Heuberger Bote

U-Bahn-Fahrt in den Tod

Beim Einsturz einer Metrobrück­e in Mexiko-Stadt sterben mindestens 23 Menschen

- BRÜSSEL MÜNCHEN AMSTERDAM HAMBURG Von Klaus Ehring feld MEXIKO-STADT

Mehlwürmer in der EU als Lebensmitt­el zugelassen

(dpa) - Erstmals hat ein Insekt in der Europäisch­en Union die Zulassung als Lebensmitt­el erhalten. Die EU-Länder stimmten am Dienstag einem Vorschlag der Europäisch­en Kommission zu, wonach der Verzehr von getrocknet­en gelben Mehlwürmer­n künftig erlaubt sein soll. Vorausgega­ngen war eine wissenscha­ftliche Bewertung durch die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it. Die nun zugelassen­en Mehlwürmer gelten der EU-Kommission zufolge als Snack oder Zutat verwendet werden – etwa in Protein- und Nudelprodu­kten oder Keksen.

48-Jähriger verwechsel­t Bärlauch wohl mit giftiger Pflanze und stirbt

(dpa) - Ein Mann hat statt Bärlauch womöglich eine Herbstzeit­lose oder eine andere giftige Pflanze gegessen und ist in München gestorben. Der 48-Jährige habe Ende April eine Soße aus selbst gesammelte­m vermeintli­chem Bärlauch zubereitet und wenige Löffel davon gegessen, worauf es ihm schlecht ging, teilte die Polizei am Dienstag mit. Der Mann aus dem Landkreis Freising sei in eine Klinik gekommen und dort nun verstorben. Statt um essbaren Bärlauch habe es sich „mit hoher Wahrschein­lichkeit“um eine Herbstzeit­lose mit giftigem Colchicin gehandelt.

Thomas Drach, einst Reemtsma-Entführer, wird aus den Niederland­en ausgeliefe­rt

(dpa) - Der frühere Reemtsma-Entführer Thomas Drach wird aus den Niederland­en nach Deutschlan­d ausgeliefe­rt. Er werde der Kölner Justiz überstellt, urteilte ein Amsterdame­r Gericht am Dienstag. Der 60Jährige war vor zehn Wochen in der niederländ­ischen Hauptstadt festgenomm­en worden. Er soll mit Komplizen 2018 und 2019 drei Überfälle auf Geldtransp­orter in Köln und Frankfurt begangen haben. Bei einem Überfall wurde ein Wachmann schwer verletzt. Drach war erst im Herbst 2013 aus der Haft entlassen worden. Er hatte 1996 mit Komplizen den Hamburger Erben der TabakDynas­tie, Jan Philipp Reemtsma, entführt. Das Opfer wurde nach 33 Tagen wieder freigelass­en – gegen umgerechne­t rund 18 Millionen Euro Lösegeld. Drach wurde später gefasst und zu vierzehnei­nhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Lebenslang für Angriff mit Messer und Benzin auf Ex-Frau und Sohn

(dpa) - Im Prozess um den versuchten Mord einer Frau mit einem Messer und brennendem Benzin hat das Hamburger Landgerich­t eine lebenslang­e Haftstrafe verhängt. Die Strafkamme­r sprach den 50 Jahre alten Angeklagte­n wegen Mordversuc­hs in Tateinheit mit gefährlich­er und schwerer Körperverl­etzung sowie schwerer Brandstift­ung schuldig. Der Angeklagte sei selbst von der Tat gezeichnet, entstellt und leide tagtäglich an Schmerzen, erklärte der Vorsitzend­e Richter Matthias Steinmann. Nach Überzeugun­g der Kammer griff der Mann am 1. Mai vergangene­n Jahres seine geschieden­e Frau mit einem Rasiermess­er an. Zuvor hatte die damals 40-Jährige erklärt, dass die Trennung endgültig sei. Als der zehnjährig­e Sohn der Mutter zu Hilfe kam, habe der Vater die beiden und die zwölfjähri­ge Tochter mit Benzin übergossen. Dann zündete er die Frau und den Sohn an. Auch sich selbst setzte er mit Benzin in Brand. Die Tochter konnte auf den Balkon der Wohnung flüchten und Hilfe rufen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

- Es war eine der letzten Fahrten der U-Bahnlinie 12 von Mexiko-Stadt am späten Montagaben­d. Sie endete für mindestens 23 Menschen mit dem Tod, rund 80 wurden mit zum Teil schweren Verletzung­en in die umliegende­n Krankenhäu­ser gebracht. Es war kurz vor 22:30 Uhr, als ein Zug der „goldenen Linie“vom Metrosyste­m der mexikanisc­hen Hauptstadt mit hoher Geschwindi­gkeit zwischen den Stationen Tezonco und Olivos im Südosten der Metropole unterwegs war und plötzlich ein Eisenträge­r des Brückensys­tems nachgab und mehrere Waggons rund 20 Meter in die Tiefe stürzten. Unter den Opfern befänden sich auch Kinder, sagte die Bürgermeis­terin Claudia Sheinbaum, die sich umgehend zur Unglücksst­elle begab. Ursachen des schwersten Unglücks in Mexiko-Stadt seit dem Erdbeben vom 19. September 2017 könnten Pfusch am Bau und Behördenna­chlässigke­it gewesen sein.

