Nutzen für Medizin
Ohne Daten kein medizinischer Fortschritt: In seinem neuen Gutachten betont der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, welche Chance die Digitalisierung für die Behandlung von Kranken habe. „Daten teilen
heißt besser heilen“, schreibt der Rat. Je mehr Patienten bereit seien, ihre Gesundheitsdaten anonymisiert Wissenschaftlern zur Verfügung zu stellen, umso gründlicher könnten die analysieren, welche Therapie die beste sei. Die ePA müsse sich deshlab durchsetzen. Das gelinge nur, wenn jeder Bürger eine ePA zugewiesen bekomme – und ausdrücklich widersprechen müsse, wenn er sie nicht wolle. „Wer in einem solidarisch finanzierten Gesundheitssystem versorgt wird, der sollte unter genau geregelten und kontrollierten Voraussetzungen seine Daten für die gemeinwohldienliche Forschung zur Verfügung stellen“, so der Ratsvorsitzende Ferdinand Gerlach. Das Vorgehen sei mit dem Datenschutz vereinbar. Er weist darauf hin, dass die EUDatenschutzverordnung erlaubt, was in Deutschland Praxis ist: Wissenschaftler können – verschlüsselt übermittelt – Abrechnungsdaten der Krankenkassen zur Forschung nutzen. (bw)
vorbeischauen zu müssen. Aber auch ohne persönliche Vorstellung bei der Kasse ist der Vorgang nicht wirklich einfach. Die Einrichtung für ein Internet-Konto oder auch die Berechtigung zur Teilnahme an einem Carsharing ist leichter zu bewältigen.
Möglicherweise wird der Zulauf größer, wenn alle Arztpraxen ab Juli die technischen Voraussetzungen für die ePA installiert haben. Doch Klaus Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer, warnt vor übertriebenen Erwartungen. Vielerorts gebe es bei den technischen Voraussetzungen Lieferverzögerungen, sodass Ärzte ihre Netzwerke gar nicht pünktlich an die TelematikStruktur anschließen könnten. Deshalb hält es Reinhardt für ein Unding, dass Ärzten eine Strafzahlung droht, wenn sie die technischen Voraussetzungen nicht bis Anfang Juli einrichten.
Die Einführung der ePA könnte also holprig verlaufen – und auch danach nur schleppend vorankommen. Die Erfahrung aus dem Nachbarland Frankreich zeigt, dass es ein Geduldsspiel ist, das Gesundheitswesen zu digitalisieren. Dort war eine ePA nach Angaben des Sachverständigenrats im Gesundheitswesen im Jahr 2006 eingeführt worden – zehn Jahre später hatten gerade mal 580 000 Bürger eine. Inzwischen sind es immerhin etwa 20 Prozent aller Bürger.