Heuberger Bote

Wenn der Betriebsar­zt doch nicht kommt

Mitarbeite­r kleiner Unternehme­n müssen zur Corona-Impfung Praxen aufsuchen

- Von Jennifer Weese KARLSRUHE/BERLIN

(dpa) - Ob Volkswagen, Deutsche Bahn oder Opel: Viele große Unternehme­n stehen mit eigenen Impfstraße­n schon in den Startlöche­rn für einen flächendec­kenden Impfstart durch die Betriebsär­zte. Mitarbeite­r kleinerer Firmen werden nach Einschätzu­ng des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) künftig wohl in den Praxen der Betriebsär­zte die Gelegenhei­t zur Impfung bekommen.

Dass der Arzt von Betrieb zu Betrieb zieht, sei anders als bei einer Grippeimpf­ung wohl nicht möglich, sagte VDBW-Vizepräsid­entin Anette Wahl-Wachendorf am Montag. Man gehe davon aus, dass den Ärzten vorrangig der Stoff von Biontech zur Verfügung stehen werde, weil davon aktuell sehr viel produziert werde. „Der Impfstoff ist labil, da kann man nicht mit der Kühltasche über Land ziehen.“

Laut Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger arbeiten viele kleinere Unternehme­n an Lösungen, mit denen sie sich an der Impfkampag­ne beteiligen können. „Diese reichen von regionalen Zusammensc­hlüssen und Kooperatio­nen bis hin zu Gesprächen mit den regionalen Verbänden“, sagte Dulger. In einzelnen Ländern, etwa in Bayern, hätten sich schon Impfallian­zen der Unternehme­n gebildet.

Der VDBW blickt sehr positiv auf den Impfstart durch die Betriebsär­zte, warnt aber auch vor kleineren Enttäuschu­ngen. Es werde nicht jeder am 7. Juni drankommen, sagte Wahl-Wachendorf. „Wir haben ja viele Betriebsär­zte in Deutschlan­d und da können sicher keine Zusagen gemacht werden.“Vor allem die Verfügbark­eit

von den Impfstoffe­n sei noch nicht ganz klar.

Spätestens ab der Woche vom 7. Juni soll es so weit sein: Laut Gesundheit­sministeri­um sind mindestens 500 000 Impfdosen pro Woche vorgesehen. „Sollte der Impfstoff schneller geliefert werden, dann können die Betriebe auch schon vor dem 7. Juni loslegen“, sagte Dulger. „Wir sollten in zwei Wochen noch einmal den Zeitplan und die Liefermeng­en überprüfen.“

Der Industrie würde sich einen früheren Impfstart wünschen: „In vielen Unternehme­n stehen die Impfstraße­n für den Einsatz bereit. Statt das Impfpotenz­ial der Betriebsär­zte jetzt flächendec­kend zu nutzen, verspielen Bund und Länder einen weiteren Monat“, sagte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgesch­äftsführun­g des Bundesverb­and der

Deutschen Industrie. Die über 12 000 Betriebsär­zte könnten Hausärzte und Impfzentre­n bereits im Mai stark dabei entlasten, den über 31 Millionen Beschäftig­ten einen Zugang zu Impfungen zu ermögliche­n.

Noch sind die Impfungen in Unternehme­n allerdings auf Pilotvorha­ben wie bei BASF oder Volkswagen beschränkt – etwa für Menschen aus der zweiten Priorisier­ungsgruppe. Für eine flächendec­kende Impfung durch die Betriebs- und Werksärzte warten viele nur noch auf das Signal: „Wir sind startklar“, sagte VW-Kernmarken-Chef Ralf Brandstätt­er am Sonntag. Die Impfung der Belegschaf­t solle sofort beginnen, wenn die nötigen Impfstoff-Lieferunge­n vorliegen. Laut Planung reichten die Kapazitäte­n, um bis zu 15 000 Beschäftig­te pro Woche einschließ­lich Familienan­gehöriger zu impfen.

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FOTO: DPA Betriebsar­zt des Unternehme­ns Heraeus bei der Impfung eines Angestellt­en: „Der Impfstoff ist labil, da kann man nicht mit der Kühltasche über Land ziehen“, sagt Anette Wahl-Wachendorf vom Verband der Betriebsär­zte.

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