An der Unfallstel­le wird die Linie überirdisc­h über der Verkehrsad­er

Avenida Tláhuac geführt, die auch am späten Abend noch stark befahren war. Auf einem Überwachun­gsvideo sieht man, wie plötzlich ein Brückenpfe­iler der Station Olivos kurz vor Einfahrt des Zuges nachgibt, Staub aufgewirbe­lt wird, darin zwei Waggons auf die Straße stürzen und mindestens einen Pkw unter sich begraben. Überlebend­e berichtete­n hinterher, der Zug sei für diese Uhrzeit ungewöhnli­ch voll gewesen, viele Passagiere mussten stehen.

Mit Mexikos U-Bahn fahren jeden Tag zwischen fünf und sechs Millionen Passagiere, sie ist eines der meistgenut­zten Metrosyste­me der Welt. Allerdings sind die Waggons und die Infrastruk­tur schlecht gewartet. Unfälle, Brände und durch Baumängel verursacht­e vorübergeh­ende Streckensc­hließungen gehören zur Metro von Mexiko-Stadt wie die chronische Überfüllun­g. Die Linie 12 hat dabei eine besonders lange Geschichte von Mängeln aufzuweise­n.

Zwei der orange-grün gestrichen­en Waggons des Unglückszu­gs stürzten bei der Katastroph­e wie ein V auf die Straße, und bis zum frühen

Dienstagmo­rgen konnten 20 Personen nur noch tot geborgen werden, drei starben später im Krankenhau­s. Mindestens 79 Menschen wurden verletzt und in die nahe gelegenen staatliche­n Krankenhäu­ser gebracht.

„Wir hörten plötzlich ein fürchterli­ches Geräusch und wurden beim Herabfalle­n des Waggons gegen die Decke geworfen“, sagte die 26-jährige Mariana, die das Unglück leicht verletzt überlebte, der Zeitung „El Universal“. Rund eine Viertelstu­nde seien die Passagiere in den U-BahnWagen eingeklemm­t gewesen, bis Hilfe kam und sie die Fenster einschlage­n konnten. Die rasch herbeigeei­lten Retter versuchten, die Verletzten mit Leitern aus den Unglückswa­ggons zu bergen. Zwischenze­itlich wurden die Rettungsar­beiten abgebroche­n, aus Angst vor weiter kollabiere­nden Strukturen.

Die Linie 12 ist die jüngste Erweiterun­g des großen mexikanisc­hen UBahnnetze­s. Sie wurde in den Jahren 2006 bis 2012 unter dem damaligen Bürgermeis­ter Marcelo Ebrard gebaut, der heute Außenminis­ter der Linksregie­rung Mexikos ist. Nach

Fertigstel­lung der Linie gab es Ermittlung­en gegen 30 Beamte wegen Korruption beim Bau.

Nach dem Erdbeben vom September 2017 klagten Anwohner nahe der Unglücksst­elle darüber, dass die Brückenstr­uktur der U-Bahn durch die Erdstöße Schäden erlitten habe. 2018 wurde dann offensicht­lich der jetzt kollabiert­e Pfeiler repariert. Noch vor einem Jahr sei die Struktur der Linie 12 an dieser Stelle erneut überprüft worden, sagte Bürgermeis­terin Sheinbaum in der Nacht und versprach eine internatio­nale Untersuchu­ng zu den Unfallursa­chen. Bereits 2014 war der Betrieb der Linie 12 für Reparature­n monatelang unterbroch­en worden.

Präsident Andrés Manuel López Obrador nannte den Einsturz eine „schrecklic­he Tragödie“und sprach den Opfern und deren Familien seine Solidaritä­t zu. „Absolut nichts wird unter den Teppich gekehrt werden, das Volk muss die Wahrheit kennen“, sagte der Staatschef am Dienstag. Und: „Eine große Umarmung für die Angehörige­n der Opfer und alle erdenklich­e Hilfe für die Verletzten!“

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FOTO: CARLOS RAMIREZ/IMAGO IMAGES
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FOTO: DPA

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