Umleitungsverkehr belastet Gemeinden
Darum ist Neuhausen offizielle Umleitungsstrecke – Regelmäßige Tempo-30-Kontrollen
- Lastwagen, Transporter, Autos mit und ohne Anhänger: Seit gut vier Wochen rollen deutlich mehr Fahrzeuge durch die Gemeinde Neuhausen ob Eck als üblich. Grund dafür sind die Sanierungsarbeiten am Wehstetter Kreisverkehr und den abzweigenden Bundesstraßen. Diese Sperrung macht sich auch in Emmingen-Liptingen bemerkbar. Für beide Gemeinden gibt es gute Neuigkeiten.
Die Blechmassen, die sonst auf der B 311 an Neuhausen und auf der B 14 am Ortsteil Liptingen vorbei fahren, werden seit dem 6. April offiziell durch die Gemeinde Neuhausen ob Eck geleitet. Denn von Tuttlingen aus kommend ist die B 14 ab dem Hühnerhofkreisel dicht. Gleiches gilt ab der Anschlussstelle Liptingen sowie die B 311 betreffend ab der Anschlussstelle Neuhausen ob Eck. Beide Bundesstraßenäste sind inzwischen abgefräst. Die Bauarbeiten am Kreisverkehr laufen nach Plan, wie Simon Müller, Projektleiter des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg, erklärt.
„Der Montag war der letzte Tag der Betonierarbeiten am Wehstetter Kreisel“, sagt Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf der Baustelle sei man nie in eine Regenphase hineingekommen und habe daher den Betonierplan einhalten können. Schadstellen auf den beiden Bundesstraßen seien ebenfalls gerichtet worden. Vorgesehen ist, dass die Arbeiten bis Anfang Juni fertiggestellt werden.
In Neuhausen ob Eck ist man nach etwa der Hälfte der Bauzeit froh, wenn die Baustelle abgeschlossen ist und die Bundesstraße 311 wieder normal genutzt werden kann. „Das Verkehrsaufkommen ist deutlich gestiegen, klar“, erklärt Bürgermeisterin Marina Jung. „Dadurch, dass die Umleitung durch den ganzen Ort führt, nimmt man das schon deutlich wahr“, schildert sie. Vor allem die umliegenden Häuser seien stark betroffen.
Um die Neuhauser und die Anlieger etwas zu schützen, habe die Verwaltung bei Gesprächen mit dem Regierungspräsidium daher darauf hingewirkt, dass für die Dauer der Maßnahme auf der betroffenen Strecke Tempo 30 gilt. „Natürlich haben wir uns eine weiträumigere Umfahrung gewünscht, haben unsere Bedenken angebracht. Letztendlich haben wir das aber nicht in der eigenen Hand und es wurde anders festgelegt“, sagt Jung. Die Geschwindigkeitsbegrenzung sorge zumindest dafür, dass der Lärmpegel ein Stück weit sinke.
Die Verkehrsteilnehmer hielten sich zum großen Teil an die Geschwindigkeitsbeschränkung, so Jungs Eindruck. „Einige schießen dennoch durch den Ort.“Inzwischen sei auch der Blitzer am Ortseingang auf Tempo 30 eingestellt. Tafeln, die die Geschwindigkeit anzeigen, sollen die Verkehrsteilnehmer an den Ortseingängen ebenfalls sensibilisieren, wie Jung erklärt.
Weil viele Autofahrer seit der Sperrung auch durch Liptingen fahren, wurden auch dort Tempo-30Schilder aufgestellt. Die Rückmeldungen, die Emmingen-Liptingens Bürgermeister Joachim Löffler seither bekomme, seien sehr unterschiedlich. „Da ist querbeet durch den Gemüsegarten alles dabei“, sagt er. Nachdem seitens des Landratsamtes und der Polizei viele Radarkontrollen gemacht würden, habe es Äußerungen gegeben, dass die Autofahrer nur abkassiert würden. Er habe aber auch mitbekommen, dass Anwohner der Stockacher Straße sich bei den Beamten im Wagen bedankt hätten, dass die Geschwindigkeit kontrolliert werde.
Seitens der Polizei erklärt Matthias Preiss vom Polizeirevier in Tuttlingen auf Nachfrage unserer Zeitung, dass im Rahmen des 24/7-Regeldienstes die Umleitungsstrecken sowie die 30er-Bereiche von den Polizeistreifen überwacht werden. „Auf die betroffenen 30er-Bereiche haben wir ein besonderes Augenmerk“, erklärt er. Neben dem Revier in Tuttlingen seien auch andere Stellen eingebunden. „Wir sind da hinterher.“Entsprechende Vergehen, wie Geschwindigkeitsverstöße oder Missachtung von Sperrungen, würden konsequent geahndet werden. Konkrete Zahlen kann er allerdings nicht nennen, weil mehrere Stellen eingebunden seien.
Auswirkungen habe die Umleitung aber auch auf Tuttlingen. Im Bereich der in der Stockacher Straße eingerichteten Ampel, könne es beispielsweise zu Wartezeiten kommen. Bisher laufe die Umleitung aber recht gut, fasst Preiss zusammen. Sollte es künftig noch zu Problemen kommen, werde versucht, nachzusteuern.
So, wie das auch in Liptingen und der Tempo-30-Zone der Fall war. „Viele haben die Kreisstraße genutzt, statt der Umleitung, das war so nicht angedacht“, ruft Simon Müller vom RP in Erinnerung. Daher habe man in Absprache mit der Gemeindeverwaltung und den zuständigen Behörden mit der Tempo-30-Beschränkung gegengesteuert und somit versucht, den Anwohnern das höhere Verkehrsaufkommen erträglicher zu machen. Dass Liptingen nicht per se als Umleitungsstrecke eingerichtet wurde, hat laut Müller einen bestimmten Grund: „Das hat etwas mit der Leistungsfähigkeit der Straße zu tun“, erklärt er. „Wir sind bestrebt, den Verkehr der Bundesstraße auch über eine gleichwertige Straße umzuleiten.“Das sei bei der Ortsdurchfahrt von Neuhausen der Fall, da diese, bevor die Umgehung kam, ebenfalls eine Bundesstraße war. „Die Kreisstraße in Liptingen ist wegen den Kurven nicht dafür ausgelegt und für eine offizielle Umleitung nicht geeignet“, so Müller.
Probleme in den Kurven hat aber auch Neuhausens Bürgermeisterin Marina Jung schon beobachtet. „Lkws kommen manchmal nicht um die Kurve und fahren dann auf dem Gehweg. Dabei kommt es zu Beschädigungen“, schildert sie. Daher werde die Gemeinde, wenn die Baustelle abgeschlossen ist, eine Begutachtung der Straßenverhältnisse machen und sich dann an das Regierungspräsidium wenden.
Auch wenn sich die Betroffenen eine weiträumigere Umfahrung gewünscht hätten, gibt es eine gute Nachricht für die Neuhauser: Ab kommender Woche, also dem 10. Mai, soll der große Asphalteinbau auf der B 311 starten, informiert Müller. „Die Bauzeit läuft perfekt.“