Online-Banking wird in der Pandemie immer beliebter
Mehr als 60 000 Anmeldungen registriert die Sparkasse am Tag – Abbau von Geschäftsstellen ist kein Thema
(maj) - Die CoronaPandemie werde das Nutzerverhalten von Bankkunden nachhaltig verändern. Diese Vermutung haben Markus Waizenegger und Daniel Zeiler, die Vorstände der Kreissparkasse Tuttlingen, schon vor einem Jahr geäußert. Die Entwicklung bestätigt sie. Eine Reduzierung der Infrastruktur im Landkreis (s. Infokasten) hat dies aber nicht zur Folge.
Mit mehr als 15 Millionen Anmeldungen im Online-Bereich verzeichnete die Sparkasse einen Zuwachs im vergangenen Jahr von 18,6 Prozent. Große Zahlen, die Zeiler an einem Beispiel veranschaulicht: „Bei 250 Arbeitstagen in einem Jahr waren täglich 61 000 Kunden in unserer OnlineFiliale. Das ist schon ein Wort.“Vergleichbare Werte haben die wirklichen Geschäftsstellen nicht zu bieten. „Die Kassenposten sind weiter rückläufig“, sagt er. Innerhalb des vergangenen Jahres sank der Anteil des Zahlungsverkehrs in der Filiale noch einmal um mehr als 17 Prozentpunkte. Auch das Erledigen von Bankgeschäften am Geldautomaten wurde um den ähnlichen Wert verringert.
Anders sieht es bei den Zahlungen durch die Girokarte aus. Diese stieg von 16,3 Prozent auf 27,1 Prozent. „Die Girokarte ist der Dreh- und Angelpunkt, um am wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können“, erläutert Zeiler. Der Absturz der Geldgeschäfte mittels der Kreidtkarte (von 14,6 Prozent auf minus fünf Prozent) sei direkt auf die Pandemie zurückzuführen. „Im vergangenen Jahr gab es weniger Reisen. Die Kreditkarte hat für bargeldloses Zahlen im Ausland sonst immer ein hohes Niveau.“
Nimmt man den Wert von 100 Prozent als Ausgangspunkt, um die Entwicklung der Zahlungsverkehre zu bewerten, dann sind die Girokarte (230,1 Prozent) und die Kreditkarte (183,4 Prozent) die Gewinner. Rückläufig sind die Zahlen bei den Geldautomaten (89,1 Prozent) und Kassenposten (49,4 Prozent). Aus Sicht von Zeiler habe die Werbung der Geschäfte, lieber mit Karte als mit Bargeld zu zahlen, die Entwicklung verstärkt. Er glaubt, dass sich dieser Unterschied früher oder später ausgleichen werde, von den höheren
Werten beim elektronischen Zahlungsverkehr werde man aber nicht runterkommen. Schließlich habe das Zahlen mit der Karte den Vorteil, dass auf dem Kontoauszug „jede Abbuchung sauber aufgelistet ist. Fast wie in einem Haushaltsbuch“. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Zahl der Girokonten bei der Sparkasse nur gering um ein Prozent erhöht. Mit 77 000 privaten und gewerblichen Girokonten ist rechnerisch jeder zweite Kreisbürger bei der Sparkasse.
Ungeachtet dessen will die Sparkasse weiter in die „stationäre Infrastruktur“investieren, an eine Reduzierung der Geschäftsstellen ist nicht gedacht. „Es ist wichtig, dass wir weiter vor Ort sind. Es gibt Themen im Leben, da ist persönliche Beratung notwendig.“