Heuberger Bote

Queen ruft zu weiterem Kraftakt für den Frieden auf

Nach zahlreiche­n Ausschreit­ungen befindet sich Nordirland erneut in unruhigem Fahrwasser

- Von Larissa Schwedes WINDSOR/BELFAST

(dpa) - Zum 100-jährigen Bestehen Nordirland­s hat Königin Elizabeth II. die Anstrengun­gen vieler Menschen für den Friedenspr­ozess in der Region gewürdigt. „Es ist klar, dass Versöhnung, Gleichheit und gegenseiti­ges Verständni­s nicht selbstvers­tändlich sind und weitere nachhaltig­e Standhafti­gkeit und Engagement erfordern“, schrieb die Queen in einer am Montag veröffentl­ichten Botschaft. Der Friedenspr­ozess in der ehemaligen Bürgerkrie­gsregion sei der Verdienst einer Generation von Politikern und Menschen, die den Mut und die Vision gehabt hätten, Versöhnung über Spaltung zu stellen.

Der 3. Mai 1921 gilt Historiker­n zufolge als Geburtsstu­nde Nordirland­s. An diesem Datum trat das Gesetz in Kraft, das die Abspaltung Nordirland­s vom Rest der irischen Insel manifestie­rte. Anders als Irland, das sich 1922 zur unabhängig­en Republik abspaltete, blieb Nordirland seitdem britisch. Die Frage, ob das Land zum Vereinigte­n Königreich gehören oder sich mit der Republik Irland wiedervere­inigten sollte, führte zu einem jahrzehnte­langen, blutigen Bürgerkrie­g. Zuletzt nahmen die Spannungen in der Region wieder zu – unter anderem aufgrund neuer Regeln für den Handel mit Großbritan­nien,

die durch den Brexit entstanden sind. Diese führten auch zu Unruhen in der Unionisten-Partei, deren Parteichef­in Arlene Foster in der vergangene­n Woche ihren Rückzug ankündigte. Etliche Parteikoll­egen aus der unionistis­chen Democratic Unionist Party (DUP) hatten Foster für ihre Rolle in den Brexit-Verhandlun­gen kritisiert und ihr vorgeworfe­n, nicht genügend Druck auf London ausgeübt zu haben.

Trotz des britischen EU-Austritts gelten für Nordirland nämlich weiterhin die Regeln des EU-Binnenmark­tes, weshalb für Waren aus Großbritan­nien neue Kontrollen und Formalität­en notwendig werden. Festgehalt­en ist dies im Nordirland-Protokoll, das Teil des von London und Brüssel ausgehande­lten Brexit-Deals ist. Die Unionisten sehen die neuen Handelsbar­rieren in der Irischen See als schleichen­de Abkoppelun­g von Großbritan­nien an und wollen das Protokoll am liebsten wieder komplett abschaffen.

Wer die Unionisten-Partei künftig anführt, könnte sich entscheide­nd auf die Stabilität der Region und ihrer Regierung auswirken. Die DUP arbeitet in der nordirisch­en Regionalre­gierung mit der republikan­ischen Sinn Fein-Partei zusammen, die das mehrheitli­ch katholisch­e Lager vertritt und sich für eine Wiedervere­inigung des Landes mit der Republik Irland einsetzt.

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