Heuberger Bote

Situation im „Biberland“soll sich entspannen

Ortschafts­rat Schura macht sich ein Bild von der Lage am Schönbach – Ortstermin soll offene Fragen klären

- Von Michael Hochheuser TROSSINGEN-SCHURA BERICHT FOLGT

- Sie sind ein Dauerthema in Schura – die Biber am Schönbach. Am Montagaben­d machte sich der Ortschafts­rat ein Bild von der Situation. Bevor voraussich­tlich Mitte Mai bei einer gemeinsame­n Bachbegehu­ng mit dem Tuttlinger Landratsam­t geklärt werden soll, welche Möglichkei­ten es gibt, den Auswirkung­en der Aktivitäte­n der Nager Herr zu werden.

Die Stadt hatte den Schönbach im mittleren Abschnitt vor sechs Jahren für 180 000 Euro renaturier­en lassen. Seit 2019 haben die Biber dort mehrere Dämme gebaut. Ortsvorste­her Wolfgang Schoch bezifferte deren Zahl auf Schuraer Gemarkung am Montag auf nicht weniger als zehn. Der breiteste von ihnen misst satte sechs Meter. Das Problem: die am Schönbach heimische Biberfamil­ie hat ihren jüngsten Damm dort errichtet, wo der Kanal in den Schönbach mündet. Und wenn der unter Wasser steht, kann das neue Regenüberl­aufbecken, das den Bach sauberer halten soll, seine Funktion nicht erfüllen.

Wenig begeistert vom Tun der Nager sind auch die Schuremer Landwirte: „Ich sorge mich, dass die umgestürzt­en Bäume den ganzen Bach verstopfen“, meinte Werner Kohler vom nahen Drei-Linden-Hof am Montagaben­d. „Wir müssen sehen, dass wir den Schönbach offenhalte­n.“Es entspann sich eine Diskussion mit Bauhofleit­er Reiner Hils. „Die Gemeinden sind gehalten, Gewässer naturnah zu gestalten“, wies Hils auf EU-Vorgaben hin. „Und zu naturnaher Gestaltung gehört Totholz.“Hils betonte, „dass der Biber das Bachbett verändert, aber er macht es nicht kaputt“. Auch Schoch meinte, dass er die Bedenken der Landwirte zwar verstehe, dass aber auch wertzuschä­tzen sei, „was hier als natürliche Landschaft geschaffen wurde“. Das „Biberland“, so die Wortschöpf­ung des Ortsvorste­hers, habe eine Population von Wildgänsen und Enten bekommen.

Eine „blöde Situation für die Landwirte“, so Hils, sei vor allem eine kleine „Insel“, die sich am Rand des Schönbachs gebildet hat, aus dem wegen der Stauung Wasser abgeflosse­n ist. „Diese Stelle müssen wir in den Griff kriegen“, sprach der Bauhofleit­er von einem „Bypass“, einer Art Umleitung, um die Passage offenzuhal­ten „und das Wasser wegzubring­en“. Hils wies auch darauf hin, dass drei Drainagen inzwischen unter der Wasserlini­e lägen, „sie können ihre Funktion nicht erfüllen“. Schoch sagte, dass die Böschung abgeflacht werden müsse, „um die Situation zu entspannen – damit das Wasser nicht weiter in die Felder rein fließt“. Hils regte einen flachen Graben an, „der Biber tut sich schwer, den zuzumachen“. Und der größte, sechs Meter breite Damm müsse „komplett entfernt werden, da kommen wir nicht drumherum, wenn wir den Wasserstan­d absenken wollen“.

Abflachung des Ufers, Reduzierun­g von Dämmen, Baumpflanz­ungen zur besseren Beschattun­g des Schönbachs – mit der anstehende­n Bachbegehu­ng soll laut Schoch „festgestel­lt werden, was wir machen müssen, was wir machen dürfen – und vor allem, wer die Kosten trägt“. Einfach so beseitigen können Gemeinden Biberdämme indes nicht, denn die Tiere unterliege­n dem Naturschut­zrecht. Es braucht eine Genehmigun­g der Kreisbehör­de. „Alle Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der zuständige­n Stellen beim Landratsam­t, namentlich der unteren Naturschut­zbehörde und des Wasserwirt­schaftsamt­s“, erläuterte Schoch.

 ?? FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER ?? Der Biber hat am Schönbach deutliche Spuren hinterlass­en. Die Schuraer Ortschafts­räte schauten sich am Montagaben­d die aktuelle Situation an, Bauhofleit­er Reiner Hils (rechts) erläuterte Hintergrün­de.
FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Der Biber hat am Schönbach deutliche Spuren hinterlass­en. Die Schuraer Ortschafts­räte schauten sich am Montagaben­d die aktuelle Situation an, Bauhofleit­er Reiner Hils (rechts) erläuterte Hintergrün­de.
 ?? FOTO: RALF PFRÜNDER ?? Einer der Jungbiber schwimmt im Schönbach.
FOTO: RALF PFRÜNDER Einer der Jungbiber schwimmt im Schönbach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany