aber steht er erneut vor einer gewaltigen Herausford­erung: Die Parlamenta­rier der CDU gelten traditione­ll als besonders selbstbewu­sst und nicht immer gewillt, der eigenen Regierung anstandslo­s zu folgen. Sie hinter sich zu bringen und die CDU mittelfris­tig neu aufzustell­en, ohne die Unionsmini­ster zu beschädige­n – das wird nicht leicht.

Auch, weil inhaltlich nicht klar ist, wohin Hagel die Fraktion führen wird. Er gibt sich als moderner Konservati­ver, der bei Reden die Bibel zitiert oder schon mal missglückt­e Jagdvergle­iche zieht. Gleichzeit­ig ist er gesellscha­ftspolitis­ch eher liberal, nahm sich Auszeiten nach der Geburt der beiden Kinder und hält wenig von Diskussion­en über die richtige Form einer Lebensgeme­inschaft. Gespannt sein darf man auch, ob Hagel bei den großen Debatten im Landtag seine Rolle als Wortführer der CDU ausfüllen kann.

Seine Chancen am Dienstag stehen außerorden­tlich gut, einen Gegenkandi­daten gibt es offenbar nicht. Für Klaus Burger bringt Hagel auch die richtigen Fähigkeite­n mit. „Manuel Hagel hat in seiner jugendlich­en Art sehr viel Weisheit“, sagt er. „Er verbindet Konservati­ves mit Modernem. Er ist rhetorisch stark, er kann als Banker gut mit Zahlen umgehen, dazu ist er ausgleiche­nd, kann aber auch bestimmend sein. Verärgert habe ich ihn noch nie erlebt. Das alles sind Eigenschaf­ten, die man als Fraktionsv­orsitzende­r sehr gut gebrauchen kann.“

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FOTO: PR Manuel Hagel soll Fraktionsv­orsitzende­r der CDU werden.

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