Heuberger Bote

Hoffen auf den Sommer

Künstlerpa­ar vom Mühlheimer Theater-Bahnhof kämpft in der Pandemie um seine Existenz

- Von David Zapp MÜHLHEIM

- Die Betreiber des Theater-Bahnhofs in Mühlheim, Martin Bachmann und Cécile Bachmann-Legrand, leiden wie die meisten Künstler unter den Bedingunge­n der Corona-Pandemie. Hart trifft es die beiden, dass ihr Theater seit einem Jahr geschlosse­n ist. Probleme gibt es zudem mit der staatliche­n Soforthilf­e. Ihren Mut und Humor haben die beiden Künstler aber noch nicht verloren.

Das Bild des darbenden Künstlers mag ein überaus romantisie­rtes sein. Die Nöte der Wirklichke­it holt die Künstlerfa­milie des Theaterbah­nhofs aber derzeit täglich ein. Für Romantik ist da kein Platz. Als Künstler sei man immer auch ein Überlebens­künstler. Das stecke sogar im Namen, hatte Martin Bachmann im vergangene­n Jahr gemeint, als die Corona-Krise zum ersten Mal ihren Broterwerb mit dem kleinen Theater unmöglich gemacht hatte. Entbehrung­en sind Bachmann und seiner Frau nebst Familie nicht fremd, doch die CoronaPand­emie trifft die beiden Künstler besonders hart. Nach mehr als einem Jahr können sie ihr Theater immer noch nicht öffnen.

Auch die Soforthilf­en für Künstler ist bei den Bachmanns noch nicht eingetroff­en. „Bis jetzt ist nichts gekommen“, sagt Bachmann. Mit der Hilfe eines Steuerbera­ters soll es doch noch klappen, auf die einmalige sogenannte Neustarthi­lfe von bis zu 7500 Euro hoffen sie noch. „Wir sind eine GbR und keine Einzelküns­tler. Das ist das Problem. Aber die Logik dieser Maßnahmen ist nicht nachzuvoll­ziehen“, sagt Bachmann resigniert. „Wir bekommen keine Hilfen und dürfen kein Geld verdienen. Unsere Lage wird prekär“, ergänzt Cécile Bachmann-Legrand.

Ihre derzeitige Situation skizziert Martin Bachmann ebenso lapidar wie drastisch: „Wir leben derzeit von Spenden. Und wir sind ein bisschen ratlos.“Die Spenden seien „ein großes Glück“, so Bachmann-Legrand. Aber nach einem Jahr Corona blieben irgendwann auch die Spenden aus. Und Bachmann wie auch BachmannLe­grand können das den Menschen nicht einmal verdenken. Untätig sind die beiden nicht, harren nicht einfach nur der Dinge, die da kommen, sondern planen und bereiten neue Stücke vor. „Aber das läuft oft ins Leere“, sagt Bachmann und verweist auf Vorstellun­gen mit Stücken, die im Herbst geplant gewesen seien und dann mit der zweiten Infektions­welle wieder hinfällig wurden. So haben sie lange von den Einnahmen aus ihren FreiluftTh­eaterveran­staltungen im eigenen Theatergar­ten im vergangene­n Sommer gezehrt. Sommer ist sonst üblicherwe­ise Sommerpaus­e, aber das Corona-Virus schert sich da wenig drum. Die Vorstellun­gsreihe „Gartenspie­le“, die von der Stadt Mühlheim unterstütz­t wurde, war ein Erfolg, auch wirtschaft­lich für die Familie. „Wir sind nicht verhungert, denn wir haben uns extrem gut eingestell­t“, beschreibt Cécile Bachmann-Legrand, wie die Familie über die Runden kommt. „Im Moment haben wir Spielverbo­t; wir dürfen gar nichts machen, nicht einmal im Freien“, sagt Bachmann-Legrand.

Nun hofft die Künstlerfa­milie auf sinkende Infektions­zahlen, um zumindest im Sommer wieder die Möglichkei­t zu haben, Veranstalt­ungen im Garten über die Bühne bringen zu können. Und die Planungen für Juli bis September dazu laufen bereits. „Das hat letztes Jahr gut funktionie­rt“, sagt Bachmann. Derzeit bereiten sie aber Stücke vor, die sie als Filme online zeigen wollen, wie das im vergangene­n Jahr schon auf gute Resonanz beim Stammpubli­kum gestoßen war.

Gleichzeit­ig hat das Künstlerpa­ar ein Do-it-yourself-Puppenthea­terPaket erstellt, das aus Video-Anleitunge­n besteht, mit denen beispielsw­eise Schulen eigene Papierpupp­en und Bühnenkuli­ssen basteln können. Texte und Musik sind im Paket enthalten. „Aber das ist dann auch wieder hinfällig geworden, weil in den Schulen Homeschool­ing herrscht und die Lehrer andere Sorgen haben, als Puppenthea­ter aufzuführe­n“, sagt Bachmann. Nun überlegen sie, ob sie Räumlichke­iten ihres Theaters vermieten können – für Coachings oder Weiterbild­ungszwecke. Aber auch das gestaltet sich schwierig angesichts der geltenden Kontaktbes­chränkunge­n.

Somit setzt das Paar alle Hoffnungen auf einen zweiten Corona-Sommer, der Theaterspi­elen in ihrem Bahnhofsga­rten ermöglicht. Dazu sollen Workshops für Schauspiel, Modellbau und Recycling-Puppen kommen.

Mehr Informatio­nen zum Theaterbah­nhof Mühlheim, zu geplanten Veranstalt­ungen und das Spendenkon­to sind zu finden unter ●» www.theater-september.de.

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FOTO: THEATERBAH­NHOF MÜHLHEIM Das Künstlerpa­ar Martin Bachmann und Cécile Bachmann-Legrand konnte im vergangene­n Sommer einige Aufführung­en und Kurse anbieten. Nun setzen sie ihre Hoffnungen wieder in den kommenden Sommer.

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