Situation im „Biberland“soll sich entspannen
Ortschaftsrat Schura macht sich ein Bild von der Lage am Schönbach – Ortstermin soll offene Fragen klären
- Sie sind ein Dauerthema in Schura – die Biber am Schönbach. Am Montagabend machte sich der Ortschaftsrat ein Bild von der Situation. Bevor voraussichtlich Mitte Mai bei einer gemeinsamen Bachbegehung mit dem Tuttlinger Landratsamt geklärt werden soll, welche Möglichkeiten es gibt, den Auswirkungen der Aktivitäten der Nager Herr zu werden.
Die Stadt hatte den Schönbach im mittleren Abschnitt vor sechs Jahren für 180 000 Euro renaturieren lassen. Seit 2019 haben die Biber dort mehrere Dämme gebaut. Ortsvorsteher Wolfgang Schoch bezifferte deren Zahl auf Schuraer Gemarkung am Montag auf nicht weniger als zehn. Der breiteste von ihnen misst satte sechs Meter. Das Problem: die am Schönbach heimische Biberfamilie hat ihren jüngsten Damm dort errichtet, wo der Kanal in den Schönbach mündet. Und wenn der unter Wasser steht, kann das neue Regenüberlaufbecken, das den Bach sauberer halten soll, seine Funktion nicht erfüllen.
Wenig begeistert vom Tun der Nager sind auch die Schuremer Landwirte: „Ich sorge mich, dass die umgestürzten Bäume den ganzen Bach verstopfen“, meinte Werner Kohler vom nahen Drei-Linden-Hof am Montagabend. „Wir müssen sehen, dass wir den Schönbach offenhalten.“Es entspann sich eine Diskussion mit Bauhofleiter Reiner Hils. „Die Gemeinden sind gehalten, Gewässer naturnah zu gestalten“, wies Hils auf EU-Vorgaben hin. „Und zu naturnaher Gestaltung gehört Totholz.“Hils betonte, „dass der Biber das Bachbett verändert, aber er macht es nicht kaputt“. Auch Schoch meinte, dass er die Bedenken der Landwirte zwar verstehe, dass aber auch wertzuschätzen sei, „was hier als natürliche Landschaft geschaffen wurde“. Das „Biberland“, so die Wortschöpfung des Ortsvorstehers, habe eine Population von Wildgänsen und Enten bekommen.
Eine „blöde Situation für die Landwirte“, so Hils, sei vor allem eine kleine „Insel“, die sich am Rand des Schönbachs gebildet hat, aus dem wegen der Stauung Wasser abgeflossen ist. „Diese Stelle müssen wir in den Griff kriegen“, sprach der Bauhofleiter von einem „Bypass“, einer Art Umleitung, um die Passage offenzuhalten „und das Wasser wegzubringen“. Hils wies auch darauf hin, dass drei Drainagen inzwischen unter der Wasserlinie lägen, „sie können ihre Funktion nicht erfüllen“. Schoch sagte, dass die Böschung abgeflacht werden müsse, „um die Situation zu entspannen – damit das Wasser nicht weiter in die Felder rein fließt“. Hils regte einen flachen Graben an, „der Biber tut sich schwer, den zuzumachen“. Und der größte, sechs Meter breite Damm müsse „komplett entfernt werden, da kommen wir nicht drumherum, wenn wir den Wasserstand absenken wollen“.
Abflachung des Ufers, Reduzierung von Dämmen, Baumpflanzungen zur besseren Beschattung des Schönbachs – mit der anstehenden Bachbegehung soll laut Schoch „festgestellt werden, was wir machen müssen, was wir machen dürfen – und vor allem, wer die Kosten trägt“. Einfach so beseitigen können Gemeinden Biberdämme indes nicht, denn die Tiere unterliegen dem Naturschutzrecht. Es braucht eine Genehmigung der Kreisbehörde. „Alle Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der zuständigen Stellen beim Landratsamt, namentlich der unteren Naturschutzbehörde und des Wasserwirtschaftsamts“, erläuterte Schoch.