Volksbank Trossingen steht in Krise vergleichsweise gut da
Zahl der Kundeneinlagen und Darlehen wächst 2020 deutlich – Drei Prozent Dividende für die gut 5000 Mitglieder
- Die Volksbank Trossingen steht in der Krise vergleichsweise gut da. Das war die Botschaft des Bilanzpressegesprächs am Donnerstag. Davon haben auch die rund 5100 Mitglieder des genossenschaftlichen Geldinstituts etwas: Die beiden Vorstände Michael Weisser und Stefan Kern kündigten die Ausschüttung einer Dividende von drei Prozent an – gleichwohl die im Vorjahr noch bei vier Prozent gelegen hatte.
„Vergangenes Jahr haben viele gar nichts ausgeschüttet“, betonte Weisser. „Aus Vorsichtsgründen“aufgrund der unsicheren Konjunkturerwartung sei man einen Prozentpunkt runtergegangen. „Ich gehe davon aus, dass wir die drei Prozent auch 2022 aufrechterhalten können“, prognostizierte er angesichts der aktuellen, eher positiv stimmenden Entwicklung.
Denn die Zahl der Kundeneinlagen, rund ein Drittel kamen von Firmen, zwei Drittel von Privatkunden, wächst auch in diesem Jahr weiter. Bereits 2020 waren sie um 12,7 Prozent auf 216 Millionen Euro gestiegen. Ein Plus von 7,9 Prozent verzeichnete die Volksbank Trossingen im Kundenkreditgeschäft – von 128 in 2019 auf 138 Millionen Euro. „Ein hervorragendes Ergebnis für unser Haus“, ordnete Kern die Zahlen ein. Folglich kletterte die Bilanzsumme 2020 mit 30 Millionen Euro um 12,2 Prozent auf 278 Millionen Euro, berichteten Kern und Weisser.
Die steigende Zahl der Darlehen ist auch den Auswirkungen der Pandemie geschuldet. Viele Haushalte „wirtschaften am unteren Rand“, sagte Weisser. „Wir sind bereit zu helfen, wenn wir bisher gute Erfahrungen gemacht haben mit den Kunden“,
betonte er, dass die Volksbank „bisher keinen Darlehenswunsch aus dem eigenen Kundenstamm abgelehnt“habe. Nur ein „relativ kleiner Anteil der Darlehen“sei an Firmen gegangen. „Unsere Wirtschaft in Trossingen ist relativ stabil“, befand Weisser. Äußeres Zeichen dafür sind die 2,3 Millionen Euro, die für Firmenkunden aus Corona-Förderprogrammen
beantragt worden seien: „1,4 Millionen davon sind bisher abgebucht worden – der Rest wird nicht gebraucht.“
Der Zinsüberschuss der Trossinger Volksbank ging 2020 um 2,9 Prozent zurück auf 3,9 Millionen Euro – laut Kern Ausdruck der Niedrigzinspolitik. Das Provisionsergebnis, etwa in der Immobilienvermittlung, stieg um 7,6 Prozent auf 1,4 Millionen Euro. Die Kundendepotstände legten von 48,2 auf 49,5 Millionen Euro zu. Die Kosten für den Verwaltungsaufwand sanken um 2,7 Prozent auf 3,5 Millionen Euro – laut Weisser unter anderem aufgrund etlicher durch die Krise ausgefallener Veranstaltungen. Das Betriebsergebnis sank leicht um 0,6 Prozent auf 1,74 Millionen Euro.
Die Volksbank habe für das Geschäftsjahr 2019 rund 536 000 Euro Steuern gezahlt, die zu einem großen Teil über die Gewerbesteuer an die Region zurückflössen, bilanzierten die beiden Vorstände. Die Eigenmittel seien 2020 um 1,8 Prozent angewachsen auf 31,5 Millionen Euro – was einer Gesamtkapitalquote von gut 19 Prozent entspreche, womit „die Eigenmittelanforderungen nach Basel III problemlos erfüllt werden“.
34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt die Trossinger Volksbank. „Kurzarbeit war bei uns nie Thema – wir haben die ganze Zeit in voller Stärke gearbeitet“, sagte Weisser. Im Jahresverlauf seien fünf Auszubildende beschäftigt worden. Seit April gibt es mit Guido Maier und Damir Tomasovic zwei neue Prokuristen. An den drei Standorten an Hauptstraße, Theresienkirche und in Schura solle sich nichts ändern. Die Vorstände betonten, dass es aus ihrer Sicht „ohne Wertpapieranlagen in den nächsten Jahren keine Rendite geben wird“. Folglich sei es „wichtig für unsere Kunden, erste Erfahrungen zu sammeln im Wertpapiergeschäft – damit sie merken, dass das kein Teufelswerk ist“. Zur Digitalisierung liefen mehrere Projekte, unter anderem zur „elektronischen Kreditakte“und technischen Unterstützung im Betriebsmanagement. Weisser appellierte an die Trossinger, „die örtliche Wirtschaft wieder stärker in den Fokus zu nehmen, wenn die Lockerungen kommen – das wird der Stadt helfen“.
Die Generalversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr findet am Freitag, 21. Mai, um 19 Uhr im Trossinger Konzerthaus als Präsenzveranstaltung unter Einhaltung der Hygienevorschriften statt.