Digitalisierung soll helfen, Verluste durch Pandemie aufzufangen
Mode Messner setzt auf Aktivitäten wie „Live-Shopping“bei Instagram – 2021 Umsatzrückgang um 70 Prozent
- Modegeschäfte gehören zu den Läden, die mit am stärksten betroffen sind von den Schließungen wegen der Pandemie. „Durch Corona haben wir einen etwa 70-prozentigen Umsatzverlust in 2021“, sagt Esther Messner, Mitinhaberin von Mode Messner in Trossingen. Wie andere Trossinger Einzelhändler setzt sie nun voll auf Digitalisierung, um die Verluste zumindest zum Teil aufzufangen.
Fast 30 Jahre gibt es das Modegeschäft in Trossingen, blickt Messner zurück. Inzwischen sind es mehrere Filialen, insgesamt vier in der Musikstadt und zwei in Schwenningen. 30 Beschäftigte verteilen sich auf die sechs Geschäfte, knapp zwei dutzend von ihnen arbeiten in Trossingen. Wie bei vielen anderen Unternehmen ist ein Großteil der Beschäftigten in Kurzarbeit. „Die meisten nur zu einem kleinen Anteil“, sagt Esther Messner. Manche, wie die Auszubildenden, würden weiterhin voll arbeiten. Viele der Beschäftigten würden eh in Teilzeit ihr Geld verdienen. „Wir versuchen, alle mit an Bord zu holen.“Gearbeitet werde während der Präsenzzeit von zehn bis 14 Uhr in in der Regel wöchentlich wechselnden, gleichen Teams, erläutert Esther Messner. Die Kurzarbeit galt im vergangenen Frühjahr für einige Monate und nun seit Dezember
durchgehend. Eine Entlassung habe es gegeben aufgrund der Krise.
Damit es nicht mehr werden, hat das Modegeschäft neue Aktivitäten gestartet. Eine wesentliche ist das Live-Shopping, das seit Januar einmal wöchentlich eine Stunde läuft. „Meine Tochter Sarah, die seit fünf Jahren bei Instagram ist, hatte die Idee“, sagt Esther Messner. Das Live-Shopping bei Instagram laufe inzwischen bei allen Läden separat an verschiedenen Tagen. Zuvor getestete Mitarbeiterinnen machen, natürlich mit Schutzmasken, einen Rundgang durch den Laden und führen neue
Kleidungsstücke vor, ziehen diese auch teilweise an. „Sie zeigen zum Beispiel, welche Teile kombiniert werden können.“
Die Kundinnen können per Chat in den Dialog mit dem Modehaus treten, „sie fragen nach den Kosten, welche Größen und Farben wir vorrätig haben“. Die Videos würden bei Instagram eingestellt. Zwischen 50 und 120 Interessierte seien beim LiveShopping dabei, viele von ihnen inzwischen Stammkunden. „Es kommen immer eine ganze Reihe an Bestellungen rein“, ist Messner mit dem Resultat zufrieden.
„Einmal haben wir auch eine Herren-Live-Show
gemacht.“Der Trossinger Lothar Simmerer habe sich als Model zur Verfügung gestellt. „Das kam gut an bei männlichen Kunden.“Auch die Bestellungen der Follower liefen über Instagram. Das nächste Live-Shopping in der Damenabteilung ist am Samstag, 8. Mai, um 15 Uhr. Auch Posts von Mode Messner bei Instagram und teilweise bei Facebook seien inzwischen täglich Usus, so Esther Messner, „etwa zu Muttertags-Gutscheinen oder Gewinnspielen“. Im vergangenen Herbst sei zudem ein Online-Shop eingerichtet worden, weitere für einzelne Filialen entstünden gerade. „Bestellungen beim Live-Shopping Trendbereich werden deshalb zum größten Teil dann über den Online-Shop abgewickelt.“
„Wie sollen Kunden bestellen, die die Ware nicht sehen können?“, stellt Esther Messner eine Grundsatzfrage in Coronazeiten. Derzeit laufe es häufig so ab, dass Kunden anriefen, und Mitarbeiterinnen das Angebot mittels des Handys zeigen oder erklären, wie das Kleidungsstück aussieht. Zudem habe es seit Dezember zwölf Tage mit Termin-Shopping gegeben in Trossingen. „Es ist alles sehr mühsam“, bilanziert Esther Messner nach einem Jahr allseitigem CoronaFrust. Auch die Variante mit „click & collect“, bei der Kunden die Ware bestellen und abholen, sei „zäh und schwierig“.